Radiotipps vom 6. bis 12. April 2015

Im Tale grünet Hoffnungsglück –
Osterfest und Frühlingsfeier

Von Hans-Joachim Simm

Montag, 6. April 2015, 12:05 Uhr, hr2

Ostern, das Urfest des Christentums, knüpft an die Pessachfeier und an die antiken Frühjahrsriten an. Die Sendung widmet sich – mit kulturhistorischen und literarischen Texten – der Entstehung, Entwicklung und Bedeutung des Osterfestes. Hans-Joachim Simm beschreibt die Ereignisse vom Palmsonntag über den ‚Krummen Mittwoch‘, den Gründonnerstag und Karfreitag bis zum ‚Weißen Sonntag‘, ergänzt um die mit dem Frühlingsanfang verbundenen und noch heute bekannten Sitten und Bräuche, von Flurumgängen und vom Wasserschöpfen bis zu Lichterprozession und Osterfeuer.

Lady Day – Das Leben der Billie Holiday

Von Grace Yoon und Alfred Koch

Dienstag, 07.04.2015, 19:15 Uhr, DLF

Billie Holiday ist die Stimme des Jazz und vielleicht auch die Stimme des 20. Jahrhunderts. Ihr Leben war so intensiv wie ihre Musik, eine außergewöhnlich talentierte Frau, die ein Leben auf dem Drahtseil führte, stets vom Unrecht der Rassentrennung, von falschen Freunden und den Auswirkungen ihrer Drogensucht bedroht.

1939 sang sie erstmals den Song “Strange Fruit”, ein Aufschrei gegen die Lynchjustiz an Schwarzen. In dem Film “New Orleans” (1946) durfte sie nur die Rolle spielen, die Hollywood damals für Schwarze vorsah: das Dienstmädchen. Billie Holiday starb mit nur 44 Jahren. Ihre Autobiografie wurde in viele Sprachen übersetzt.

Diana Ross spielte Lady Day in dem Film “Lady sings the Blues” und immer wieder tauchen Samples ihres Gesangs in modernen Re-Mixes, Techno- und Rap-Produktionen auf.

Check – shoot – goal
Innenansicht eines Eishockeyclubs

Von Ulrich Land

Mittwoch, 08.04.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Eishockey ist nach Fußball der beliebteste und lauteste Mannschaftssport. Eine Allianz aus Eleganz und Aggression. Für das Porträt der Kölner Haie wurde die komplette Mannschaft mit Mikrofonen verkabelt; sechs Mikrofone hingen von der Decke, und zusätzlich wurden zahlreiche Einzelaktionen sowie das Publikum separat aufgenommen.

Moritz Müller, Star-Verteidiger der vor über 40 Jahren gegründeten Kölner Haie, kommentiert von der Bande aus. Welchen Teamspirit bringen die Spieler mit? Welche Bedeutung haben die Schneidezähne für einen Hai? Und wie geht die Mannschaft mit der Rolle des ewigen Vizemeisters um?

Svalbard
Norwegens Joker im Run auf die Arktis

Von Harald Brandt

Mitttwoch, 08.04.2015, 22.03 Uhr, SWR2

Svalbard – “kühle Küste” wird die Inselgruppe auf norwegisch genannt. Der 1920 in Paris unterzeichnete Spitzbergenvertrag gesteht Norwegen die volle Souveränität über den gewaltigen Archipel im Polarmeer zu. Allerdings muss Norwegen allen 40 Unterzeichnerstaaten die gleichen Rechte bei der Ausbeutung von Bodenschätzen gewährleisten, über die es selbst verfügt. Und nicht nur die vermuteten Öl- und Gasvorkommen im Norden sind begehrt: Auf Svalbard beginnt der Run auf die Arktis. Etwa 2000 Menschen leben in der Hauptsiedlung Longyearbyen, über ein Viertel sind Studenten aus aller Welt. In Barentsburg kommen noch etwa 400 russische Minenarbeiter und Wissenschaftler dazu. Norwegen verfügt zwar über die Souveränität, aber wird es den Wettlauf gewinnen?

Viva Fluxus
Mein Leben mit Vostell

Von Rilo Chmielorz

Freitag, 10.04.2015, 20:10 Uhr, DLF

40 Jahre lang war Mercedes Guardado de Vostell die Frau an der Seite von Wolf Vostell, des wohl bekanntesten Fluxus-Künstlers, der diese Bewegung Anfang der 60er-Jahre mitbegründet hat. Fluxus wollte die Grenze zwischen Kunst und Leben aufheben. Alles sollte fließen: KUNST=LEBEN=KUNST.

Das Publikum wurde zum Protagonisten der Happenings. Man wohnte im Atelier, und auch im Privaten wurden die Grenzen fließend. Als sich Mercedes und Wolf 1958 in Guadalupe kennenlernten, war Wolf ein unbekannter Maler und Mercedes eine junge Lehrerin, die gerade zu unterrichten begonnen hatte. Hals über Kopf folgte sie ihm nach Köln.

Noch heute spricht Mercedes von ihm als “Vostell” und nennt ihn weder beim Vornamen noch “meinen Mann”. Sie war Muse, Mutter, Modell, engste Mitarbeiterin, Museumsgründerin, Familienunternehmerin. Obwohl inzwischen schon 81 Jahre alt, ist sie immer noch die künstlerische Direktorin des Museo Vostell Malpartida und hält das bewegte Erbe lebendig. Viva Mercedes! Viva Fluxus!

Mein ungerechtes Land
Warum in Deutschland immer noch die soziale Herkunft zählt

Samstag, 11.04.2015, 13:05 bis 14:00 Uhr, Bayern 2

Von Marco Maurer

Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Ein junger Mann hat den Traum Sportreporter zu werden. Dagegen stehen eine Hauptschulempfehlung, der Mann vom Arbeitsamt und manchmal auch das eigene Milieu. Dennoch ist er, Sohn einer Friseurin und eines Kaminkehrers, entgegen der Prognose seiner Lehrer Journalist geworden. Sein eigener Marsch durch die Bildungsinstitutionen war der Ausgangspunkt, sich in einer drei Jahre langen Recherche einmal gründlich die deutsche Bildungswirklichkeit anzuschauen: Von 100 Akademiker-Kindern schaffen 71 den Sprung auf die Universität, von 100 Nichtakademiker-Kindern sind es nur 24. Diese Zahlen sind das Ergebnis einer sozialen Auslese.
Im Gespräch mit Politikern wie Ole von Beust, sozialen Aufsteigern wie Rüdiger Grube, Chef der Deutschen Bahn, und Experten, etwa dem Eliteforscher Michael Hartmann, geht der Autor des Features der Bildungsungerechtigkeit auf den Grund. Er will wissen, warum es in Deutschland gute Bildung immer noch nicht für alle gibt, Kinder aus bildungsfernen Milieus systematisch benachteiligt, ihre Talente und Begabungen nicht gefördert werden und so ein ganzes Land seine Zukunft verspielt.

Fremdes Land
Mein Exil Zuhause

Von Ruth Fruchtman

Samstag, 11.04.2015, 18:05 Uhr, DR Kultur

Wer sagt, dass Zuhause nur ein bequemer Ort sei? Wer behauptet, dass man dort bleiben muss, wo man geboren wurde? Im selben Land, in derselben Stadt, gar in derselben Straße und derselben Wohnung? Heimatlosigkeit muss kein Nachteil sein. Das Land, die Kultur und die Sprache zu wechseln, kann eine andere Sicht auf die Welt, auf andere Menschen ermöglichen – und vor allem auf sich selbst.
Leila Ibn Hasar, deutsch-arabischer Herkunft, Maciej Luszynski aus Polen, Ines Meyer-Kormes, jüdische Ostberlinerin und die ebenfalls jüdische, in London geborene Autorin Ruth Fruchtman erzählen von der Suche nach Heimat und der Konstruktion eines Zuhauses.

„Ich schrieb das schnell auf“
Rolf Dieter Brinkmann und die Suche nach dem Unmittelbaren

Von Norbert Hummelt

Sonntag, 12.04.2015, 14.05 Uhr, SWR2

Vielleicht sei es ihm “manchmal gelungen, Gedichte einfach genug zu machen, wie Songs, wie eine Tür aufzumachen, aus der Sprache und den Festlegungen raus”, schrieb Rolf Dieter Brinkmann zu seinem letzten Gedichtband Westwärts 1 & 2, der im Mai 1975 posthum erschien. Kurz zuvor war der gerade 35-jährige Dichter in London von einem Bus überfahren worden. Der Versuch, unmittelbar an die Dinge, an den Augenblick, an das Leben heranzukommen, zeichnete sein Schreiben von Beginn an aus. Dazu entwickelte er die Snap Shots, ganz kurze Gedichte, die sich fotografisch an den Moment heften. Kommen wir heute, 40 Jahre nach Brinkmanns Tod, noch an die erloschenen Augenblicke heran? Was empfinden wir, wenn wir seine Stimme hören wie in seiner letzten Aufnahme, die kurz vor seinem Tod in Cambridge aufgezeichnet wurde? Finden wir in seinen Gedichten noch eigene Erfahrungen oder sind sie schon weit abgerückt?