Radiotipps für die Woche vom 21. bis 28. September 2015

Ferienlager auf der Krim
Artek reloaded

Von Suzanne Bontemps und Sophie Panzer

Dienstag, 22.09.2015, 19.15 Uhr, DLF

Einmal nach Artek, der Mutter aller Ferienlager, einmal ein paar Wochen auf der Krim am Schwarzen Meer verbringen – davon träumten alle Kinder und Pioniere in der Sowjetunion. Doch nur Mädchen und Jungen mit besten Schulleistungen und zweifelsfreier politischer Gesinnung durften dorthin – und natürlich die Kinder von verdienten Parteifunktionären.
Politische Schulungen und militärischer Drill gehörten neben viel Sport zum festen Ferienkanon. Oft gab sich auch politische Prominenz die Ehre, Indira Gandhi und Fidel Castro beispielsweise kamen zu Besuch. 90 Jahre nach der Gründung des Lagers und nach der Annexion der Krim wieder unter russischer Leitung, startet Arteknun mit einem neuen Konzept: Nicht Drill und Gehorsam werden trainiert, sondern die Jugendlichen sollen ihre eigenen Fähigkeiten und Talente entdecken, sollen lernen, Verantwortung für ihr Leben und die Umwelt zu übernehmen.

96 Tage
Der Zentrale Runde Tisch im letzten Jahr der DDR

Von Barbara Felsmann

Mittwoch, 23.09.2015, 00.05 Uhr, DR Kultur

Dezember 1989, die DDR im Umbruch. Am Zentralen Runden Tisch ringen die Bürgerbewegung und die SED um die Zukunft. Ein Rückblick.
“Es waren gut drei Monate einer intensiven Arbeit in bewegter und bewegender Zeit. Und wir haben in dieser Zeit nicht nur miteinander gearbeitet am Wandel zum Besseren, wir haben auch selbst Wandlungen durchgemacht.” Mit diesen Worten schließt Oberkirchenrat Martin Ziegler am 12. März 1990 die letzte Sitzung des Zentralen Runden Tisches in der DDR. Von der Bürgerbewegung ins Leben gerufen, tagt er im Dezember 1989 zum ersten Mal. Die Lage ist ernst. Die Gefahr von blutigen Auseinandersetzungen groß. Es muss gehandelt werden.
In insgesamt 16 Sitzungen streiten Vertreter der Opposition sowie der “alten” Parteien um demokratische Erneuerung in der DDR. Eine Erinnerung an diese bewegte und bewegende Zeit.

Wer ist das Volk?
Über Fremdenfeindlichkeit im Osten

Von Thomas Gaevert

Mittwoch, 23.09.2015, 22.03 Uhr, SWR2

Auch in der DDR gab es dauerhaft lebende Ausländer. Vertragsarbeiter wurden sie genannt und sie kamen aus Vietnam, Mosambik, Angola und anderen Bruderländern. Doch von sozialistischer Solidarität war nicht viel zu spüren, von den DDR-Bürgern wurden die Migranten sorgsam abgeschottet. Kam es dennoch zu Begegnungen, gab es Vorbehalte, Diskriminierungen und Konflikte. Liegen hier die Ursachen für eine besondere Form von Fremdenfeindlichkeit, die sich durch enttäuschte Hoffnungen nach der Wende noch verstärkt hat? Führt von hier ein direkter Weg zur Pegida-Bewegung?

Im Labyrinth der Wörter

Von Thomas Palzer

Freitag, 25.09.2015, 20.10 Uhr, DLF

Bücher bestehen aus Wörtern und Sätzen, aber in der Regel geht es in ihnen nicht um Wörter. Vielmehr geht es um die Geschichten, die erzählt werden. Bücher, in denen es explizit um Wörter geht, heißen Wörterbuch. Auch sie erzählen Geschichten – von dem Wissen, das in Wörtern gespeichert ist.
Von dem Bedeutungswandel, denen Wörter unterliegen; von der Art, wie sich in ihnen die Kunst der Benennung ausdrückt; von der Nährlösung, aus denen sich Begriffe kristallisieren – und vielem mehr. Es gibt Wörter, für die es in anderen Sprachen kein Wort gibt. Und es gibt Wörter, die gerade nicht wörtlich zu nehmen sind, sogenannte Metaphern. Für beides gibt es Wörterbücher. Das Wort Wörterbuch leitet sich ab vom griechischen lexikon oder biblion. In Wörterbüchern manifestiert sich der grundlegende Akt des Menschseins: das Übersetzen.

Selbstständig Denken
Kein Gott nirgends oder: Zurück zur Vernunft

Von Angelika Brauer

Samstag, 26.09.2015, 18.05 Uhr, DR Kultur

Die Religion ist auf die Bühne der Weltöffentlichkeit zurückgekehrt. Nicht nur durch islamische Hassprediger, Selbstmordattentäter, den 11. September. Mit der Bibel als Waffe können auch Christen Fundamentalisten sein. Und selbst die sogenannten “Neuen Atheisten” geraten auf die Spur des Fanatismus, wenn sie lautstark die Welt vom Glauben an Gott befreien wollen.
Der wahre Atheismus ist anders: eine Entscheidung des Einzelnen, selbstständig zu denken und zu handeln und auf die Trost- und Hilfsangebote der Religion zu verzichten. Aber ist denn auf die menschliche Vernunft Verlass? Wie findet sie eine Antwort auf die Frage nach Sinn? Und vor allem: Gibt es eine Moral des Zusammenlebens ohne Gott und den Katalog seiner Gebote?

Dr. C’s Conversationslexikon (4/4)
E wie Effizienz
Eine ökonomische Radiofeature-Reihe mit und ohne Publikum

Von Armin Chodzinski und Nis Kötting

Sonntag, 27.09.2015, 14.05 Uhr, SWR2

E wie Effizienz, G wie Geld, S wie Schulden, W wie Wachstum. Vier Buchstaben. Vier Begriffe. Über die sich reden ließe. Wenn man wüsste, was sie bedeuten. Dafür gab es früher Konversationslexika. Damit man wusste, worüber man redete. Jetzt gibt es Dr. C. Dr. C. referiert, theoretisiert, exemplifiziert: Zitate, Thesen, Verweise, Quellen und Dokumente. Dr. C. denkt laut und live. Manchmal mag er verkrampft wirken, aber das kommt nur, weil er unbedingt verstanden werden will. Deshalb tanzt er manchmal sogar. Sogar so, dass man es hört.

Teil 4: Effizienz ist eine Frage der Anordnung, der Gestaltung, der Laufzeit, der klaren Ziele und der definierten Mittel. Effizienz ist Optimierung. Eigentlich gut. Erstrebenswert. Und was ist noch mal das Ziel? Und warum? Kann man vielleicht mal einfach nur rumsitzen und … keine Idee haben?