Radiotipps für die Woche vom 7. bis 13. April 2014

 

Serverfarmen, Clouds und Datenströme
oder Die Katze beißt sich in den digitalen Schwanz

 

Von Harald Brandt

 

Mittwoch, 9.4. , 22.03 Uhr, SWR2

 

Unsere Daten werden in Clouds gespeichert und auf Serverfarmen gepflegt. Aber wer weiß schon, wo sich die Farmen und Wolken befinden, wer sie bewirtschaftet und Zugang gewährt? Die Auslagerung großer Datenmengen – auch auf ausländische Server – verstärkt die Möglichkeit der Kontrolle und Beeinflussung durch fremde Regierungen oder Interessengruppen. Und die Infrastruktur moderner Gesellschaften ist heute vom Fluss der Datenströme abhängig. Das Gesundheitswesen, der Börsenhandel, die Wasserversorgung und selbst die Energieerzeugung können schnell zusammenbrechen, wenn Computer abstürzen und es zu Stromausfällen kommt. Ohne Strom funktioniert kein Computer, aber ohne computergesteuerte Netzwerke ist die Stromerzeugung nicht mehr denkbar. Hier beißt sich die Katze in den digitalen Schwanz.

 

Old Man Prison Blues
In Würde altern im Knast

 

Von Ingrid Strobl

 

Samstag, 12.04.2014, 18:05 Uhr DR Kultur

 

Die Zahl der älteren Strafgefangenen steigt – parallel zur demografischen Entwicklung. Was bisher fehlt, sind klare Konzepte, diesen Menschen und ihren Bedürfnissen im Sinne eines humanen Strafvollzugs gerecht zu werden. In der Justizvollzugsanstalt Detmold gibt es seit 2007 eine Lebensälterenabteilung für männliche Strafgefangene, die älter als 60 sind. Aber warum wird ein alter und gebrechlicher Mensch überhaupt noch inhaftiert? Wie erlebt er das Alter und den nahenden Tod? Ingrid Strobl untersucht innovative Ansätze in Haftanstalten und fragt nach den Möglichkeiten eines würdigen Alterns im Knast.

 

Letztes Wochenende
Grenzerfahrungen einer verlorenen Generation in Franken

 

Von Jonas Heldt

 

Samstag, 12.04.2014, 13:05 Uhr, Bayern 2, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

 

Marge hat in diesem Sommer in einer Kleinstadt an der bayerisch-tschechischen Grenze ihr Abitur gemacht. Doch sie empfindet den Ort, an dem sie lebt, als Einschränkung. Ebenso wie ihren Skinhead-Freund mit seinen antiquierten Überzeugungen. Sie hört die Uhr ticken, ihre Jugend vergehen. Ihr Mantra “nach Berlin, nach Berlin!” steht für die unerfüllbare Sehnsucht nach einem besseren Leben. Derweil flüchtet Marge von Rausch zu Rausch – weg von der Langeweile. Der fränkische Landstrich ist verhaftet in einer langen Tradition des protestantischen Armenhauses Bayerns. Auch die seit langem geöffneten Grenzen sind noch nicht überwunden. Das weniger reglementierte Nachbarland Tschechien wird als ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene genutzt. Roman baut neben einem Motocrossplatz für die Deutschen sein Baumhaus. Wie Peter Pan im Nimmerland schaut er den Erwachsenen bei deren Spielen zu. Ein Teil von Romans Gegenwelt ist auch die Droge Crystal Meth. Roman wurde einmal das Herz gebrochen, seitdem lebt er von dem, was er finden kann. Aus einer verlassenen Fabrik, die als illegale Cockerspaniel-Zucht und Altkleider-Depot dient, holt er sich das Nötigste zum Überleben. Auch ein paar Kabel, die der “Naturdoktor” zusammen mit dem Häuptling der Waldgemeinschaft, einem erfahrenen Schmuggler, in der Nacht verbrennt. Sie können ein wenig Geld machen mit dem gewonnenen Kupfer, das sich dank der momentanen Weltmarktpreise gut verkaufen lässt. Das globale Ganze, eine neuen Weltordnung, spiegelt sich in der kleinen, rätselhaften Welt des Frankengrenzlands.

 

Fahr Rad
Eine Fortbewegung in 21 Gängen

 

Von Ulrich Land

 

Sonntag, 13.4., 14.05 Uhr, SWR2

 

Sag mir, welches Fahrrad du fährst, und ich sage dir, warum du wieder einen Platten hast. Killerradler, Bike-Shopper, Nadelstreifen-Manager auf zwei Rädern, Ökofreaks mit sauberem Gewissen, allmorgendlich geräderte Innenstadt-Stauteilnehmer. Für jeden gibt es das passgenaue Radl. Wie keinem zweiten Vehikel ist dem Fahrrad zur Zeit ein anhaltender Boom beschieden. Was aber macht dieses eigenwillige Gefährt zum Verkaufsschlager? Heißblütige Fahrradfreaks und kühle Ingenieure, Fahrradkuriere und Rad-Akrobaten, Apostel der entschleunigten Fortbewegung und ein visionärer Verkehrsminister steigen in die Pedale.

 

Robbenjagd und Rohstoffträume
Grönlands Zukunft

 

Von Jane Tversted und Martin Zähringer

 

Sonntag, 13. 04. 2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

 

Grönland ist die größte Insel der Welt. Obwohl dort nur etwa 58.000 Einwohner leben, träumen viele von einem selbstständigen Staat. Der könnte sich durch die Ausbeutung von Mineralien an Land und Öl vor den Küsten finanzieren. Damit wäre die vollständige Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Dänemark erreicht. Rohstoffkonzerne stehen bereit, und das grönländische Parlament arbeitet intensiv an den Rahmenbedingungen. Doch nicht alle Grönländer sind begeistert. Die wichtigste Erwerbsquelle ist der Fischfang, industrielle Großprojekte bedrohen Identität und Kultur der Grönländer. Ist der Preis der Selbstständigkeit am Ende zu hoch?