Radiotipps für die Woche vom 13. bis 19. Juni 2016

“Wir sind es leid”
Die mexikanische Bürgergesellschaft wehrt sich

Von Peter B. Schumann

Dienstag, 14.06.2016, 19:15 Uhr, DLF

Mexiko ist in den vergangenen Jahren in einen Sumpf von Gewalt, Straflosigkeit und Korruption gesunken. Regierung und Parteien erweisen sich als unfähig, die Lage zu bessern. Viele Mexikaner halten sie für einen Teil des Problems. Sie sind es leid, immer wieder vertröstet und belogen zu werden, und haben begonnen, ihre Kritik und ihre Wut in großen Massendemonstrationen zu artikulieren. Eine Bürgergesellschaft hat sich – auch mithilfe der sozialen Netzwerke – zu wehren begonnen. Sie hat eigene Strukturen entwickelt und neue basisdemokratische Organisationen geschaffen. In ihrem Umfeld entstand eine Vielzahl von Medien, die ihre Aktionen und Programme verbreiten. Sie ist zurzeit die einzige politische Alternative im Krisenland Mexiko.

Happy Birthday! 500 Jahre Reinheitsgebot
Deutsche Reinheit, deutscher Durst
Ein Bierblues

Von Peter Schanz

Mittwoch, 15.06.2016, 00:05 Uhr, DR Kultur

Das Bayerische Reinheitsgebot wird 500 Jahre alt. Höchste Zeit, diesen Hopfen & Malz-Fundamentalismus zu hinterfragen: Was kommt wirklich rein ins Bier? Was fehlt ihm?

Verhindert der Abgrenzungsfuror eine Weiterentwicklung der Braukünste? Verliert das Deutsche Brauwesen aus Sturheit seine weltweite Anerkennung?
Von Flensburg bis zum Bodensee werden alte und neue Sudstätten heimgesucht, werden Brauer, Trinker und andere Spezialisten zu Wort gebeten.

Munition Gedicht

Von Helgard Haug und Thilo Guschas

Samstag, 18.06.2016, 13:05 Uhr, BR2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Die ägyptische Militärdiktatur ist zurück. Medien werden zensiert, Demonstrationen verboten. Aber die Verse sind noch auf der Straße. Poeten lesen ihre Gedichte im Internet und werden von Fernsehshows wie Popstars gefeiert. 2011 beflügelten Strophen des Hippiedichters Ahmed Fouad Negm den friedlichen Protest. Entstanden in politischer Haft in den sechziger Jahren. Eine Flaschenpost durch Jahrzehnte. Heute sitzen wieder zehntausende politische Gefangene ein, Islamisten wie Linke. Schmieden sie neue lyrische Munition, die durch Mauern geht? Über Kassiber korrespondiert das Autorenduo Helgard Haug und Thilo Guschas mit dem Dichter Omar Hazek, der einst vor Millionenpublikum die panarabische Castingshow “Prince of Poets” gewann. Eben noch saß er in Haft. Nun kommt er frei. Was beschwören aktuelle arabische Verse? Gehen sie neuen Taten voran – wie der Blitz dem Donner?

15 Mann auf des toten Mannes Kist Oder: Reif für die Schatzinsel

Von Ulrich Teutsch

Sonntag, 19.06.2016, 14:05 Uhr, SWR2

Ist das nicht Abenteuer pur – samt glücklichem Ende? Eine alte Schatzkarte beflügelt die Fantasie der Männer um den jugendlichen Helden Jim Hawkins. Kurzerhand rüsten sie ein Schiff aus, stechen in See, werden auf einer verwunschenen Insel fündig und bringen ihre reiche Beute heil nach England. Doch dann wird Jim von “grässlichsten Albträumen” heimgesucht. Denn das schöne Abenteuer blieb nicht ohne Blut und Leid, Schandtaten und Grausamkeiten. Heute werden Schatzsuchen gerne romantisiert, verklärt, überhöht. Das Glück des Schatzsuchers, heißt es, liege gar nicht darin, etwas zu finden, sondern darin, etwas gefunden zu haben, was er dann suchen kann. Die Suche selbst sei das Ziel, gebe dem Leben einen Sinn. Ist das wirklich so? Lehrt Stevensons Roman, lehrt die Realgeschichte der Schatzsuche nicht etwas ganz Anderes? Unterstützt von Jim Hawkins, Long John Silver und Captain Flint begibt sich Ulrich Teusch auf Erkundungsfahrt.

Der Mond ist aufgegangen
Die niemals endenden Geschichten vom Gefährten der Erde

Von Joachim Kalka

Sonntag, 19. Juni 2016, 18:05 Uhr, hr2

Anton Tschechow warnt seinen Bruder 1886 vor einer zu ausführlichen Beschreibung des Mondes in seiner Literatur. Er soll ihn auf keinen Fall groß am Himmel stehen lassen, es genügt, meint Tschechow, wenn eine Flaschenscherbe am Mühlenwehr in der Nacht aufblinkt, da hat man schon die Magie des Mondscheins.

Denn der Mond ist längst ein gefährlich abgenutztes Requisit der Landschaftsromantik geworden. Aber er darf auch nicht fehlen. Erst recht nicht in Comics. Hund Snoopy ist in Charles M. Schulz “Peanuts” noch vor der Nasa zum Mond gereist und auch Tim und Struppi sind bereits Mitte der 1950er Jahre auf diesem Planeten gelandet.

In alten Zeiten ist der Mond eine kühl-liebliche Göttin oder eine der sieben gravitätisch-schicksalhaften Figuren des großen Planetenballetts. Erst die wissenschaftlichen Fortschritte lassen evident werden, dass er leblos ist, leer, unheimlich. Von da an ist das leichenhaft Fahle, das beunruhigend Stumme des Mondes das andere große Register neben seiner schimmernden erotischen Verlockung – das Totenhafte widerspricht dem Eros. Ein Feature am Vorabend des Vollmonds.