Radiotipps für die Woche vom 24. Februar bis 2. März 2014

Fürsorgliche Gewalt

Ein Feature über die Abgründe häuslicher Pflege von Günter Beyer

Samstag, 22. 2. 2014, 13:05 Uhr, Bayern 2 und auf anderen Sendeplätzen

Jahrelang hat ein arbeitsloser Musiker seine fast blinde Mutter gepflegt. Dann erstickt er die 82-Jährige. Über Gewalt in Heimen reden alle – was aber geschieht in den eigenen vier Wänden? Die meisten pflegebedürftigen Alten werden in Deutschland zu Hause von Angehörigen versorgt. Dies ist erklärter Wille der Politik. Pflegen kann angeblich jeder, aber: Wer sich darauf einlässt, stößt rasch an seine Grenzen. Die Folge: Zu viele alte Menschen werden entmündigt oder ruhiggestellt. Wo endet Fürsorge, wo beginnt der Teufelskreis von Verzweiflung und Gewalt? Erkundungen in einer Grauzone.

Produktion Radio Bremen 2014. Eine Sendung aus der Reihe das ARD radiofeature. Dies ist ein Gemeinschaftsprojekt der ARD mit aufwändigen, investigativ-journalistischen Dokumentationen. Abseits der Nachrichtenflut nehmen sich renommierte Hörfunk-Autoren unter dem Motto “hören, was dahinter steckt” den Raum, um Hintergründe und Zusammenhänge kritisch zu beleuchten – vom Internetbetrug bis zum Bankenskandal und vom Doping im Fußball bis zum internationalen Waffenhandel. Das ARD radiofeature wird auf verschiedenen Sendeplätzen der ARD-Radios gesendet und wird auch zum Download angeboten.

Kurzstrecke 23

Feature, Hörspiel, Klangkunst (Ursendung).
Zusammenstellung: Marcus Gammel, Barbara Gerland, Ingo Kottkamp

Dienstag, 24. 2. 2014, 00:05 Uhr, Deutschlandradio, Freispiel.

Jenseits des Genres und diesseits des Stundenformats. Deutschlandradio Kultur sucht neue Autorenproduktionen zwischen Feature, Hörspiel und Klangkunst. In der aktuellen Ausgabe der Kurzstrecke unter anderem:

Ich mach’s kurz: Berufstätig.Von Jan Frederik Vogt.
Annette ruft Heike an und fasst sich kurz – bis das Band voll ist.

Schiefe Türme. Von Gabi Schaffner.
Es lebe das Cut Up.

Was bleibt vom Schnitt. Von Etienne Roeder, Frédéric Alvernhe, Katja Helldorff und Cristian Forte.
Töne, Geräusche und Performances – nach dem Cut Up.

Außerdem: Neues aus der Wurfsendung mit Julia Tieke

Im Ohrenland des Krieges

Hörspiel von Inka Bach.

Dienstag, 25. 2. 2014, 19.20 Uhr, SWR 2

Juli 1918. Im normalen Leben ist Dr. Heinrich Fasshuber Privatdozent für Elektrotechnik an der TH Karlsruhe. Doch jetzt sitzt er im Unterstand an der Marne und lauscht. Mithilfe von akustischen Verstärkern horcht er die Geräusche unter der Erde ab. Er hört das Klopfen der Franzosen, die ihren Stollen unaufhaltsam vorwärts treiben. Sie sind nur noch 20 Meter entfernt, er kann schon hören, wie sie sich über das schlechte Essen beschweren. Bis auf zwölf Meter will er seinen Feind herankommen lassen. Und dann sprengen. Er muss nur die Nerven behalten und seinen Ohren trauen. Regie: Maria Ohmer

Der Todestag von Lenins Ehefrau Nadeschda Krupskaja

von Kerstin Hilt

Donnerstag, 27. 2. 2014, 17.45 Uhr, WDR 5, ZeitZeichen,

“Ich war Zeugin der größten Revolution in der Welt”, so sollte Nadeschda Krupskaja am Ende ihres Lebens ihre Rolle in der Oktoberrevolution 1917 beschreiben.

Untertrieben bis zur Selbstverleugnung war das: Denn ohne sie hätte Lenin es wohl kaum mit dem Regime des Zaren aufnehmen können.

Und das nicht, weil die Krupskaja eine flammende Kämpferin gewesen wäre, die keiner Barrikade, keiner Besetzung aus dem Weg ging. Genossen beschrieben sie eher als die “Seele der Partei”: bescheiden, ausgleichend – aber in Organisationsfragen unschlagbar. In der langen Zeit von Verbannung und Exil war sie es, die den Kontakt zu anderen Parteimitgliedern aufrechterhielt und so dafür sorgte, dass Lenins Bolschewiken jene straffe Kaderorganisation wurde, mit der er sich 1917 schließlich an die Macht putschte. Doch Nadeschda Krupskaja war mehr als die Frau an Lenins Seite.

DUNKELKAMMER

Die Krimi-Kolumne, von und mit Tobias Gohlis

Freitag, 28. 2. 2014, SWR 2
(Ausstrahlung in unregelmäßigen Abständen)

Freitag ist Krimi-Tag bei SWR2. Von heute, 22.2.2014, an läuft, direkt nach dem
Hörspielkrimi, die neue Krimi-Kolumne “Dunkelkammer” mit Tobias Gohlis.
Gohlis zählt zu den führenden Krimi-Kritikern in Deutschland und ist
Begründer der KrimiZEIT-Bestenliste, die jeden Monat die zehn besten
Kriminalromane auswählt. Im Anschluss an unser SWR2-Kriminalhörspiel
erzählt er in seiner Kolumne “Dunkelkammer” von Neuheiten auf dem
Krimi-Markt, spürt Trends auf, erzählt uns, was Häkelkrimis und
Psychopathen-Thriller verbindet, und verrät uns seine Vorlieben. Um
Abseitiges und Abgründiges geht es dabei ebenso wie um Grundsätzliches. Zum
Auftakt widmet sich Tobias Gohlis heute der zentralen Frage: Was macht
Kriminalliteratur spannend?

Die erste Ausgabe “Was macht Kriminalliteratur spannend?” gibt es heute
abend im Radio und im Internet zum Herunterladen und Nachhören:
Seine Thesen entwickelt Gohlis am Beispiel eines Autors, der nun zum
sechsten Mal mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet worden ist:
Friedrich Ani.

Traumrollen

Hörspiel von Jean-Claude Kuner

Samstag, 1. 3. 2014, 20.05 Uhr, Deutschlandfunk

In “Traumrollen”, einer Koproduktion des Deutschlandfunks und des Hessischen Rundfunks, spielt der Autor und Regisseur Jean-Claude Kuner virtuos mit Realität und Fiktion. Dabei entsteht ein faszinierendes, tief berührendes Doppelporträt der Protagonisten zweier Stars, die durch ihre Arbeit im Film und auf der Bühne berühmt sind und die heute in einem Hamburger Seniorenheim leben: Nadja Tiller und Fritz Lichtenhahn.

Sie “spielen” in dem Hörspiel quasi sich selbst – mit all ihren Erfahrungen und allem überwältigenden Charme. Das Stück im Stück handelt von der Einladung des Autors an die Künstler, für ihn Hauptrollen zu geben. Sie nehmen an und lassen die Hörer teilhaben an Gesprächen über berufliche Erfolge und erfüllte Träume, aber auch über ausgeschlagene Angebote und private Einschnitte wie den Tod der Partner. Zugleich weitet sich das Gespräch der beiden, das mit der Arbeit an Traumrollen wie in “Romeo und Julia” konfrontiert wird, zu einer großen Reflexion über die Kraft des Lebens und den unersetzlichen Reichtum der Kunst. Ein wunderbares Denkmal für Nadja Tiller und Fritz Lichtenhahn, ein Glücksfall für das Radio und seine Hörer!” (Aus der Begründung der Jury des Preises Hörspiel des Jahres 2013). Regie: Jean-Claude Kuner.