Aber bedeutet denn Journalismus nicht, Geschichten zu erzählen?

Die Journalistin Rukmini Callimachi von der New York Times interviewt einen jungen Kanadier, der behauptet, als Kämpfer beim IS gedient und Menschen umgebracht zu haben. In ihrem vielgefeierten Podcast Caliphate erzählt gekonnt über die Abenteuer und Verbrechen – bis über die Authentizität ihrer Quelle Zweifel aufkommen und sich die New York Times mit einem peinlichen Fälscher-Problem im eigenen Haus konfrontiert sieht.

Der Journalist, der mich um ein Interview anfragt, hat die Idee, dass das Ganze mit dem seit längerem grassierenden Storytelling-Hype zu tun hat. Die Redaktionen sind so sehr auf gute Geschichten aus, dass sie gegenüber der Nachrecherche nachlässig werden.

Da rennt er bei mir offene Türen ein. Ja, sage ich. Es ist ein Riesenproblem, dass die Medienhäuser ihren Redaktionen Storytelling verordnen und es über die gründliche Recherche stellen.

Aber dann sagt eine Kollegin: Journalismus bedeutet doch, Geschichten zu erzählen.

Ja. Erzählen zu können, macht den Journalismus lebendiger. Aber wer Storytelling sagt, hebt das Erzählen über alle anderen journalistischen Fähigkeiten hinaus. Weiterlesen

Storytelling, Teil 8: Der erzählerische Einstieg

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Storytelling, Teil 5: Andere erzählen lassen (“Storydoing”)

Wenn ich meine Marke aufbauen wollte, würde ich nicht meine Geschichte, sondern die Geschichte von anderen erzählen. Ich würde dafür sorgen, dass sich alle, die meine Marke erreichen soll, als Teil meiner Geschichte verstehen. So dass dann die anderen meine Geschichte erzählen (virales Marketing).

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Storytelling, Teil 4: Vom Argumentieren zum Erzählen

Erzählen kann verschiedene Funktionen haben. Hier sollen einfache Beispiele aus der Werbung zeigen, wie sich das Erzählen allmählich selbständig gemacht hat.

Beginnen müssen wir bei der klassischen Vorstellung des Argumentierens. Die Annahme ist: Ein Produkt soll gekauft werden. Der Kunde wird mit einer Mini-Überzeugungsrede konfrontiert. Das einfachste Modell besteht aus einer Aussage, die mit einer Argumentation gestützt wird.

In einem zweiten Schritt werden wir sehen, dass diese Argumentation auch durch eine Erzählung ersetzt werden kann. Die Erzählung, nicht eine rationale Überlegung, stützt die Aussage.

Im dritten Fall stützt die Erzählung nicht mehr direkt eine Aussage, sondern das Gesamtbild des Produkts bzw. der Marke.

Im vierten Fall werden Geschichten erzählt, die nicht mehr die Geschichte der Marke sind, sondern die nur noch lose – über die Werte, die sie verkörpert – mit der Marke verbunden sind.

Letztlich werden die Konsumenten Geschichten rund um die Marke erzählen, ohne dass sie von dieser initiiert worden sind. Vom Storytelling zum Storydoing.

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Storytelling, Teil 3: Werbung, Branding

In der Werbung kann Storytelling vom Produkt losgelöst sein. Das Ziel besteht darin, dass die in der Erzählung enthaltenen Werte auf das Produkt abstrahlen.

Einer der meistdiskutierten Werbefilme während der Superbowl-Übertragung 2014 zeigte eine Folge von Bildern vom schönen, glücklichen Freizeit-Amerika – von den wilden Bergen über die Wellen des Pazifiks bis zum Familienglück im Fast-Food-Lokal. Dazu wurde von Kinderstimmen America the Beautiful (Youtube) gesungen. Die Stimmen wechselten so ab, dass der englische Text ins Spanische und dann in weitere sieben Sprachen von ImmigrantInnen überging.

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Storytelling, Teil 2: Was bedeutet Erzählen?

„Erzählen“ hat im Deutschen mehrere Bedeutungen. Für die Diskussion über Storytelling ist es wichtig, die Begriffe zu klären und auseinanderzuhalten.

Erzählen ist eine der sprachlichen Handlungsformen, die man als Journalistin oder Journalist beherrscht. Wer erzählt, gibt die Entwicklung einer Geschichte von einem Anfangszustand zu einem Endzustand dar.

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Storytelling, Teil 1: Wichtig, aber im Journalismus sekundär

Man soll also Geschichten erzählen – möglichst überall und in jedem Zusammenhang.

Meine Meinung: Eine Geschichte zeigt einen Einzelfall. Das ist immer attraktiv. Aber in vielen Fällen (gerade im Journalismus) lenkt dies von den gut zu recherchierenden und allgemein gültigen Informationen ab.

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Storytelling für Studierende der Medienwissenschaft (Script)

Hier finden Sie Vorlesungsskripte, die in den Storytelling-Seminaren der letzten Jahre entstanden sind. Sie wenden sich an Studierende der Medienwissenschaft. Im Gegensatz zu literaturwissenschaftlichen Ansätzen werden hier einfache Formen des Erzählens behandelt, die einem praktischen Zweck dienen, der über die Unterhaltung hinausgeht: Im Journalismus wird erzählt, um eine Aussage zu stützen; in der Werbung wird erzählt, um eine Stimmung zu erzielen; im Berufsleben wird erzählt, um Erfahrungen weiter zu geben, usw.

Der folgende Text ist in (meinem) Englisch verfasst. Er kann hier als PDF heruntergeladen werden:

Script Storytelling 2016 4th ed

Eine deutschsprachige Fassung wird gelegentlich folgen.