Afghanistan hinter dem Schleier
Das Doppelleben der Golalai Habib

Von Ghafoor Zamani

Dienstag, 21.7., 19.15 Uhr, DLF

Golalai Habib, die in Afghanistan die Zeitung “Die Welt der Frauen” gründete und 2011 nach Deutschland floh, erzählt in diesem Feature von der Welt hinter dem Schleier: vom Spagat zwischen ihrem Kampf als Frauenrechtlerin und der eigenen Situation in der Familie, wo Männer die Entscheidungen treffen.
2014, so berichtet Amnesty International, sind in Afghanistan über 5.000 Frauen Opfer häuslicher Gewalt geworden. Nach dem neuen Gesetz, das das Privatleben von Männern und Frauen regelt, darf eine Frau das Haus z. B. nur verlassen, “wenn die Erde bebt oder das Haus brennt”.
Golalai Habib, die in den entlegenen Dörfern Afghanistans über die Rechte der Frauen diskutierte, konnte nach Deutschland flüchten. Aber an ihrer privaten Situation hat sich dadurch wenig geändert. Die Ketten der Ehre sind auch in Deutschland aus Stahl. Ghafoor Zamani hat Golalai über viele Jahre in Kabul und in Deutschland begleitet.

Refuse, Reduce, Reuse
Eine Momentaufnahme der Konsumalternativen

Von Johanna Olausson

Mittwoch, 22.07.2015, 00.05 Uhr, DR Kultur

Foodsharing, Kleidothek, Repair Café, Kleiderkreisel, Mundraub, Netcycler, Carzap, Ouishare, KoKonsum, Grabfruit, Zebramobil, Social Muscleclub, Original unverpackt, Nachbarschaftsauto, Foodsoft, Material Mafia, Kunst-Stoffe, Hanseatische Materialverwaltung, Free your stuff, Leihladen Leila, Bikesurf, Couchsurfing, Homeforhome, Fairleihen, Mundraub, Bookcrossing, Ticketteilen, Tandemploy.
“Wat ist denn dat?”, fragt der Müllwerker hinter dem Steuerrad. An seiner Seite sitzt eine von Alpträumen verfolgte junge Frau. Sie fahren in einem Müllauto zusammen irgendwo im 21. Jahrhundert herum und suchen nach Alternativen zur Wegwerfgesellschaft.

Das Damaskus-Erlebnis
Motive der Islam-Konversion

Von Manuel Gogos

Freitag, 24.07.2015, 20.10 Uhr, DR Kultur

Der Softrocker Cat Stevens schrieb Hippie-Hymnen wie “Morning Has Broken”, ehe er im Jahre 1977 auf wundersame Weise vor dem Ertrinken errettet wurde und ein Koran aus der Hand seines Bruders ihm die Augen öffnete, wem er dafür zu danken habe: nämlich Allah.
Paul-Gerhard Hübsch war ein Beatpoet und Acidhead, ehe er 1969 in der marokkanischen Wüste nackt auf die Knie fiel, die Hände gen Himmel reckte und ausrief: “Oh Allah, bitte reinige mich.” Nach seiner Konversion zum Islam nannte er sich Hadayatullah, “der von Gott Geleitete”, und verfasste als Imam von Frankfurt eine Biografie über Yusuf Islam – den Mann, der einmal Cat Stevens war. Sind Yusuf und Hadayatullah “Prototypen” jener zahlreichen Konvertiten aus Paris, London oder Bonn, die heute zu global operierenden Gotteskriegern mutieren?
Das Feature spürt den existenziellen Gründen von Islam-Konvertiten nach und problematisiert zugleich die hirnwäscheähnlichen Effekte von Massenkonversionen im Bannkreis salafistischer “Lies-mich”-Aktionen.

Blick nach Draußen
Südseeparadiese. Die Trauminseln Französisch Polynesiens

Von Dieter Mayer-Simeth

Samstag, 25.07.2015 13:05 Uhr , Bayern 2

Im Bayern 2-Sommerradio öffnet der Bayerische Rundfunk sein Schallarchiv. Die Reihe “Offenes Archiv – Das Feature als Dokument seiner Zeit” widmet sich in den fünf Ausgaben dieses Sommers dem “Blick nach Draußen”.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägen Sendereihen wie das “Offene Fenster” oder “Städte mit lockenden Namen” das Reise-Feature. Dieses soll nach dem Zweiten Weltkrieg mehr sein als ein vertonter Fernreiseprospekt. Ziel ist ein “Beitrag für die Gemeinschaft der Völker”. So postuliert es Anfang der 1960er-Jahre BR-Intendant Christian Wallenreiter: “Das Eigene über die Grenzen des Landes hinaustragen und das Fremde hereinholen.” Herausragende Autorenpersönlichkeiten mit einem besonderen Zugang zu Land und Leuten arbeiten für die eigens geschaffene Redaktion “Hörbild Ausland”, die das Genre pflegt. Aus Frankreich zum Beispiel berichtet Hubert von Ranke. Der Münchner Widerstandskämpfer hatte sich 1942 der Resistance von Charles de Gaulle angeschlossen. Aus diesem Blickwinkel begleitet er das Entstehen eines demokratischen Bayerns. In Italien ist Reinhard Raffalt nicht nur ein profunder Kritiker des Papstes, sondern genauso ein akustischer Vermittler der Kultur Roms und Italiens im Auftrag des Bayerischen Rundfunks.
Das Bayern2-Sommerradio stellt fünf Features vor, die den Wandel im “Blick nach Draußen” aufzeigen. Welche Radiomacher prägten unsere Wahrnehmung des Auslands in den vergangenen Jahrzehnten – und was heißt das für uns heute?
Den Auftakt bildet die weiteste Reise, die ein BR-Autor je unternommen hat: Zu Bayerns Antipoden, zu der Region und zu den Menschen auf der genau anderen Seite des Globus’. “Südseeparadiese. Die Trauminseln Französisch Polynesiens” (Samstag, 25. Juli 2015 – 13:05 Uhr). Dieter Mayer-Simeth widmet sich dem Mythos der 118 Inseln, dem der Maler Paul Gaugain wie der Chanson-Sänger Jacques Brel erlegen sind. Im Begleittext zur Ursendung heißt es: Vor knapp 250 Jahren von Seeleuten unserer Kultur entdeckt, erst einmal durch Syphilis und Seuchen entvölkert, dann durch Christentum, Kriege und französische Atombombentests “auf europäischen Kulturstandard gebracht”. Ohne das Wort “Kultur” vor sich herzutragen vermittelt diese großartige Erzählung von Dieter Mayer-Simeth en passent einen zeitgenössischen Kulturbegriff. Ein auch heute noch glaubwürdiger “Blick nach Draußen”.

Mehr Meer

Mit Wolfram Wessels

Sonntag, 26.07.2015, 14.05 Uhr, SWR2

Es gibt eine Hörspiel-Spur, es gibt eine Feature-Spur, eine Internet-Spur, eine Diskurs-, Musik- und Soundspur und alle Spuren führen zum Radio, ins world wide web und wieder zurück. Mehrspur entwickelt das Internetprojekt DOKUBLOG weiter, reflektiert den Stand aktueller Mediendebatten und das laufende Programm, mischt die Spuren und stellt neue Zusammenhänge her. Hörspiel- und Feature-Kritiken treffen auf Debatten über die Bedeutung des Radios, auf Berichte über nationale und internationale Trends und auf DOKUBLOG-Features und -Hörspiele. Prominente Autoren diskutieren und arbeiten mit weniger bekannten zusammen: Jeder ist nicht nur Radio-Reporter und Audiokünstler, sondern auch Kommentator, Rezensent, Essayist und kann sich über die Seite www.swr2.de/dokublog beteiligen. Sie ist Archiv und Produktionsplattform zugleich.

Europäische Avantgarde

Von Alfred Andersch

Sonntag, 26.07.2015, 18.05 Uhr, hr2

In dieser zweiten Folge der Feature-Reihe des Radiokultursommers betrachtet Alfred Andersch die Zeiträume, die den Zusammenbrüchen Europas und dessen Werten folgten, insbesondere die Nachkriegszeiten nach 1918 und nach 1945. Andersch macht sich auf die Suche nach einer neuen Avantgarde, die den Grundstein für die Zukunft Europas legen könnte. Dabei zitiert er Beispiele aus den Werken avantgardistischer Autoren wie Arthur Koestler, Denis de Rougement, Ignazio Silone, Vercors, Albert Camus, Jean Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Andre Malraux, Erich von Kahler, Emanuel Mounier und Eugen Kogon.

 

Radiotipps für die Woche vom 12. bis 19. Juli 2015

Tea-Party in Frankreich
Der Kulturkampf um die Homoehe

Von Hans Woller

Dienstag, 14.07.2015, 19:15 Uhr, DLF

Europa rieb sich die Augen: Ausgerechnet in Frankreich führte im Jahr 2013 ein Gesetzentwurf über die gleichgeschlechtliche Ehe zu einer gigantischen Protestbewegung. Eine Koalition aus Wertkonservativen, traditionalistischen Katholiken und rechtsextremen Splittergruppen beherrschte in einer von Hysterie geprägten Stimmung die öffentliche Diskussion. Sie agierten, als würde die gleichgeschlechtliche Ehe das Ende der Familie, ja der westlichen Zivilisation bedeuten und wurden dabei zusehends radikaler. Gleichzeitig hat sich in dieser Atmosphäre die Zahl auch gewaltsamer homophober Übergriffe im Land fast verdoppelt.

Das Gesetz ist jetzt seit über einem Jahr verabschiedet und mehr als 7.000 gleichgeschlechtliche Ehen wurden seitdem geschlossen. Doch die ultrakonservativen Kräfte der Protestbewegung gegen die Homoehe agieren weiter – gegen Abtreibung, Genderdiskurs, künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft oder Sterbehilfe.

Abecedarium Bestiarium
Affinitäten in Tiermetaphern

Von Antonia Baehr und Sabine Ercklentz

Mittwoch, 15.07.2015, 00.05 Uhr, DR Kultur

D steht für Dodo, N steht für die Nordafrikanische Kuhantilope oder S für die Steller’sche Seekuh: Antonia Baehr hatte ihre Freund/innen eingeladen, kurze Stücke für sie zu schreiben, die auf einem ABC ausgestorbener Tiere basieren.

Hinter jedem Buchstaben verbirgt sich eine Radio-Miniatur, die sich mit dem jeweiligen nicht mehr existenten Tier verbunden fühlt.

Der Spaziergang von Buchstabe zu Buchstabe führt auch in die Bibliothek der Philosophin und Kuratorin A.S. Bruckstein Çoruh. All das bringt die Miniaturen des Abecedariums in bewegliche Konstellationen und blättert Affinitäten in Tiermetaphern auf.

Der Hass der Buddhisten
Verfolgte Muslime in Myanmar

Von Dominik Müller

Mittwoch, 15.07.2015, 22.03 Uhr, SWR2

Nach Jahren der Militärdiktatur ist das Land zum weltweiten Vorzeigeprojekt geworden: Wahlen und Marktöffnung sorgen angeblich für Demokratie und Menschenrechte. Aber wie passt dazu, dass muslimische Minderheiten, besonders die 1,3 Millionen Angehörigen der Rohingya sich massiv bedroht fühlen? Buddhistische Mönche warnen vor einer “schleichenden Islamisierung” ihres Landes und fordern dazu auf, Muslime gesellschaftlich zu isolieren. Fundamentalisten ziehen mordend durchs Land, verbrennen Dörfer und zerstören Moscheen. Die Regierung entzieht Muslimen das Wahlrecht und schränkt ihre Mobilität und Berufswahl ein. Die Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schweigt. Und der Westen belässt es bei humanitärer Hilfe und lauwarmen Ermahnungen. Welche Interessen verfolgt er und um welchen Preis? Für den Herbst sind Wahlen angekündigt. Das Feature ergründet, was in dem Land vorgeht.

Visionär Buckminster Fuller
Nachrichten vom Raumschiff Erde

Von Michael Langer

Freitag, 17.07.2015, 20.10 Uhr, DLF

Steuernummer, Name, Beruf … ? Souveräne Staaten, so R. B. Fuller, verlangten Auskunft auf lächerliche Fragen. Wo wohnen Sie? Wann wurden Sie geboren? Buckys Antwort: “Ich bin unsterblich. Ich schaue alle Jubellichtjahre mal vorbei, mal hier, mal dort. Gerade bin ich Passagier des Raumschiffs Erde, das mit 60.000 Meilen pro Stunde unterwegs ist irgendwo im Sonnensystem … Aber warum fragen Sie?”

Richard Buckminster Fuller (1895 – 1983) war Architekt und Ingenieur, Designer, Forscher und Erfinder. So gut wie vergessen ist sein Dymaxion Car, berühmt sind noch heute seine Geodätischen Kuppeln. Begriffe wie Synergie und Nachhaltigkeit, die inzwischen zu Phrasen verkommen sind, hat er entscheidend mitgeprägt. Fuller dachte global, vierdimensional, ganzheitlich und entwickelte kosmische Perspektiven. Eine Fundgrube sind nach wie vor seine späten Schriften, in denen er etwa zur allgemeinen Systemtheorie, zur regenerativen Landschaft oder auch zur integralen Funktion des Menschen Stellung nimmt. Der Titel des Buches, das 1969 erschien, lautet: “Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde”.

Feuer unterm Melting Pot
New Orleans – zehn Jahre nach Katrina

Von Jonathan Fischer

Samstag, 18.07.2015, 13:05 bis 14:00 Uhr, Bayern2

Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

August 2015. Als in Folge von Hurrikan Katrina die maroden Deiche nachgaben, schien der letzte Tag von New Orleans gekommen: Eine Hafenstadt, aus der einst der Jazz gekommen war, die die kreolische Küche hervorgebracht hatte, stolz war auf ihre üppigen Mardi Gras-Umzüge, ihre Voodoo-Tradition, ihre Brassbands und Umzüge, die die Menschen selbst zum Begräbnis tanzen ließ. Die multikulturelle Metropole, Symbol für den Melting Pot Amerikas, drohte mitsamt ihrer Kultur unterzugehen.
Während 80 Prozent der Stadt noch unter Wasser standen, tobte bereits der Kampf um ihre Zukunft: Politiker in Washington schlugen vor, die Stadt für immer aufzugeben, während lokale Geschäftsleute ein New Orleans ohne die armen Schwarzen herbeiredeten. Katrina machte alle Probleme der Stadt wie unter einem Vergrößerungsglas sichtbar: Rassismus, Rekord-Kriminalität, Korruption, miserable Schulen und eine Kluft zwischen Arm und Reich, die die Stadt und ihre Bewohner spaltet.
Zehn Jahre nach Katrina aber zeigt sich New Orleans lebendiger denn je. Beim Wiederaufbau hat sich New Orleans größtes Kapital bewährt: Seine Kultur. Nicht nur brüstet sich die Stadt mit mehr Restaurants, Musikclubs und Straßenfestivals als je zuvor, boomt der Tourismus wie zuletzt vor Katrina; auch alte Traditionen feiern ein Comeback. In der noch immer zu zwei Drittel schwarzen Stadt haben sich viele neue Brassbands formiert, die Mardi Gras Indians erleben eine nie gekannte Wertschätzung, ja selbst Voodoo findet neue Anhänger. Musiker und Künstler aus ganz Amerika zieht es in diesen neuen Melting Pot.
Hinter der touristischen Fassade aber tobt ein täglicher Überlebens-Kampf: Wie soll das neue New Orleans aussehen? Wer schafft Gerechtigkeit im Häuserkampf der Gentrifizierung? Wird New Orleans einmalige Kultur überleben? Und wie funktioniert der Schmelztiegel heute?
Jonathan Fischer (Musikjournalist und Feature-Autor aus München) hat die Stadt durchstreift, Brassbands und Predigern zugehört, mit Stadtplanern, Hotelmanagern, Musikern, Club-Besitzern und Bürgerrechtsaktivisten gesprochen.

Schule, chillen, Schlagzeug spielen
Kinder in Deutschland erzählen

Von Wiebke Köplin, Massimo Maio und Margot Overath

Samstag, 18.07.2015, 18.05 Uhr, DR Kultur

Sieben Mädchen und fünf Jungen zwischen sechs und dreizehn Jahren: Sie leben in Hoch- und Einfamilienhäusern, bei “den besten Eltern der Welt” oder auch mal beim Kindernotdienst. Sie essen Döner, Weißbrot mit Nutella, seltener Äpfel oder Salat.

Sie bekommen Taschengeld: fünf Euro in der Woche oder fünf Euro im Jahr und ihr Leben dreht sich um die Schule. Doch da gibt es auch noch Fußball, Musik, abhängen im Schülerladen oder auf der Straße. Kinder erzählen.

Der Fall M
Mutmaßungen über ein gefundenes Diktiergerät

Von Stella Luncke und Josef Maria Schäfers

Sonntag, 19.07.2015, 19.05 Uhr, SWR2

Ein Diktiergerät mit einer Mikrokassette. Ein kurioser Fund mit einer seltsamen Aufnahme: Ein Mann erzählt von einer rätselhaften Frau, die er nur “M” nennt. Angeblich arbeitet sie undercover für die Polizei. Aber was, wie und warum? Soldatin in Israel soll sie auch gewesen sein und Immobilienmaklerin und irgendwie mit der Mafia verbandelt … Kann man das glauben? Auf jeden Fall kann man Experten zur Tonbandkassette befragen: Kriminaltechniker, Tontechniker, Profiler, Phonetiker, Psychologen … Was hören und entdecken sie in einer anonymen Stimme, die eine unglaubliche Geschichte erzählt? Und was entdecken sie hinter der Geschichte? Das Feature über ein gefundenes Diktiergerät ist auch ein Feature über Analyse und Spekulation, über Neugier und Mutmaßung.

Alfred Andersch: Herr Wieland und die Grundrechte / Abendstudio – ein intellektuelles Ghetto?

Sonntag, 19. Juli 2015, 18:05 Uhr, hr2

Im diesjährigen ARD-Radiofestival möchte hr2-kultur mit einer Reihe von Features und Hörbildern an die Anfänge des Hessischen Rundfunks erinnern, der mit seinem Vorläufer “Radio Frankfurt” in diesem Jahr 70 Jahre lang besteht.

Die Reihe beginnt mit einer Sendung von Alfred Andersch, dem Schriftsteller, der in den Anfangsjahren das “Abendstudio” des hr leitete. In Form szenischer Dialoge erläutert er die Themen Grundrechte, Demokratie und Parlamentarismus in der damals neu entstandenen Bundesrepublik. Im Anschluss kommen Auszüge aus einem Essay von Alfred Andersch, der 1973 eine kritische Rückschau auf sein “Abendstudio” hielt.

 

Radiotipps für die Woche vom 6. bis 12. Juli 2015

Berlin-Schöneweide
Nazifrei durch Stadtentwicklung

Von Ursula Rütten

Dienstag, 07.07.2015, 19.15 Uhr, DLF

Schöneweide, einst eines der größten innerstädtischen Industriegebiete Europas, ist ein Berliner Stadtteil, mit dem sich seine Bewohner jahrzehntelang zu Recht voller Stolz identifizierten. Mit der Wende gingen rund 30.000 Arbeitsplätze verloren. Industriebrache und soziale Brache wurden der Humus für eine bis vor wenigen Jahren auffällige Neonazi-Szene.

Besonders raumgreifend im Vorfeld des S-Bahnhofs in Niederschöneweide. Lange musste sich die Bevölkerung gedulden, bis Sanierungskonzepte von Bezirk und Land den Weg für neue Lebensinhalte und Zukunftsperspektiven ebneten. Bis den braunen Platzhirschen Paroli geboten werden konnte. Als Kraftakt auf einer breiten zivilgesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Basis. Mit Milieuschutz für die ansässige Bevölkerung. Als “Leuchtturm” gilt die Ansiedlung der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Von vielen Seiten kommen heute Impulse und Konzepte, der einstigen Bastion von Innovation und Erfindergeist erneut ein überregionales Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen.

Innen und Dazwischen
Ich lasse Hellseherinnen in mich hineinblicken

Von Wibke Bergemann

Mittwoch, 08.07.2015, 00.05 Uhr, DR Kultur

Gibt es Menschen mit medialen Fähigkeiten, die in ihrem Gegenüber lesen können? Und wenn ja, was sehen sie dort? Die Autorin glaubt eigentlich nur, was sie sieht.

Aber Neugier und der Wunsch nach Orientierung führen sie zu einer medialen Heilerin, einer Schamanin und schließlich zu einer Wahrsagerin. Kosmos, Trommeln und Karten werden befragt. Sie bekommt eine Ahnung von der Macht des Rituals, begegnet ihrem Vorleben, und ihr wird angeboten, in den Gedanken des eigenen Ehemanns zu lesen. Die Sitzungen bringen ein paar Überraschungen zutage, die sie schließlich trotz aller Skepsis nicht mehr kalt lassen.

Preisträger-Hördokumentation des 2. dokKa Festivals

Mittwoch, 08.07.2015, 22.03, SWR2

Verschiedenen Formen des Dokumentarischen ist das deutschlandweit einzige Dokumentarfestival in Karlsruhe gewidmet. Neben Filmen, dokumentarischen Installationen und performances werden auch Hördokumentationen präsentiert und mit den Autoren, Filmemachern und Künstlern öffentlich diskutiert. Eine unabhängige Jury wählt aus jeder Sparte die beste Produktion aus. Den DokKa-Preis für die beste Hördokumentation des Festivals erhielt Margot Overath für ihr Feature: “Oury Jalloh. Die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls”. Das Gespräch zu der Produktion finden Sie auf www.dokublog.de zum nachhören.

Flow
Mein Leben im Fluss

Von Susanne Franzmeyer

Samstag, 11.07.2015, 18.05 Uhr, DR Kultur

Jeder kennt diesen Zustand: Man geht voll und ganz in einer Tätigkeit auf, vergisst darüber die Zeit, egal, ob bei der Arbeit oder bei einer Freizeitbeschäftigung. Sind wir im Flow, empfinden wir Zufriedenheit und Glück – und sind dabei zu enormen Leistungen fähig.

Aber was, wenn bei uns Stillstand herrscht, wenn wir uns im Kreis drehen und blockiert sind? Wir können uns noch so sehr anstrengen – mit Erwartungsdruck und Ungeduld sind alle Versuche zum Scheitern verurteilt, wieder in den Flow zu kommen. Was im Leben treibt uns eigentlich an und wo bleibt dabei das Glück?

Was kann passieren, wenn uns ein Ziel wichtiger wird, als der Weg dorthin? Weshalb quälen wir uns oft so? Und warum ist vielleicht alles viel einfacher, als wir denken?

Guten Tag auf Polnisch

Von Lisbeth Jessen

Sonntag, 12.07.2015, 14.05 Uhr SWR2

Park Avenue in Manhattan. Wer hier lebt, hat es geschafft. Ann Elizabeth wohnt in einem ehemaligen Aparthotel im 24. Stock. Ihre Großmutter war 1936 mit zwei Söhnen aus Deutschland emigriert, und die Söhne hatten sich in den USA neu erfunden. Seit dem Zweiten Weltkrieg aber sprach niemand in der Familie mehr von dem Gut in Oberschlesien, woher sie eigentlich stammten. Nach dem Tod der Großmutter wird ein Koffer mit alten Familienfotos geöffnet, der die Familiengeheimnisse zum Vorschein bringt. Ann wird sich ihrer jüdischen Ursprünge bewusst und reist nach Dobrodzien, das früher Guttentag hieß. Das frühere Familiengut steht jetzt zum Verkauf.

„Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten“ – 70 Jahre Atombombe

Von Andreas Horchler

Sonntag, 12.07.2015, 18.05 Uhr, hr

Am 16. Juli 1945, morgens früh um 05:30 Uhr, zündeten Wissenschaftler des Atomlabors in Los Alamos die erste Plutonium-Bombe. Das Testareal in der Wüste von New Mexico südlich von Albuquerque nannten die Männer rund um Robert Oppenheimer „Trinity“. Schon drei Wochen später befahl Präsident Truman den Einsatz der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki. Der Zweite Weltkrieg endete, doch im kalten Krieg bauten vor allem die USA und die Sowjetunion tausende weitere Atomwaffen. 70 Jahre nach dem „Trinity“-Test gehen Wissenschaftler des Think Tanks Brookings Institution von mehr als 4500 US-Atomwaffen aus. Hinzu kommen ausgemusterte, aber noch nicht abgebaute Sprengkörper. Trotz Abrüstung, trotz des Horrors der Bomben von Hiroshima und Nagasaki setzt das US-Militär auf sein atomares Potential. In Los Alamos, dem Ort des geheimen „Manhattan Projects“ zur Entwicklung der Atombombe von 1942-1945 wird auch heute noch militärische Forschung betrieben, auch Atomforschung. Für die Mehrheit der Amerikaner stellen Atomwaffen heute eher eine Garantie für Amerikas Supermachtstellung als eine Bedrohung der Menschheit dar. ARD-USA-Korrespondent Andreas Horchler reist nach New Mexico, Texas und Washington und geht der Fährte der Bombe nach, die die Welt veränderte. Er fragt Historiker, Politiker, Wissenschaftler und Bürger nach dem Erbe der Atombombe, der nuklearen Abschreckung, dem Widerstand gegen Nuklearwaffen und der moralischen Stellung Amerikas in der Abrüstungsdebatte. Wie sprechen aus Japan stammende Amerikaner über die Atombombe, wie die Afroamerikaner?