Bis Zurawlów probt den Aufstand
Ein polnisches Dorf im Streit mit der Fracking-Industrie
Von Martin Sander
Dienstag, 24.03.2015, 19:15 Uhr, DLF
Kaum ein Land in Europa hat so auf Schiefergas gesetzt wie Polen in den vergangenen Jahren. Experten wollten in Ostpolen riesige Vorkommen ausgemacht haben, in Warschau feierte man die künftige Unabhängigkeit von Gazprom. Westliche Energiekonzerne spekulierten auf Gewinn und viele Menschen in der Provinz auf gut bezahlte Arbeitsplätze. Die Einwohner von Żurawlów aber waren von Beginn an zutiefst skeptisch.
Seit vor zwei Jahren Vertreter von Chevron mit allerlei Versprechen, doch ohne Genehmigung der Behörden in ihrem malerischen Dorf erschienen, herrschte Aufruhr. Man fürchtete eine Verunreinigung des Grundwassers und den Verlust von Grund und Boden. “Wir lassen uns nicht noch einmal vertreiben!”, lautete eine Parole, die auf die Zwangsumsiedlungen der Bewohner im Zweiten Weltkrieg anspielt.
Eigensinnig widerständisch verbündeten sich katholische Patrioten mit international versierten Aktivisten. Nach Monaten des Protests verschwand das Gerät vom Testfeld – nachts, spurlos, ohne Erklärung. Ein alter Bauwagen, das Winterquartier der Protestler ist stehen geblieben – nicht nur als Museum des Widerstands, sondern auch für den Fall, dass Chevron wiederkommen sollte.
„Das Verschwinden der Natalia Aschenbrenner“
Hörspielserie in sechs Folgen
Von Friedrich Ani
„Der Anruf“, Folge 1, Dienstag, 24. März 2015, 19.20 Uhr, SWR2
Wovon “Tatort”-Fans und Tourismusmanager zwischen Bad Wildbad und Freiburgträumen, das ist beim Kulturradio SWR2 demnächst Realität: eine eigene Krimi-Serie aus dem Schwarzwald! Denn zum ersten Mal muss der eigenbrötlerische Privatdetektiv Tabor Süden, für den Friedrich Ani (Deutscher Krimipreis) bereits mehrere Romane und Originalhörspielegeschrieben hat, im Südwesten eine vermisste junge Frau aufspüren. Die sechsteilige Hörspielserie „Das Verschwinden der Natalia Aschenbrenner“ führt den wortkargen Spurensucher aus München in die dunkelsten Ecken des Schwarzwalds. Zwischen dem eleganten Kurort Baden-Baden und dem abgelegenen Dorf Henkersbach gerät er immer tiefer in den Sog einer düsteren Welt. SWR2sendet die 25-minütigen Folgen jeweils dienstags, 24. März bis 28. April2015, um 19.20 Uhr. Auf der Suche nach der vermissten Maskenbildnerin Natalia Aschenbrenner tritt Tabor Süden (Klaus Spürkel) auf die Köchin Eloise Valéry, die seit Jahren alleine in einem heruntergekommenen Hotellebt. Was Süden nicht weiß: Zwei Männer sind nach Henkersbachzurückgekehrt, mit denen die Köchin Geheimnisse aus der Vergangenheit teilt. Doch während Süden längst vergangenen Verbrechen auf die Spur kommt, bleibt die verschwundene Natalia unauffindbar und der Ermittler wird selbst zum Gejagten… Die beeindruckende Radio-Stimme von Tabor Süden gehört übrigens dem Freiburger Schauspieler Klaus Spürkel (Theaterbühne “KUMEDI”,”Tatort” Stuttgart 1995–2007, “Laible und Frisch”, “Die Fallers” etc.)
Weitere Sendetermine:
„Der Fremde“, Folge 2, Dienstag, 31. März 2015, um 19.20 Uhr
„Die Lügnerin“, Folge 3, Dienstag, 7. April 2015, um 19.20 Uhr
„Das Schattenhaus“, Folge 4, Dienstag, 14. April 2015, um 19.20 Uhr
„Der Abgrund“, Folge 5, Dienstag. 21. April 2015, um 19.20 Uhr
„Südens End“, Folge 6, Dienstag, 28. April 2015, um 19.20 Uhr
Alle Folgen gibt es nach der Ausstrahlung auch zum Herunterladen aufwww.SWR2.de/hoerspiel.
Letztes Wochenende
Grenzerfahrungen einer verlorenen Generation in Franken
Von Jonas Heldt
Mittwoch, 25.03.2105, 00:05 Uhr, DR Kultur
“Gleichwertige Lebensbedingungen” – das verspricht die bayerische Staatsregierung im fernen München. Im Nordosten Bayerns, an der Grenze zu Tschechien, sieht die Realität anders aus. Marge will als frische Abiturientin nach Berlin, sie flüchtet sich von Wochenende zu Wochenende, von Rausch zu Rausch.
Ihr Begleiter Keksi tut sich mit der Arbeitssuche schwer als Skinhead und Bürgerschreck. Denn Perspektiven sind rar im Grenzgebiet. Auf der tschechischen Seite dieser Grenze mitten im neuen Europa treibt sich Roman herum, Crystal Meth ist sein Begleiter. Neben einem Motocross-Platz für die Deutschen baut er sich ein Baumhaus im Drogenwald.
Kinder am Ende des Lebens
Über Palliativmedizin und Sterbehilfe
Von Karla Krause
Mittwoch, 25.03.2015, 22.03 Uhr, SWR2
Die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe auch für Minderjährige hat nicht nur die belgische Gesellschaft aufgewühlt. Dabei sind Eltern unheilbar erkrankter Kinder immer wieder vor existentielle Entscheidungen gestellt, die ihnen auch ein Gesetzgeber nicht abnehmen kann: Denn ob ein Kind wiederbelebt, operiert, beatmet, künstlich ernährt werden soll, kann über Leben oder Tod entscheiden. Eine Abwägung, die Eltern häufig überfordert. Im Kinderhospiz Sonnenhof unterstützt ein Palliativteam von Ärzten, Pflegern und Therapeuten betroffene Familien – weit über die medizinische Betreuung hinaus. Es hilft bei Entscheidungen und bemüht sich um die Lebensqualität von todkranken Mädchen und Jungen und die liebevolle Begleitung von Sterbenden. Kann eine solche Versorgung die aktive Sterbehilfe bei Kindern überflüssig machen?
Hip-Hop und Heavy Metal
Die verborgenen Hochkulturen
Von Jörg Scheller
Freitag, 27.03.2015, 20:10 Uhr, DLF
Während sich die Sensationsmedien bevorzugt Sexismus und Gewaltverherrlichung im Gangsta-Rap oder Satanismus und rechtem Gedankengut im Heavy Metal widmen – die es fraglos auch gibt – geht es in dieser Sendung darum, das wachsende progressive und emanzipatorische Potenzial der Szenen auszuloten. So schöpfen Metal-Musiker aus dem Erbe der Klassik, die Songtexte von Rappern werden in Anthologien veröffentlicht. Virtuose Math-Core Bands wie The Dillinger Escape Plan knüpfen an die Komplexität des Jazz an.
Liebe und andere Zwischenfälle
Vom Erwachsen-Werden mit dem Down-Syndrom
Von Helmut Kopetzky
Samstag, 28.03.2015, 18:05 Uhr, DR Kultur
Kleine Kinder mit dem “Down-Syndrom” sind überwältigend in ihrer Zuneigung, Mittelpunkt jedes Kindergeburtstags. Aber wie geht es weiter in ihrem Leben? Jeder zehnte Mensch mit “Trisomie 21” erreicht heute das 70. Lebensjahr.
Petra und Sven sind 27 bzw. 30 Jahre alt. Petra hat sich in Sven verliebt. Fast täglich telefonieren sie miteinander. Die beiden reden von Hochzeit. Mehrmals haben sie bereits gemeinsam die Nacht verbracht. Svens Eltern sind noch skeptisch, Petras Eltern befürworten die Verbindung. Die ungewöhnliche Liebesgeschichte spiegelt auch die Diskussion um “Normalität”, die Autonomie “Behinderter”, Fortpflanzung und genetische Risiken.
Zwischen Aragaz und Ararat
Eine Reise mit der Autorin Katerina Poladjan nach Armenien
Von Andreas Kebelmann und Robert Schmidt
Sonntag, 29.03.2015, 14.05 Uhr, SWR2
Drei Anfänge. New York 2010. Moskau 1973. Berlin 2014. So könnte der Roman von Katerina Poladjan beginnen. Der Großvater starb Anfang der 70er-Jahre kurz nach ihrer Geburt in Moskau, die Großmutter fast 30 Jahre später in New York. Über ihren Vater bekommt die Autorin einige alte Fotos, ein Tonband und einen armenischen Namen: Poladjan. Die Familiengeschichte geht zurück bis ins Jahr 1915 nach Ordu an der anatolischen Schwarzmeerküste. Die Spurensuche führt weiter – über Kontinente und Jahrhunderte. In Jerewan im Matenadaran-Institut, dem Zentralarchiv für armenische Handschriften, endet die Reise und beginnt die Geschichte.