Radiotipps für die Woche vom 11. bis 19. März 2016

Schriftsteller auf dem Balkan
“Wir sind Profis für Versöhnung und Verständigung”

Von Volker Dittrich

Dienstag, 15.03.2016, 19:15 Uhr, DLF

Auf dem Balkan entstehen seit einigen Jahren viele Initiativen von Autoren, um den Austausch zwischen den ehemals verfeindeten Balkan-Nationen zu fördern. Die erste “verbotene Balkan-Liebe” begannen der albanische Intendant und Stückeschreiber Jeton Neziraj aus Priština im Kosovo und der serbische Autor Saša Ilić, beide geboren 1972.

Seit 2011 organisieren die beiden Autoren das Internationale Literaturfestival Polip in Priština im Kosovo, zu dem sie Autorinnen und Autoren aus allen Balkanländern einladen. 2010 wurde in Split ein Writer in Residence-Programm aufgelegt, zu dem als erster Stipendiat ein serbischer Autor nach Kroatien eingeladen wurde.

Es bedurfte beharrlicher Überzeugungsarbeit, die Finanzierung für eine Schriftstellerwohnung zu ermöglichen. Inzwischen gibt es solche Austauschprogramme auch in Sarajewo, Belgrad, Priština und Tirana.

Atheisten im Predigerseminar
Pfarrer

Nach dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Stefan Kolbe und Chris Wright

Mittwoch, 16.03.2016, 00.05 Uhr, DR Kultur

Was passiert, wenn zwei atheistische Autoren Zugang zu einem Predigerseminar bekommen? Und das in Wittenberg, der Lutherstadt, einst Hochburg der deutschen Reformation, heute gelegen in einer der ungläubigsten Ecken Europas.

Ein Jahr lang begleiten die Autoren eine Gruppe Männer und Frauen in ihrer Ausbildung zum Pfarrer. Anfangs geht es noch um das Erlernen religiösen Handwerks. Aber im Laufe der Zeit sehen sich Protagonisten wie Filmemacher zunehmend mit den grundlegendsten menschlichen Fragen konfrontiert. Grenzen verschwimmen – zwischen Glauben und Unglauben, Trost und Verzweiflung. Es entsteht ein intimer Dialog über unsere fundamentalen Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit und Sinn.

“Dass es knallte, bekam man mit”
Die Deutschen und der Genozid in Ruanda

Von Arndt Peltner

Mittwoch, 16.03.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Als in den Abendstunden des 6. April 1994 die Maschine des ruandischen Präsidenten im Anflug auf Kigali abgeschossen wurde, war das der Auslöser für einen Massenmord an der Tutsi-Minderheit im Land. In rund 100 Tagen wurden fast eine Million Menschen ermordet. Die westlichen Nationen zeigten sich überrascht, griffen nicht ein und weigerten sich lange Zeit, von einem Genozid zu sprechen. – Warum schaute die Weltöffentlichkeit weg? Auch die verschiedenen staatlichen Einrichtungen Deutschlands vor Ort in Ruanda reagierten nicht, obwohl sie sehr wohl mitbekamen, dass gezielt auf einen Massenmord hingearbeitet wurde. So machte sich Deutschland mitschuldig an der Eskalation der Gewalt. Wie es dazu kam, versucht das Feature zu klären.

Schriftsteller und ihre Lebensentwürfe
Federball, der durch den blassblauen Himmel fliegt

Von Roland Koch

Freitag, 18.03.2016, 20:10 Uhr, DLF

Wolfgang Utschick wurde nach seinem Suhrkamp-Debüt 1979 Logenschließer am Theater. Dort hat er eine Überlebensecke gefunden – und fühlt sich endlich frei. Wie beginnt eigentlich eine Schriftstellerbiographie, und wie endet sie: So wie man einen Text anfängt und beendet. Fünf Autoren berichten über ihre persönlichen Lebens- und Schreibentwürfe. Welche Sehnsüchte und Phantasien sind mit dem Autorendasein verbunden? Was verändert sich durch äußere Einflüsse und Misserfolge?

Tatort Textilfabrik
Ein Feature über die Klage pakistanischer Brandopfer gegen KiK

Von Caspar Dohmen

Samstag, 19.03.2016, 13:05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Der Textildiscounter Kik war einer der Hauptabnehmer von Ali Enterprises in Pakistan. 2012 starben bei einem Brand in der Textilfabrik 260 Arbeiter, auch weil viele Fenster vergittert und Fluchtwege versperrt waren. Muhammad Hanif hat das Unglück überlebt. Er organisierte sich mit anderen Betroffenen und fordert Entschädigung. Engagierte Anwälte, Gewerkschaftsvertreter und Aktivisten von NGOs halfen ihnen und wurden deswegen scharf angegriffen, bis hin zu Todesdrohungen. Hanif und drei weitere Betroffene reichten schließlich im Frühjahr 2015 vor dem Landgericht Dortmund Klage auf Schmerzensgeld gegen KiK ein. Der Fall ist für deutsche Gerichte ein Novum. Es gilt zu klären, ob ein inländisches Unternehmen für Produktionsbedingungen bei einem Zulieferer im Ausland haften muss. Wie immer die Klage am Ende ausgeht, sie dürfte erhebliche Konsequenzen haben für den Umgang mit der Verantwortung in den globalen Lieferketten der Industrie.

Geliehene Wörter
Von Büchern, die wandern

Von Mareike Maage und Sebastian Peter

Samstag, 19.03.2016, 18.05 Uhr

Im Feature erzählen Menschen ihre Geschichten über verliehene und geliehene Bücher. Die Episoden beinhalten Freundschafts- und Liebesgeschichten und solche, die mit den geliehenen Wörtern beendet waren.

In jedem Bücherschrank finden sich Bücher, die ihr Besitzer sich ausgeliehen hat. Es finden sich aber auch die Lücken. Von Büchern verursacht, die man selbst verliehen hat, obwohl sie einem viel bedeuteten.

Munition Gedicht

Von Helgard Haug und Thilo Guschas

Sonntag, 20.03, 2016, 14.05 Uhr, SWR2

Die ägyptische Militärdiktatur ist zurück. Medien werden zensiert, Demonstrationen verboten. Aber die Verse sind noch auf der Straße. Poeten lesen ihre Gedichte im Internet und werden von Fernsehshows wie Popstars gefeiert. 2011 beflügelten Strophen des Hippiedichters Ahmed Fouad Negm den friedlichen Protest. Entstanden in politischer Haft in den sechziger Jahren. Eine Flaschenpost durch Jahrzehnte. Heute sitzen wieder zehntausende politische Gefangene ein, Islamisten wie Linke. Schmieden sie neue lyrische Munition, die durch Mauern geht? Über Kassiber korrespondiert das Autorenduo Helgard Haug und Thilo Guschas mit dem Dichter Omar Hazek, der einst vor Millionenpublikum die panarabische Castingshow “Prince of Poets” gewann. Eben noch saß er in Haft. Nun kommt er frei. Was beschwören aktuelle arabische Verse? Gehen sie neuen Taten voran – wie der Blitz dem Donner?

Zwischen historischer Normalität und gesellschaftlicher Herausforderung

Von Astrid Nettling

Sonntag, 20. März 2016, 18:05 Uhr, hr2

Seit vergangenem Jahr bewegt das Thema Migration, Fremdheit und Integration die bundesdeutschen Gemüter.

Zum einen wird zum einen die schiere Menge von Zuwanderern von einigen als bedrohlich empfunden, zum anderen ist es deren Fremdheit, die bei manchen Angst auslöst. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund des islamistischen Fundamentalismus. Auch wenn Migration, wie die Migrationsforschung betont, einen historischen Normalfall darstellt, stellt der neuerliche Strom von Zuwanderern eine enorme gesellschaftliche Herausforderung dar.
Wieviel Fremdheit verträgt eine Gesellschaft? Wie kann sie fruchtbar damit umgehen, jenseits von Ausgrenzung, Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit? Und was erfordert es wiederum von Seiten der Zuwanderer, die hier in unserem Land heimisch werden wollen? Diesen Fragen geht Astrid Nettling in ihrem Feature nach.