Radiotipps für die Woche vom 9. bis 14. November 2015

Südafrika, der Klimawandel und die Rolle Deutschlands

Von Birgit Morgenrath

Dienstag, 10.11.2015, 19:15 Uhr, DLF

Mitten in einer der landschaftlich schönsten Regionen Südafrikas verpesten Hunderte aktive und stillgelegte Kohlebergwerke sowie Kohlekraftwerke die Umwelt. Tausende Menschen ziehen jährlich nach Witbank und hoffen dort auf Arbeit. Sie leben in provisorischen Siedlungen inmitten der Halden – wo jedes Lebewesen die schmutzig graue Farbe der Kohle annimmt.
Die Umgebung ist verwüstet. Saure Grubenwässer gelangen ins Grundwasser und in die Flüsse. Ganze Flusssysteme sind im wasserarmen Südafrika akut gefährdet. Seit Jahren protestieren Bürgerinitiativen und NGOs gegen diese Zustände. Aber die Regierung beschließt lediglich umweltfreundliche Programme und bleibt ansonsten untätig. Auch Deutschland bezieht Steinkohle aus Südafrika. Darum fordern hierzulande umweltbewusste Bürger von den Stromkonzernen mehr Transparenz im Rohstoffsektor und “saubere” Lieferketten.

Fremde Stimmen
Über die Uneigentlichkeit und Unheimlichkeit des Sprechens

Von Inke Arns und Ingo Kottkamp

Mittwoch, 11.11.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Sie rufen bis zur Erschöpfung. Sie lösen sich von Urheber und Quelle. Sie stammen von Toten, die mit Lebenden im Duett singen. Der Mensch klingt wie eine Maschine, Barbie wie Ken, der Bordcomputer wie ein sanfter Freund.
Sie rufen bis zur Erschöpfung. Sie lösen sich von Urheber und Quelle. Sie stammen von Toten, die mit Lebenden im Duett singen. Der Mensch klingt wie eine Maschine, Barbie wie Ken, der Bordcomputer wie ein sanfter Freund.
Stimmen, die von Künstlern inszeniert und imaginiert sind, machen nicht nur das Fremde im Vertrauten, das Monströse im Alltäglichen hörbar, sie werfen auch immer wieder die Frage auf: Wer spricht da eigentlich?
Das Feature entsteht im Zusammenhang mit der Ausstellung “His Master’s Voice: Von Stimme und Sprache” im Hartware MedienKunstVerein Dortmund.

Die Welt verbessern?
Über langfristige Folgen von Entwicklungsprojekten

Von Ulli Schauen

Mittwoch, 11.11.2015, 22.03 Uhr, SWR2

487 Entwicklungs-Projekte wurden auf der Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000 als empfehlenswerte “Expo-Projekte” präsentiert. Doch waren sie nachhaltig und haben langfristig etwas bewirken können? 15 Jahre nach der Weltausstellung macht sich der Autor auf, alle zwölf in Kenia liegenden “Expo-Projekte” zu besuchen, von der privat organisierten Straßenkinderhilfe in Nairobi bis zur international koordinierten Rettung des Ökosystems Viktoriasee, vom Kampf für die Landrechte der Massai bis zur Hilfe für Kleinbauern in Westkenia. Was ist noch sichtbar, was hat positive Folgen gehabt und vielleicht Nachfolgeaktionen erzeugt? Welche Fehler lassen sich beobachten? Welchen Einfluss haben ökonomische Realität und grassierende Korruption genommen? Und haben die Geberländer ihre politischen Vorstellungen durchzusetzen versucht?

Städel – Der Soundwalk
Durchs Museum in acht Tracks

Freitag, 13.11.2015, 20:10 Uhr, DLF

Von Schorsch Kamerun, Beißpony, Mark Schröppel, Jim Avignon, Die Buben im Pelz, Frau Kraushaar, Johannes Kreidler, Gabi Schaffner

Das Städel feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. Der Deutschlandfunk gratuliert mit einem Audioguide. Darin mixen Künstler wie Schorsch Kamerun oder Beißpony die aktuellen Audioguides des Städels zu neuen Tracks.

Durchsagen des Sicherheitspersonals, Klänge aus der Vergangenheit, wahre und halbwahre Geschichten rund um die Kunst, das Haus und der mit ihm verbundenen Menschen sind zu hören. Am Ende entsteht ein eigener Soundwalk, der den Besucher auf einer eigenwilligen Route durch die Sammlung führt.

Der Audioguide wird so selbst zu einem kollektiven Kunstwerk, das mit der Wahrnehmung von Zeit und Raum spielt und zugleich als imaginative Klangreise im Radio funktioniert.

Die Eröffnung des Städel-Soundwalks findet am 6.11.2015 im Städel Museum statt. Im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltung “Deutschlandfunk zu Gast im Städel Museum” wird unter anderem Audioguide DJ Jim Avignon zu hören und zu sehen sein.

Das Feature beruht auf einem Soundwalk, den der Deutschlandfunk in Kooperation mit dem Städel Museum in Frankfurt am Main realisiert hat. Für diesen akustischen Rundgang haben acht Künstler ihren Weg durch das Museum als Soundtrack inszeniert.

Der brennt!
Das Fanal des Kaveh Yazdani

Von Egon Koch

Samstag, 14.11.2015 13:05 bis 14:00 Uhr, BR2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Wenn sich jemand öffentlich verbrennt, gilt das zumeist als Protest gegen gesellschaftspolitische Zustände. Die Qual der Selbstverbrennung wird der Qual des empfundenen Unrechts gleich gestellt. Trifft das auch auf den Fall von Kaveh Yazdani zu?
Im Februar 2014 steht mitten in Tübingen ein Mann in Flammen und stirbt an den Folgen seiner Verletzungen. Wer ist er gewesen? Weshalb hat sich der Exil-Iraner derart qualvoll getötet? Wollte er mit seiner Selbstverbrennung ein politisches Zeichen setzen? Wenn ja, weshalb dann ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er nach 10 Jahren als Flüchtling in Deutschland endlich eine Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis bekommt? Seine Freunde, sein Mitbewohner, sein Anwalt und vor allem der Mann, der Kaveh Yazdani brennen sah, sie alle suchen nach Antworten für das Unbegreifliche.

Kopfpauschale –
Die deutsche Asylbürokratie und ihre Folgen

Von Achim Nuhr

Sonntag, 15. November 2015, 18:05 Uhr, hr2

Über 200 Feldbetten stehen in der Neuwerker Sporthalle (Nordrhein-Westfalen), wo kurzfristig ankommende Asylbewerber untergebracht werden sollen.

Nach den Misshandlungen in Flüchtlingsheimen vor allem in NRW räumte der zuständige Innenminister Ralf Jäger im Herbst 2014 ein, dass man “Standards aus dem Auge verloren” habe. Dann reisten immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland, und inzwischen steht das gesamte Asylsystem auf dem Prüfstand.

Städte fühlen sich von Landesregierungen allein gelassen, die Länder vom Bund. Das Feature deckt an Beispielen grundsätzliche Systemfehler auf: Warum beherbergt z.B. die bettelarme Stadt Wuppertal viel mehr Asylbewerber als das viel größere Düsseldorf? Warum bekommt Düsseldorf trotz gleich hoher “Kopfpauschalen” viel mehr Geld erstattet? Und warum lobt Pro Asyl trotzdem Wuppertal, wo Flüchtlinge besser leben würden als in der reichen Landeshauptstadt? Trotz neuer “Standards” stößt der Autor in einem abgelegenen Wald auf ein Heim, aus dem die meisten Flüchtlinge mit unbekanntem Ziel verschwunden sind – der Briefkasten quillt über vor Behörden-Post. Woanders warten Verfolgte seit Jahren auf ihr erstes Behördengespräch. Ein Jobcenter torpediert wegen “Sprachdefiziten” eine Ausbildung, wie der betroffene Flüchtling auf Deutsch erzählt. Ein Feature über Zustände in der deutschen Asylbürokratie.