Afghanistan hinter dem Schleier
Das Doppelleben der Golalai Habib

Von Ghafoor Zamani

Dienstag, 21.7., 19.15 Uhr, DLF

Golalai Habib, die in Afghanistan die Zeitung “Die Welt der Frauen” gründete und 2011 nach Deutschland floh, erzählt in diesem Feature von der Welt hinter dem Schleier: vom Spagat zwischen ihrem Kampf als Frauenrechtlerin und der eigenen Situation in der Familie, wo Männer die Entscheidungen treffen.
2014, so berichtet Amnesty International, sind in Afghanistan über 5.000 Frauen Opfer häuslicher Gewalt geworden. Nach dem neuen Gesetz, das das Privatleben von Männern und Frauen regelt, darf eine Frau das Haus z. B. nur verlassen, “wenn die Erde bebt oder das Haus brennt”.
Golalai Habib, die in den entlegenen Dörfern Afghanistans über die Rechte der Frauen diskutierte, konnte nach Deutschland flüchten. Aber an ihrer privaten Situation hat sich dadurch wenig geändert. Die Ketten der Ehre sind auch in Deutschland aus Stahl. Ghafoor Zamani hat Golalai über viele Jahre in Kabul und in Deutschland begleitet.

Refuse, Reduce, Reuse
Eine Momentaufnahme der Konsumalternativen

Von Johanna Olausson

Mittwoch, 22.07.2015, 00.05 Uhr, DR Kultur

Foodsharing, Kleidothek, Repair Café, Kleiderkreisel, Mundraub, Netcycler, Carzap, Ouishare, KoKonsum, Grabfruit, Zebramobil, Social Muscleclub, Original unverpackt, Nachbarschaftsauto, Foodsoft, Material Mafia, Kunst-Stoffe, Hanseatische Materialverwaltung, Free your stuff, Leihladen Leila, Bikesurf, Couchsurfing, Homeforhome, Fairleihen, Mundraub, Bookcrossing, Ticketteilen, Tandemploy.
“Wat ist denn dat?”, fragt der Müllwerker hinter dem Steuerrad. An seiner Seite sitzt eine von Alpträumen verfolgte junge Frau. Sie fahren in einem Müllauto zusammen irgendwo im 21. Jahrhundert herum und suchen nach Alternativen zur Wegwerfgesellschaft.

Das Damaskus-Erlebnis
Motive der Islam-Konversion

Von Manuel Gogos

Freitag, 24.07.2015, 20.10 Uhr, DR Kultur

Der Softrocker Cat Stevens schrieb Hippie-Hymnen wie “Morning Has Broken”, ehe er im Jahre 1977 auf wundersame Weise vor dem Ertrinken errettet wurde und ein Koran aus der Hand seines Bruders ihm die Augen öffnete, wem er dafür zu danken habe: nämlich Allah.
Paul-Gerhard Hübsch war ein Beatpoet und Acidhead, ehe er 1969 in der marokkanischen Wüste nackt auf die Knie fiel, die Hände gen Himmel reckte und ausrief: “Oh Allah, bitte reinige mich.” Nach seiner Konversion zum Islam nannte er sich Hadayatullah, “der von Gott Geleitete”, und verfasste als Imam von Frankfurt eine Biografie über Yusuf Islam – den Mann, der einmal Cat Stevens war. Sind Yusuf und Hadayatullah “Prototypen” jener zahlreichen Konvertiten aus Paris, London oder Bonn, die heute zu global operierenden Gotteskriegern mutieren?
Das Feature spürt den existenziellen Gründen von Islam-Konvertiten nach und problematisiert zugleich die hirnwäscheähnlichen Effekte von Massenkonversionen im Bannkreis salafistischer “Lies-mich”-Aktionen.

Blick nach Draußen
Südseeparadiese. Die Trauminseln Französisch Polynesiens

Von Dieter Mayer-Simeth

Samstag, 25.07.2015 13:05 Uhr , Bayern 2

Im Bayern 2-Sommerradio öffnet der Bayerische Rundfunk sein Schallarchiv. Die Reihe “Offenes Archiv – Das Feature als Dokument seiner Zeit” widmet sich in den fünf Ausgaben dieses Sommers dem “Blick nach Draußen”.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägen Sendereihen wie das “Offene Fenster” oder “Städte mit lockenden Namen” das Reise-Feature. Dieses soll nach dem Zweiten Weltkrieg mehr sein als ein vertonter Fernreiseprospekt. Ziel ist ein “Beitrag für die Gemeinschaft der Völker”. So postuliert es Anfang der 1960er-Jahre BR-Intendant Christian Wallenreiter: “Das Eigene über die Grenzen des Landes hinaustragen und das Fremde hereinholen.” Herausragende Autorenpersönlichkeiten mit einem besonderen Zugang zu Land und Leuten arbeiten für die eigens geschaffene Redaktion “Hörbild Ausland”, die das Genre pflegt. Aus Frankreich zum Beispiel berichtet Hubert von Ranke. Der Münchner Widerstandskämpfer hatte sich 1942 der Resistance von Charles de Gaulle angeschlossen. Aus diesem Blickwinkel begleitet er das Entstehen eines demokratischen Bayerns. In Italien ist Reinhard Raffalt nicht nur ein profunder Kritiker des Papstes, sondern genauso ein akustischer Vermittler der Kultur Roms und Italiens im Auftrag des Bayerischen Rundfunks.
Das Bayern2-Sommerradio stellt fünf Features vor, die den Wandel im “Blick nach Draußen” aufzeigen. Welche Radiomacher prägten unsere Wahrnehmung des Auslands in den vergangenen Jahrzehnten – und was heißt das für uns heute?
Den Auftakt bildet die weiteste Reise, die ein BR-Autor je unternommen hat: Zu Bayerns Antipoden, zu der Region und zu den Menschen auf der genau anderen Seite des Globus’. “Südseeparadiese. Die Trauminseln Französisch Polynesiens” (Samstag, 25. Juli 2015 – 13:05 Uhr). Dieter Mayer-Simeth widmet sich dem Mythos der 118 Inseln, dem der Maler Paul Gaugain wie der Chanson-Sänger Jacques Brel erlegen sind. Im Begleittext zur Ursendung heißt es: Vor knapp 250 Jahren von Seeleuten unserer Kultur entdeckt, erst einmal durch Syphilis und Seuchen entvölkert, dann durch Christentum, Kriege und französische Atombombentests “auf europäischen Kulturstandard gebracht”. Ohne das Wort “Kultur” vor sich herzutragen vermittelt diese großartige Erzählung von Dieter Mayer-Simeth en passent einen zeitgenössischen Kulturbegriff. Ein auch heute noch glaubwürdiger “Blick nach Draußen”.

Mehr Meer

Mit Wolfram Wessels

Sonntag, 26.07.2015, 14.05 Uhr, SWR2

Es gibt eine Hörspiel-Spur, es gibt eine Feature-Spur, eine Internet-Spur, eine Diskurs-, Musik- und Soundspur und alle Spuren führen zum Radio, ins world wide web und wieder zurück. Mehrspur entwickelt das Internetprojekt DOKUBLOG weiter, reflektiert den Stand aktueller Mediendebatten und das laufende Programm, mischt die Spuren und stellt neue Zusammenhänge her. Hörspiel- und Feature-Kritiken treffen auf Debatten über die Bedeutung des Radios, auf Berichte über nationale und internationale Trends und auf DOKUBLOG-Features und -Hörspiele. Prominente Autoren diskutieren und arbeiten mit weniger bekannten zusammen: Jeder ist nicht nur Radio-Reporter und Audiokünstler, sondern auch Kommentator, Rezensent, Essayist und kann sich über die Seite www.swr2.de/dokublog beteiligen. Sie ist Archiv und Produktionsplattform zugleich.

Europäische Avantgarde

Von Alfred Andersch

Sonntag, 26.07.2015, 18.05 Uhr, hr2

In dieser zweiten Folge der Feature-Reihe des Radiokultursommers betrachtet Alfred Andersch die Zeiträume, die den Zusammenbrüchen Europas und dessen Werten folgten, insbesondere die Nachkriegszeiten nach 1918 und nach 1945. Andersch macht sich auf die Suche nach einer neuen Avantgarde, die den Grundstein für die Zukunft Europas legen könnte. Dabei zitiert er Beispiele aus den Werken avantgardistischer Autoren wie Arthur Koestler, Denis de Rougement, Ignazio Silone, Vercors, Albert Camus, Jean Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Andre Malraux, Erich von Kahler, Emanuel Mounier und Eugen Kogon.