Radiotipps für die Woche vom 8. bis 14. März 2015

Abgehängt
Wie die Krise in das Leben der Franzosen eingreift

Von Ruth Jung

Dienstag, 10.03.2015, 19:15 Uhr, DLF

Jeder vierte Franzose unter 25 Jahren ist arbeitslos. Rund fünf Millionen gelten als arm. Und die Armut breitet sich immer mehr aus. In Paris führt ein Obdachloser Interessierte an die Stätten des zunehmenden sozialen Elends. 2013 verteilten die “Resto du coeur” mehr als 130 Millionen kostenlose Mahlzeiten.

Aus der Initiative des Komikers Coluche von 1985 ist ein karitatives Großunternehmen geworden. Armut hat heute ein anderes Gesicht als vor 30 Jahren: Nullwachstum, prekäre Arbeitsverhältnisse, Arbeitslosigkeit, Depression, Ausgrenzung. Von dieser tiefgreifenden sozialen und politischen Krise profitiert die extreme Rechte, die 2014 zwölf Rathäuser erobern konnte.

Bei der Europawahl erhielt der Front National ein Viertel der abgegebenen Stimmen. Umfragen lassen befürchten, dass dessen Spitzenkandidatin Marine Le Pen bei den nächsten Präsidentschaftswahlen vorn liegen könnte. Derweil streiten sich die regierenden Sozialdemokraten über mögliche Wege aus der Krise.

Textverarbeitung
Über das Büchermachen in digitalen Zeiten

Von Joachim Büthe

Freitag, 13.03.2015, 20:10 Uhr, DLF

Über das Verschwinden des Buches sind schon viele Bücher geschrieben worden. Es verschwindet aber nicht, sondern es wird sogar schöner, auch durch den Druck der digitalen Konkurrenz. Verloren hat es sein Monopol und das kann ein Anlass sein, seine Qualitäten neu zu bestimmen und auch die Positionen von Verlegern, Gestaltern und Lesern.

Kann es neue Verlagsformen geben, die weniger hierarchisch gegliedert sind als bisher? Welche Rollen werden Gestalter spielen, nicht nur im Medium des Buches, sondern auch in den digitalen Publikationen? Ist es für die Aufnahmefähigkeit des Lesers gleichgültig, in welchem Medium er liest? Und müssen die rivalisierenden Medien wirklich Gegner sein? Sie werden noch lange nebeneinander und miteinander auskommen müssen. Warum nicht einen Vorteil daraus machen?

Unterwegs im alpinen Europa
Wörterberge

Von Alessandro Bosetti

Mittwoch, 11.03.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Sein Interesse an Sprache hat den Soundkünstler Alessandro Bosetti in das “Little Europe” der Alpen geführt. Dieses Gebirgsmassiv in der Mitte Europas ist vielsprachig, überschreitet nationale Grenzen, beherbergt Regionen mit starker Eigenidentität, die um politische Autonomie kämpfen. Gleichzeitig prägen Migration und Wanderarbeiter das Bild.

Bosetti ging dorthin, wo auf überschaubarem Raum Walserisch, Frankoprovenzalisch, Ladino, Cimbro, Slowenisch und viele andere Sprachen gesprochen werden. Er besuchte Bergbauern auf der Alm und verfolgte in den Tälern hitzige Dorfdebatten über den richtigen Kurs Europas.

Wenn Kinder nur noch weg wollen
Der mittelamerikanische Exodus

Von Erika Harzer

Samstag, 14.03.2015 13:05 Uhr, BR2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Sie kommen aus Guatemala, El Salvador und Honduras. Sie sind Kinder oder Jugendliche und durchqueren alleine Mexiko. Eine mörderische Route, die sie nur mit viel Glück unversehrt hinter sich bringen können, ohne dabei in die Hände von Drogenkartellen, Entführern, Menschenhändlern oder auch der Migrationspolizei zu gelangen. All die Gefahren halten sie nicht davon ab, sich auf den Weg zu machen. Zu Hunderten sitzen sie dicht gedrängt auf Dächern von Güterzügen und hoffen täglich aufs Neue, ihr Ziel zu erreichen. Die USA. Dort glauben sie, ein Leben führen zu können, das ihnen mehr bietet, als der gewalttätige Alltag, den sie in ihren Heimatländern erlitten haben. Doch Präsident Obama erwägt angesichts des Ansturms Minderjähriger eine Gesetzesänderung, um diese Kinder schneller abschieben zu können. Die Heimatländer gelten nicht als Kriegsregionen und doch sind sie Ausgangspunkt des Exodus. Die Geschichte der Kinder einer vergessenen Region, die Geschichte einer humanitären Katastrophe.

Stecker raus – Menschen ohne Strom

Von Dieter Jandt

Samstag, 14.03.2015, 18:05 Uhr, DR Kultur

Jährlich sind bundesweit mehr als 300 000 Haushalte von Stromsperrungen betroffen, Tendenz steigend. Auch der vermehrte “Stromklau” ist ein Indiz dafür, dass vielen Menschen Energie zu teuer geworden ist. Verbraucherverbände fordern ein Grundrecht auf Strom.

Die Realität aber sieht düster aus. Manche Menschen bleiben über Monate ohne Strom und verbringen den Abend bei Kerzenlicht. Sozial schwache Familien können sich keine energiesparenden Geräte leisten, nicht einmal Sparlampen. Was wäre zu tun, damit Strom für alle bezahlbar ist?
Ein Ausflug zu Menschen, die ohne Strom leben müssen.

Artisten (2/3)
Milo Barus – Der stärkste Mann der Welt

Von Martin Becker und Tabea Soergel

Sonntag, 14.03.2015, 14.05 Uhr, SWR2

Er wuchtete vollbesetzte Straßenbahnen aus den Schienen und rang mit bloßer Muskelkraft Stiere nieder. 1906 wurde er im Sudetenland geboren, 1930 wurde ihm in Paris der Titel “Stärkster Mann der Welt” zugesprochen. Ebenso wie in London, Kalkutta, Kairo, Buenos Aires und New York. Schließlich aber landete er im thüringischen Stadtroda in der DDR. Immerhin: Für die ein oder andere Fernsehshow ging er immer noch vor die Kamera, um einen Hufnagel mit der Faust ins Holz zu schlagen und mit den Zähnen wieder herausziehen. Wie passt ein solitärer Kraftprotz in einen Staat der vereinten solidarischen Kräfte? Und wie passt er in die Gegenwart? Emil Bahr alias Milo Barus starb 1977. Heute wird im Eisenberger Mühltal ein Kraftsportwettkampf namens “Milo Barus Cup” veranstaltet.

(Teil 3, Sonntag, 22. März, 14.05 Uhr)

Billig – um jeden Preis!
Der Lebensmitteleinzelhandel: Einblicke in ein krankes System

Von Egon Koch

Sonntag, 15. März 2015, 18:05 Uhr, hr2

Beim Wettkampf um Marktanteile und die Gunst des Kunden spielt im Lebensmitteleinzelhandel der Preis die zentrale Rolle. Der deutsche Markt ist gesättigt. Marktanteile können nur noch durch die Verdrängung von Mitbewerbern gewonnen werden.

Die fünf führenden Supermarkt- und Discounterkonzerne Edeka, Rewe, Aldi, die Schwarzgruppe (Lidl und Kaufland) und Metro teilen den Markt unter sich auf. Featureautor Egon Koch spürt einem kranken System nach, das auf Kosten der Produzenten den Preis immer mehr drückt.