Radiotipps für die Woche vom 19. bis 25. September 2016

Ethnopsychoanalytiker Paul Parin
Über das “Eigene” und das “Fremde”

Von Ursula Rütten

Dienstag, 20.09.2016, 19:15 Uhr, DLF

Seit den 1960er-Jahren hat ein neuer Forschungsansatz die Völkerkunde im damaligen Kontext von Kolonialherrschaft und Eurozentrismus aufgemischt: die Ethnopsychoanalyse des Schweizer Teams Paul Parin, seiner Frau Goldy Parin-Matthèy und Fritz Morgenthaler. Welche Erkenntnisse können wir heute – aus postkolonialer Perspektive – aus diesem Forschungsansatz ziehen?

Die drei Analytiker hatten bei den Dogon und Agni in Westafrika nachgewiesen, dass sich Freuds Analyse auch dazu eignet, Menschen einer uns fremden Kultur zu verstehen. “Die Weißen denken zu viel” hieß das Buch Paul Parins über die Dogon.

Begleiter und Kollegen Paul Parins geben Auskunft angesichts vieler konkreter Probleme von Staaten und Gesellschaften im Umgang mit “dem Eigenen” und “dem Fremden”.

Reihe: Geld und Wut
Dr. C’s Conversationslexikon
G wie Geld

Von Armin Chodzinski und Nis Kötting

Mittwoch, 21.09.2016, 00:05 Uhr, DR Kultur

Früher gab es Konversationslexika. Damit man wusste, worüber man redete. Jetzt gibt es Dr. C. Der referiert, theoretisiert, exemplifiziert: diesmal über Geld. Geld ist schön und demokratisch, eine grandiose Erfindung, aber auch ein Problem – nur was für eins?

Zwischen den Opfer-Ritualen der Vorzeit, der Gewissheit, dass Geld ein Band des Vertrauens ist und dem steten Verschwinden des Geldes gibt es viele Fragezeichen.

Abschied vom Faktor Mensch
Ein Feature über selbstfahrende Autos und die Moral der Algorithmen

Von Jörn Klare

Mittwoch, 21.09.2016, 22:03 Uhr, SWR2

Glaubt man den Ingenieuren von Daimler oder Google, werden selbstfahrende Autos unser Straßenbild in wenigen Jahren radikal verändern. Gesteuert durch einen Computer, werden diese Automobile selbstständig das Tempo erhöhen oder auf die Bremse steigen, staufreie Wege oder Parkplätze ansteuern und die Unfallgefahr deutlich verringern: Delikte wie Alkohol am Steuer oder Ablenkung durch Mobiltelefone wird es im Straßenverkehr der Zukunft nicht mehr geben. Der menschliche Faktor wird abgeschaltet. Aber nach welchen Kriterien wird die Software des Bordcomputers entwickelt? Wie entscheidet eine Maschine, ob das Auto in einen Menschen hineinrast oder lieber an den Laternenmast? Wie weit lassen sich Konzerne und politische Entscheidungsträger in die Karten blicken? Erst kürzlich ist ein Mensch durch sein Vertrauen in diese Technik ums Leben gekommen.

Schriftsteller Arnon Grünberg
Belohnung ist eine verkleidete Strafe

Von Thomas Böhm

Freitag, 23.09.2106, 20:10 Uhr, DLF

Selbst unter den ungewöhnlichsten Autoren der Gegenwart ragt der 1971 in Amsterdam geborene Arnon Grünberg heraus. So gewann er Preise unter Pseudonym, arbeitete undercover als Masseur in Rumänien und als Zimmermädchen in Bayern, begleitete die Bundeswehr bei ihrem Einsatz in Afghanistan.

Auch seine in über 30 Sprachen übersetzten Romane gehen mit ihrem bizarren Humor dahin, wo es (fast nicht mehr) wehtut, erzählen von einem “Jüdischen Messias” oder von einem “Mann, der nie krank war”, bis er in den Arabischen Emiraten zu Tode verurteilt wird, weil er ein Spion sein soll.

Thomas Böhm begleitet Arnon Grünberg durch seine Bücher bis an die Haustür seiner Mutter. Als dort ein Unbekannter einmal einen Strauß Rosen ablegte, animierte das Grünberg zu dem Bonmot: “Belohnung ist eine verkleidete Strafe”.

Eine Jugend am Rande der Großstadt
Kevin

Von Massimo Maio

Samstag, 24.09.2016, 18:05 Uhr, DR Kultur

Ein Portrait vom östlichen Rand der Hauptstadt. Von da, wo die Migrantenquote niedrig und die Arbeitslosenquote hoch ist. Dort in den Plattenbauten lebt Kevin. Hier ist er aufgewachsen und hier geht er zur Schule.

Das Feature begleitet ihn durch seine Pubertät, in Jugendclubs, auf Fußballplätzen und bei Hip-Hop-Battles. Er liebt große Hamburger und schwarze Lederjacken, macht ein Praktikum als Hausmeister und wird sentimental, als er seinen Vater nach zwölf Jahren wieder trifft. Kevin – eine Jugend in Berlin-Hellersdorf.

80 mal Watschlaff
Ein Heldenspektakel für Václav Havel

Von Martin Becker und Tabea Soergel

Sonntag, 25.09.2016, 14:05 Uhr, SWR2

Ein Schauspieler steht auf der Bühne und gibt zum 80. Mal den Watschlaff. Er ist eingesperrt in der Sauna und schwitzt um sein Leben. Er sehnt sich nach seinen Frauen, seinen Zigaretten, seinen Hunden. Und das an seinem Geburtstag. Ein Heldenepos über Václav Havel. Tschechischer Schriftsteller, notorischer Frauenheld, ewiger Zweifler. Und irgendwann auch Staatspräsident, obwohl er für die große Politik eigentlich immer zu freundlich war. Am 5. Oktober wäre er 80 geworden. Das Heldenspektakel mischt Fiktives mit Realem, Dokumentarisches mit Absurdem. Echte Freunde und Weggefährten erzählen. Falsche Watschlaffs fallen ihnen ins Wort. Wann ist ein Held ein Held? Wie spricht man Václav denn nun richtig aus? Warum weiß das nicht mal der Schauspieler, der ihn angeblich schon 80 Mal gespielt hat? Und was will die Sekretärin des Herrn Präsidenten eigentlich schon wieder in der Badewanne?