Radiotipps für die Woche bim 5. bis 11. Mai 2014

 

Illegal

 

Von Björn Bicker

 

Mittwoch, 7.5.2014, 18.05 Uhr, DR Kultur

 

Geh nach der Arbeit sofort nach Hause. Beschwere dich nicht über laute Nachbarn. Meide den Hauptbahnhof mit seinen Zivilstreifen. Geh nicht bei Rot über die Straße. Fahre nie schwarz. Halte im Kaufhaus immer alle Quittungen bereit.

 

Öffne nie die Tür, wenn es überraschend klingelt. Zahle immer Cash. – So lauten einige Regeln, die man einhalten muss, wenn man eigentlich nicht dort sein darf, wo man lebt. Illegalisierte Menschen arbeiten in der Gastronomie oder als Pflege- und Haushaltshilfen.

Der Autor hat anderthalb Jahre recherchiert und mit Betroffenen Interviews geführt. Das dokumentarische Hörspiel entstand parallel zu einem Theaterprojekt.

 

Wohin das Wasser fließt.
Junge deutsche Wissenschaftler forschen für Südafrika

 

Von Nora Bauer

 

Mittwoch, 7.5.2014, 22.03 Uhr

 

Wasser ist ein Grundnahrungsmittel, der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung zählt zu den Menschenrechten. Südafrika hat das Recht auf Wasser 1994 sogar in seine Verfassung aufgenommen. Dennoch sind 10 Prozent der Menschen in diesem Land immer noch von der Wasser-Versorgung und der Kanalisation abgeschnitten.Sie sind schwarz und leben in sogenannten Informal Settelments, Elendsvierteln, die sich überall neben ehemaligen Townships ausbreiten.

 

An der Bauhaus-Universität Weimar wird zu diesem Thema geforscht und so fuhren deutsche Doktoranden nach Potchefstroom, um mit ihren südafrikanischen Kollegen nach Lösungen für die mangelhafte Wasser-Versorgung in den Elendsvierteln zu suchen. Vielleicht wird man sie auch im reichen Norden eines Tages gut gebrauchen können.

 

Neun Tage – zwei Zehennägel – nach Hause gehen
Ein Fußweg von Wien nach Graz

 

Von Anna Katharina Laggner

 

Samstag, 10.05.2014, 13.05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

 

“Ich werde einfach gehen, hab ich mir gedacht. Gehen gegen den Frust.  Ich werde einfach gehen, weil alle immer fahren, weil ich immer fahre. Unzählige Male von Wien nach Graz, mit dem Zug, mit dem Auto. Ich werde einfach gehen. Da ist die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass jemand aufsteht und sagt, das geht nicht. In Graz wohnen meine Eltern, zwei meiner Schwestern, meine Großmutter. Von dort bin ich aufgebrochen in die Welt. Es gibt keine Zimmerreservierungen, dafür Jause und einen kleinen Rucksack. Es gibt ein Aufnahmegerät, einen Pfefferspray und eine Abneigung gegen Hunde. Es gibt einen Weg, der ungefähr querfeldein Richtung Süden führt. Und es gibt den ersten Schritt, der der schwerste ist.
Ich werde am Hochwechsel im dichten Nebel fast verloren gehen, in Pöllau wird man mir auf einer Orgel Lieder spielen, auf der Hohen Wand werde ich den Yeti treffen, ich werde belästigt werden, zwei Aufnahmegeräte werden eingehen, ich werde mich verirren und das Ende wird sehr unspektakulär sein.”
“The Personal diary of an author, who walked from Vienna to her native town Graz. A journey back to the roots and her inner self. An acoustical road movie full of curious encounters and strange coincidences. With a flavor of Bunuel.” – so urteilte die Jury beim internationalen Wettbewerb Prix Bohemia 2013 und zeichnete die Autorin für ihr Feature aus.
Die Sendung ist im Rahmen der internationalen EBU Master School on Radio Features entstanden. 

 

Grandhotel für Alle!
Flüchtlinge, Künstler und Hotelgäste unter einem Dach

 

Von Marianne Weil

 

Samstag, 10.05.2014, 18:05 Uhr, DR Kultur

 

So etwas gab es noch nie. Im Augsburger “Grandhotel Cosmopolis” gilt das Motto: Wir sind alle Reisende auf dieser Erde, jeder ist willkommen, ganz gleich woher er kommt. Eine basisdemokratisch organisierte, ziemlich bunte Gruppe hat diese Utopie in die Welt gesetzt.

 

Nicht in einer Inszenierung auf dem Theater, sondern in einem realen Experiment: Im Augsburger Springergässchen treffen sich Asylbewerber und Hotelgäste auf den Fluren und an der Bar, als wären alle frei und gleich.
Das Projekt ist inzwischen berühmt geworden und wird mit Preisen überhäuft. Doch es findet nicht im luftleeren Raum statt. Das öffentliche Schulterklopfen fängt die Aktivisten an zu schmerzen, denn ihre Idee stößt an die Mauern der europäischen Flüchtlingspolitik.
Die Autorin hat sich mehrfach im Grandhotel einquartiert, erst auf der Baustelle, dann in einem realen Hotelzimmer.

 

Rotkäppchen Breaking Bad.
Wie aus Heinz-Otto Hermann ein Bankräuber wurde

 

Von Ben Hänchen

 

Sonntag, 11.5.2014, 14.05 Uhr, SWR2

 

27 Banken hatte er ausgeraubt. Bis er bei der 28. geschnappt wurde. Die Ermittler nannten ihn “Rotkäppchen”, weil er eine rote Maske trug und immer höflich bei seinen Überfällen war. “Sie wissen von mir nicht viel, aber ich bin froh, dass es vorbei ist”, sagte er bei seiner Verhaftung. Was trieb den ehemaligen Volksarmisten der DDR zu seinen Verbrechen? Wie gelang es ihm, jedes Mal zu Fuß zu fliehen, selbst wenn Polizeihubschrauber hinter ihm her waren? Wie konnte er seine Taten sogar vor seiner Frau verheimlichen? Und warum war ihm am Ende niemand richtig böse – nicht einmal die, die er überfallen hat? Autor Ben Hänchen hat sich von Heinz-Otto Hermann seine Rotkäppchen-Geschichte erzählen lassen. Eine komplizierte Geschichte, aber keine Räuberpistole – und alles andere als ein Märchen.

 

Die rote Baronesse – Das extreme Leben der Jenny Marx

 

Von Ulrich Teusch

 

Sonntag, 11. Mai 2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

 

 

An männlichen Verehrern hat es Jenny von Westphalen nie gemangelt, ihr, der schönen, anmutigen, intelligenten Baronesse, der “Ballkönigin von Trier”.

 

Doch trotz aller Avancen entschied sie sich früh – und gegen alle Konvention – für einen vier Jahre jüngeren Bürgersohn jüdischer Herkunft, den sie schon aus Kindertagen kannte: Karl Marx. Dass dieser ihr fürs erste kein standesgemäßes Leben würde bieten können, war ihr klar. Doch was sie dann in den folgenden Jahren und Jahrzehnten unter den harten Bedingungen des Londoner Exils erlebte, übertraf wohl selbst ihre schlimmsten Befürchtungen. Unterkriegen ließ sich Jenny Marx darum noch lange nicht. Trotz aller Not wusste sie Momente des Glücks zu genießen. Etliche Jahre lebte sie ein permanentes „carpe diem“ am Rande des Abgrunds. Erst der Herbst ihres Lebens entschädigte sie für so manches Leid der frühen Jahre. Über ihr “extremes Leben” hat sich Jenny immer wieder in Briefen an vertraute Menschen ausgesprochen. Ihre Texte zählen zum Schönsten, was die Briefliteratur des 19. Jahrhunderts zu bieten hat. Aus ihnen formt sich das Bild einer der außergewöhnlichsten Frauengestalten ihrer Zeit.