Menschen, denen das Reden schwer fiel, Teil 5: Greta Thunberg, Konrad Lorenz und andere

Greta Thunberg steht vor einigen hundert Zuhörerinne und Zuhörern, einsam auf einer riesigen Bühne, die auch älteren Rednern Ehrfurcht einflößen würde. Man sieht ihr an, dass sie sich nicht wohl fühlt. Aber sie redet trotzdem. Sie sagt: Ich habe das Asperger-Syndrom, und das bedeutet, dass ich nur spreche, wenn es notwendig ist. Und dann fügt sie hinzu: Jetzt ist es notwendig.

Later on, I was diagnosed with Asperger syndrome, OCD and selective mutism. That basically means I only speak when I think it’s necessary – now is one of those moments.

Sie hält ihre Rede, weil sie überzeugt ist, dass sie gebraucht wird, um die Letzten aufzurütteln, die noch nicht an den Klimawandel glauben.

Das Gegenteil von Dialog

Ihr Blick geht mal hierhin, mal dorthin. Sie vermeidet Blickkontakt, wohl weil das auch etwas ist, das Aspergern schwerfällt. Viele andere haben es leichter, wenn sie eine Person im Publikum finden, der sie in die Augen schauen können. Greta weicht aus und verfolgt ihren Faden, ohne näher hinzusehen.

Dass sie trotzdem erfolgreich ist, bringt einen Rhetorik-Dozenten in Argumentationsnöte, der seit Jahren empfiehlt: Such dir im Publikum ein freundliches Gesicht, zu dem du reden kannst, und alles geht besser. Für Greta geht auf die Weise nichts besser. Deshalb schaut sie lieber nicht hin. Oder besser: Sie lässt ihren Blick über das Publikum schweifen, ohne sich auf Blickkontakt einzulassen. Manchmal hält sie einen Sekundenbruchteil inne. Sie sieht die Leute, so scheint es, aber sie schaut sie nicht an.

Weiterlesen