Radiotipps für die Woche vom 24. bis 30. März 2014

 

Seitensprünge im Glockenturm.
Die Kunst des „change ringing“

 

Von Regina Leßner

 

Mittwoch, 26.3.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

 

“Der Seitensprung ist ein Schritt entgegen dem normalen Lauf beim einfachen Jagen”, so lautet einer der vielen nur dem Kenner zugänglichen Sätze im historischen Lehrbuch über die Kunst des Wechselläutens (changeringing). Diese 600-jährige englische Tradition, Kirchengeläute von Hand zum Klingen zu bringen, findet bis heute begeisterte Akteure in mehr als 5000 Gotteshäusern auf der Insel. Und Ringing Societies bilden immer neue Glöckner aus. In den Läutestuben der Stadt York ist die Autorin dabei, wenn mit Rad und Seil nach dem überlieferten und bis ins bizarre Detail ausgetüftelten Regelwerk geläutet wird. Sie versucht sich selbst als Glöcknerin und bekommt einen Hinweis auf den legendären Krimi “The Nine Tailors” (Der Glocken Schlag) von Dorothy L. Sayers. Von Anfang bis zum Ende ist er rätselhaft mit dem Wechselläuten verknüpft. Und tödlich.

 

Die Sportschützer

 

Von Benjamin Best

 

Mittwoch, 26. März 2014, 22.03 Uhr SWR2

 

Große Sport-Events gelten wegen ihrer weltweiten Aufmerksamkeit als potentielle Anschlagsziele für Terroristen. Für die Sicherheit während der Fußball-WM 2014 investiert Brasiliens Regierung über 700 Millionen Euro. In Katar, dem Austragungsort der WM 2022, finanziert der Emir sogar ein Zentrum für Sport und Sicherheit, ICSS. Mit eingekauften Experten aus aller Welt berät die ICSS Veranstalter von Sport-Events in Sicherheitsfragen. Ein riesiger Markt ist entstanden. Auch private Firmen erstellen Gefahrenanalysen und arbeiten teilweise wie Geheimdienste. Doch ihre Arbeit ist umstritten. Experten sprechen von “Fake Security” – von übertriebenen Bedrohungsszenarien, um die Kosten in die Höhe zu treiben.

 

Auf eigene Faust.
Die Boxfabrik von Buenos Aires

 

Von Jakob Weingartner

 

Freitag, 29. März 2014, 18.05 Uhr, DR Kultur

 

Ein Ausweg aus der Dauerkrise? Der junge, arbeitslose Federico trainiert in Buenos Aires für seinen ersten Boxkampf im Scheinwerferlicht.

 

In den verfallenen Lagerhallen unter den Gleisen des Bahnhofs Constitución in Buenos Aires schlagen arbeitslose Jugendliche auf schwere Sandsäcke ein. Sie eint die Hoffnung, irgendwann im Scheinwerferlicht zu stehen. Auch der 18-jährige Federico arbeitet unermüdlich daran, sich als siegreicher Faustkämpfer neu zu entwerfen. Mit seinem Box-Debüt soll sich alles ändern. Die müden Augen seines alten Trainers José haben schon Hunderte wie ihn gesehen. Das Boxen wird zum Sinnbild des Ringens mit der Dauerkrise.

Das Feature entstand aus dem Material einer Filmidee: „Boxeo Constitución“, Weingartners Kino-Debüt, wurde auf zahlreichen Festivals vorgestellt.

 

Hinter den Masken. Eine Reise in die Welt des japanischen Nô-Theaters

 

Von Isabelle Arcucci

 

Sonntag, 30. März 2014, 14.05 Uhr, SWR2

 

Starre Gesichter, eckige Bewegungen, jaulende Gesänge. Für westliche Besucher ist das japanische Nô-Theater bestenfalls ein Rätsel – und meistenfalls eine ästhetische Zumutung. Keine andere Theaterform verschließt sich derart dem Zugang des kulturfremden Laien. Kann ein Nicht-Japaner auch nur annähernd begreifen, was da hinter den holzgeschnitzten Masken geschieht? Isabella Arcucci ist es gelungen, indem sie selbst die Maske aufgesetzt hat. In einer studentischen Nô-Gruppe in Japan hat sie das Theater von innen kennengelernt, seine Kultur, seine Meister und seine Philosophie.