EPAs
Freihandelsabkommen zwischen Europa und Afrika
Von Nora Bauer
Dienstag, 26.01.2016, 19:15 Uhr, DLF
Welche Folgen hat der globale Handel? Für ein Land oder eine Region und die Menschen, die dort leben? Afrika ist am Außenhandelsvolumen Europas mit etwa 2 Prozent beteiligt. Das soll sich jetzt ändern. Die EU möchte mit den Staaten Afrikas Freihandelsabkommen abschließen, die „Economic partnership agreements“, kurz EPAs.
Während die Unterhändler der EU schon auf die enormen Rohstoffe und die endlosen Hektar afrikanischen Ackerbodens spekulieren, verweigern die Afrikaner ihre Unterschrift. Sie befürchten eine Überschwemmung ihrer Märkte mit europäischen Waren. Schon führen die Europäer im großen Stil Milchviehherden ein, um den afrikanischen Verbraucher an den fremden Geschmack von Käse, Quark und Latte Macchiato zu gewöhnen.
Befürworter der Abkommen erwarten eine Verdoppelung der Handelsvolumina in den kommenden zehn Jahren, Kritiker befürchten einen „run“ auf die Rohstoffe und eine „Europäisierung“ der Lebensgewohnheiten. Sie fordern Unterstützung für den Ausbau der heimischen Produktion, um die wirtschaftliche Entwicklung nicht zu blockieren und die Identität des Kontinents zu wahren.
Geschichten aus dem KitKatClub
Orgie, jede Woche
Von Christoph Spittler
Mittwoch, 27.01.2016, 00.05 Uhr, DR Kultur
Um den 1994 eröffneten KitKatClub in Berlin ist eine Szene von Clubs und Partycliquen entstanden, in der ganz unterschiedliche Milieus aufeinander treffen: der Operntenor im Babydoll und der rollstuhlfahrende Bodypainter, solariumsgebräunte Vorstadtpärchen und weißhaarige Althippies, schwule Bodybuilder und spießige Normalos.
Was hinterlässt es für Spuren, jedes Wochenende, jahrelang, abzutauchen in diese Welt aus Sex, Trance, ohrenbetäubender Musik und chemischen Katalysatoren?
Woher diese Sehnsucht nach der totalen Orgie?
Der Preis der Heilung
Von Nikolaus Nützel
Mittwoch, 27.01.2016, 22.03 Uhr, SWR2
Neue Arzneien, etwa gegen die chronische und lebensbedrohende Leberentzündung Hepatitis C, machen vielen Patienten Hoffnung auf Heilung. Allerdings nutzen die Hersteller den Patentschutz ihrer Medikamente, um Höchstpreise zu verlangen. So gilt ein neues Hepatitis-Präparat als teuerstes aller Zeiten. Die „1000-Dollar-Pille“ scheint erst der Anfang einer breiten Entwicklung, fürchten Fachleute. Wie sind die schwindelerregenden Preise der Pharmafirmen kalkuliert? Der Widerstand von Krankenkassen und Ärzten wächst gegen eine rein marktwirtschaftliche Logik im Gesundheitswesen. Hat die Gesundheitspolitik in einem renditeorientierten und globalen Markt überhaupt Handlungsspielräume? Es ist ein Machtkampf entbrannt, bei dem Patienten und Beitragszahler die Leidtragenden sein könnten.
Heteroptera
Die Wissenskünstlerin Cornelia Hesse-Honegger
Von Christine Nagel
Freitag, 29.01.2016, 20:10 Uhr, DLF
Cornelia Hesse-Honegger zeichnet und malt Insekten und Kleintiere. Weltweit bekannt wurde sie mit ihren Bildern von deformierten Wanzen, lateinisch: Heteroptera. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl machte sie über das Zeichnen Entdeckungen, die sie nicht mehr losließen. Sie dokumentierte verformte Beine, Fühler und Flügel, außergewöhnliche Farbmuster oder bizarre Auswüchse.
Bald bestätigte die Wissenschaft ihre vorsichtigen Schlüsse: Besonders die Niedrigstrahlung verursacht genetische Schäden, die erst in späteren Generationen sichtbar werden. Am 28.Oktober 2015 erhielt Cornelia Hesse-Honegger für ihr aufklärerisches Werk den Nuclear Free Future Award.
Ihre künstlerische Arbeit steht in der Tradition der metaphorischen Zeichnung. Dabei findet die Erkenntnis nach und aufgrund der Bildwerdung statt. Es lehrt das Sehen als „Erlangen von Einsicht“.
Whistleblowing in den USA
Heimat der Mutigen
Warum Edward Snowden fliehen musste
Von Dieter Wulf
Samstag, 30.01.2016, 18.05 Uhr, DR Kultur
Spätestens als im Juni 2013 Edward Snowden Hongkong Richtung Russland verließ, war klar: Zurück ins „Land der Freiheit, Heimat der Mutigen“, wie es in der amerikanischen Nationalhymne heißt, kehrt der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter voraussichtlich nicht.
Frühere Whistleblower sind sich einig: In den USA hätte Snowden keinen fairen Prozess zu erwarten. Der Autor spricht mit ehemaligen NSA-Mitarbeitern und Tipp-Gebern, Informanten und Menschenrechtsaktivisten, Wissenschaftlern und Snowden-Vertrauten sowie Mitarbeitern beim „Government Accountability Project“, der führenden Whistleblower-Schutz-Organisation.
Wir sind nur Passagiere
Das Leben des Ignace Isekemanga zwischen Hannover und Kinshasa
Von Andreas Kebelmann
Sonntag, 31.01.2016, 14.05 Uhr, SWR2
„Als meine Mutter mir gesagt hat, wir gehen zurück nach Afrika, hab ich gedacht: ich geh zurück in die Hölle.“ Ignace Isekemanga wurde 1987 als Drittjüngster von neun Geschwistern in Kinshasa geboren und kam mit einem Jahr nach Saarbrücken. Er wuchs in Deutschland auf, ging im Alter von 14 Jahren wieder in den Kongo, machte dort das Abitur, kehrte mit 19 zurück nach Deutschland und begann Politikwissenschaften in Hannover zu studieren, wo er heute lebt. „Ich habe immer das Gefühl, dass ich irgendwas für den Kongo machen muss. Das ist wie ein permanenter Druck.“ Zusammen mit Freunden gründete der 28-jährige Ignace Isekemanga die Musik-Band Bugaro International. „Einer unserer Träume ist, dass wir Konzerte im Kongo geben.“