Radiotipps für die Woche vom 28.09. bis 4.10.2015

Generation Lukaschenko
Die Jugend in Weißrussland

Dienstag, 29.09.2015, 19.15 Uhr, DLF

Von Olga Kapustina

Seit 21 Jahren regiert Alexander Lukaschenko Belarus. Inzwischen ist eine Generation von Weißrussen herangewachsen, die ihre Heimat ohne den autoritären Präsidenten nicht kennt. Wie leben die Jugendlichen im Nachbarland der EU, das sich an seine sowjetische Vergangenheit klammert?
Können sie zum Wechsel in der letzten Diktatur Europas beitragen, wenn sie nie etwas anderes erlebt haben? Die Autorin Olga Kapustina bereist ihre Heimat und trifft junge Menschen in der Hauptstadt Minsk und auf dem Land. Eine Musterschülerin engagiert sich im regierungstreuen Jugendverband BRSM. Ein politischer Gefangener hilft nach seiner Freilassung anderen Inhaftierten. Eine Studentin flüchtet in ihre Musik und ihr Privatleben. Eine andere junge Frau träumt vom Auswandern nach Deutschland.

Legenden sterben nie
James Dean

Von Regina Leßner

Mittwoch, 30.09.2015, 00.05, DR Kultur

Geliebt, verehrt, verklärt: James Dean ist eine Ikone der Filmgeschichte. Als er vor 60 Jahren, am 30. September 1955, bei einem Autounfall ums Leben kommt, hat der 24-Jährige gerade einmal drei Filme beendet – doch nur “Jenseits von Eden” war ein halbes Jahr vor Deans Tod in den Kinos mit großem Erfolg angelaufen.
Regina Leßner erzählt vom Leben eines Mannes, der zum Inbegriff des jungen Rebellen wurde. Sie reiste zum James-Dean-Festival, das seit 1975 jährlich in Fairmount/Indiana stattfindet, der kleinen Quäkergemeinde, in der er aufgewachsen ist, sprach mit seinem Cousin, alten Klassenkameraden, Fans und auch mit Dietmar Schönherr, der deutschen Synchronstimme von James Dean.

Zweimal Vietnam
Eine geteilte Community in Deutschland

Freitag, 2.10.2015, 20.10 Uhr, DLF

Von Johannes Nichelmann

Vier Tage lang war Frau Dr. Hoang, heute Anfang 60, in einem kleinen Boot auf dem offenen Meer. Auf der Flucht vor den nordvietnamesischen Kommunisten. Seit fast 30 Jahren lebt sie jetzt im Westen Berlins. Wenn die Südvietnamesin Heimweh hat, fährt sie in den Osten, in das berühmte Dong Xuan Center, atmet die Gerüche ihrer Heimat, isst traditionelle Speisen.
Doch mit den gebürtigen Nordvietnamesen hier will sie nichts zu tun haben. Wie zum Beispiel mit jemandem wie Herrn Yen. Der Vorsitzende eines Berliner Vereins für Veteranen des Vietcong führt im Dong Xuan Center ein Geschäft für Bekleidung. Herr Yen war in der DDR Vertragsarbeiter und wünscht sich heute, dass alle Vietnamesen endlich die Kommunistische Partei anerkennen.
Die Südvietnamesen stammen oft aus bürgerlichen Familien. Geprägt von der französischen Kolonialherrschaft wollten sie von Anfang an westliche Werte leben. Nordvietnamesen sind mehrheitlich durch die kommunistische Einheitspartei beeinflusst. Einige Vietnamesen der zweiten Generation in Deutschland leiden unter dem Konflikt in den Familien und wollen etwas verändern.

Hörbild mit Viola
Wie Lutz Seiler in “Kruso” den Deutschlandfunk hört

Von Matthias Sträßner

Samstag, 03.10.2015, 10.05 Uhr, DLF

Ein Röhrenradio der Marke Violetta in der Rolle des Küchenradios: die Drehregler fehlen, die Bespannung des Lautsprechers ist verkrustet von uraltem Fett, die elfenbeinfarbenen Tasten sind zertrümmert, aber es empfängt: den Deutschlandfunk “mit einer Unnachgiebigkeit, wie sie Kriegsversehrten nachgesagt wird, die trotz schwerer Verletzung weiter und weiter kämpfen”.
Lutz Seilers Roman “Kruso”, erschienen 2014, ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis, spielt im Sommer 1989 auf Hiddensee, der Insel, die schon außerhalb der Zeit und “jenseits der Nachrichten” liegt. Im Mittelpunkt des Geschehens Ed Bendler, Saisonkraft als Abwäscher im VEB-Betriebsferienheim “Zum Klausner”, begleitet von einem Sendetag im Deutschlandfunk. Ed ist Student der Philologie mit besonderer Leidenschaft für Fühmann und Rimbaud, Trakl und Novalis. Matthias Sträßner stellt Roman und Sendemitschnitt, literarische Fiktion und Mitschnitt-Wirklichkeit nebeneinander und befragt Lutz Seiler nach seinen Radioerinnerungen in den Schicksalswochen des Jahres 1989.

Heimat Ach! Wie ist es doch gekommen …
Mit Bambi und Rambo im Deutschen Wald

Von Tobias Lehmkuhl

Sonntag, 04.10.2015, 14.05 Uhr, SWR

“Ach, wie ist es doch gekommen, dass die grüne Waldespracht so mein Herz genommen, mich um alle Ruh’ gebracht.” So seufzte einst der Romantiker Joseph von Eichendorff. Und noch heute sucht mancher Waldwanderer ähnliche ruh’lose Ergriffenheit. Wie dicht und prächtig aber steht der deutsche Wald als Mythen-Biotop der Gegenwart? Was raunt er seinen Besuchern zu? Tobias Lehmkuhl ist durch den Harz, das Erzgebirge und den Fränkischen Wald gewandert und unterwegs Pfadfindern und Liebespaaren begegnet. Er hat eine einsam im Tann übende Waldhornistin getroffen, einen Hirschrufexperten, eine Pilzsammlerin, einen Eremiten und den Präsidenten des Waldbesitzerverbandes Philipp Franz zu Guttenberg. Und dann sind da noch zwei eher imaginäre Gestalten, die sich im deutschen Wald herumtreiben: Bambi und Rambo …