Radiotipps für die Woche vom 13. bis 19. April 2015

Venezuela – Auf dem Weg zur Diktatur?
Eindrücke aus einem gebeutelten Land

Von Peter B. Schumann

Dienstag, 14.04.2015, 19:15 Uhr, DLF

15 Jahre nach dem Amtsantritt von Hugo Chávez, zwei Jahre nach seinem Tod befindet sich Venezuela in einer tiefen Krise. Im ölreichsten Land Lateinamerikas herrscht heute ein Mangel an Benzin und Elektrizität, an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten. Die Inflation beträgt rund 70 Prozent.

Was ist aus der einstigen “bolivarischen Revolution” geworden, die einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts verfocht? Ist der Niedergang des Landes, gegen den seine Bürger seit Monaten protestieren, nur der Politik des Nachfolgers von Chávez, Nicolás Maduro, zuzuschreiben? Der jedenfalls versucht zunehmend, die Führungsspitze der Opposition zu kriminalisieren und greift in die Etats autonomer staatlicher Universitäten und in die Haushalte oppositioneller Stadtverwaltungen ein.

Hans Magnus Enzensberger
Das unendliche Zimmer

Von Michael Augustin und Walter Weber

Mittwoch, 15.04.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Bereits als junger Autor war der 1929 in Kaufbeuren geborene und in Nürnberg aufgewachsene Hans Magnus Enzensberger polyglott unterwegs.

Gewohnt hat er an vielen Orten der Welt: in Freiburg, Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin und München, in Frankreich und Norwegen, Russland, den USA und in Kuba.

Enzensberger steht für die in Deutschland seltene Verbindung von Homme de Lettres, Homo Politicus und Bonvivant. Sein Rückblick kommt ohne Altersmilde aus.

„9 to 5“ – Nein Danke
Selbstbestimmt Arbeiten 2.0

Von Regina Burbach

Mittwoch, 15.04.2015, 22.03 Uhr, SWR2

Sie sind um die 30, haben Studium und Ausbildung hinter sich und sind gut gerüstet, um in der Wirtschaft an den größeren Rädern zu drehen. Sie hatten auch schon mal einen Fuß in der Tür, saßen an diversen Schreibtischen als High Potential mit Festvertrag und Urlaubsgeld. Aber die Zweifel kamen: Soll das alles gewesen sein und immer so weitergehen? Von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr, “9 to 5”, ein Leben lang und fremdbestimmt? – Nein, haben sie gesagt und einen anderen Weg gewählt, einen mit viel mehr Risiko, und teils zum Unverständnis ihrer Freunde und Bekannten. Sie haben Start-Ups gegründet, sind mutig ihren eigenwilligen Ideen gefolgt. Das Porträt einer neuen Generation.

Mythos Luis Trenker
Ein Mann, ein Berg

Von Katrin Hildebrand

Freitag, 17.04.2015, 20:10 Uhr, DLF

Wer den Namen Luis Trenker hört, denkt sofort an die Südtiroler Berge. Dabei war Luis Trenker in Wirklichkeit nur ein mittelmäßiger Kletterer. In den fast 98 Jahren seines Lebens arbeitete er als Architekt, Unternehmer, Dolomitenführer, Skilehrer, Soldat, Schauspieler, Filmemacher, Schriftsteller sowie als Märchenonkel für den Bayerischen Rundfunk.

Im Privaten galt er als Frauenheld und Patriarch, als Egomane mit hohem Unterhaltungswert. Als Regisseur arrangierte er sich mit den Nationalsozialisten und Mussolinis Faschisten. Bis heute hat sich das Bild eines aufrechten Strahlemanns gehalten. Wie hat er das geschafft?

Oury Jalloh
Die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalles

Von Margot Overath

Samstag, 18.04.2015, 13:05 Uhr , BR2

Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Siebter Januar 2005, Dessau, Sachsen-Anhalt. In einer Polizeizelle verbrennt ein an Händen und Füßen gefesselter Mensch bei lebendigem Leib. Selbst verschuldet, sagen die einen. Ermordet, sagen die anderen. Was geschehen ist, wird nur gedeutet. Klare Beweise liegen nicht vor. Da auch der dritte Prozess vor dem Landgericht Magdeburg keine endgültige Aufklärung zum Entstehen des Brandes bringt, knüpft die Autorin an ihre Recherche für ihr erstes Feature zum Fall Jalloh “Verbrannt in Polizeizelle Nummer fünf” an und hinterfragt die Ermittlungsergebnisse erneut.

Mit Unterstützung von Gerichtsmedizinern, Toxikologen und Kriminalbeamten geht sie Ungereimtheiten nach und bekommt Hinweise auf einen dritten Mann. Ging es am Anfang um unterlassene Hilfeleistung des Dienstgruppenleiters, ermittelt die Staatsanwaltschaft Dessau seit 2014 gegen Unbekannt wegen Mord.

Zaaatari

Von Monika Kalcsics

Samstag, 18.04.2015, 18:05 Uhr, DR Kultur

Das Flüchtlingslager Zaatari der Vereinten Nationen in Jordanien ist das zweitgrößte weltweit. Es liegt im Norden des Landes an der Grenze zu Syrien, wo seit drei Jahren Bürgerkrieg herrscht.

2012, als das Lager errichtet wurde, kamen pro Nacht 1500 Menschen an. Heute leben 100 000 Menschen auf 530 Hektar Land. Eine logistische Herausforderung für die UNO und die Hilfsorganisationen. Auch der Deutsche Kilian Kleinschmidt arbeitet hier, er wurde gerufen, als das Lager im Chaos zu versinken drohte.

“Ich glaube, dass wir sowieso politisch sind”

Geschichten von Leuten, die sich einmischen

Von Günter Rohleder

Sonntag, 19.04.2015, 14.05 Uhr, SWR2 Feature am Sonntag

Demokratie ist ein Prozess und muss täglich neu errungen werden. Sie lebt davon, dass Menschen hinsehen und aufbegehren, wenn sie auf Unzumutbares und Ungerechtes stoßen. Doch Temperament, Mut und Handlungsbereitschaft fallen sehr unterschiedlich aus. Wie ticken Menschen, die sich einmischen? Was treibt sie zum Handeln? Und wann werden Wut und Empörung gefährlich? Neun Menschen, die sich einmischen über ihre Motive und ihre Zweifel.

Ich habe sie geheiratet, weil sie mich gefragt hat
Sylvia Platz und Ted Hughes

Von Manuela Reichart

Sonntag, 19. April 2015, 18:05 Uhr, hr2

Sylvia Plath und Ted Hughes: eines der großen Dichterpaare des 20. Jahrhunderts. Als sie sich im Winter 1962 umbringt, scheint er vielen der Schuldige – und wird trotzdem zu ihrem erfolgreichen Nachlassverwalter.

Begonnen hat ihre Liebesgeschichte 1956 in Cambridge, wo sich die begabte Amerikanerin Sylvia Plath und der aufstrebende englische Lyriker Ted Hughes zum ersten Mal begegnen. Sie bewundern einander und verlieben sich, kämpfen um Anerkennung als Autoren, bekommen zwei Kinder, haben wenig Geld – und scheitern in der Ehe. Bis heute ist Sylvia Plath das Opfer in diesem Liebesdrama, Ted Hughes der Täter, der sie betrog und in den Selbstmord trieb. Ihre Ehegeschichte wurde zur Projektionsfläche, auf der viele das geschlechtsspezifische Liebesdrama erkannten. Aber sind solche Geschichten nicht immer komplizierter?