Radiotipps für die Woche vom 17. bis 23. August 2015

Muslimische Roma in Düsseldorf
Die Moschee am Bahndamm

Von Ulla Lachauer

Dienstag, 18.08.2015, 19:15 Uhr, DR Kultur

Seit 13 Jahren kommen sie hier zum Freitagsgebet zusammen – in einem Konfirmandensaal, den sie mit Koransuren und blauen Kacheln geschmückt haben. Iman Ajdini, ein junger Theologe aus dem mazedonischen Skopje, predigt in Romanes, der Muttersprache der Gemeindemitglieder. Die meisten sind in den 60er-Jahren als Gastarbeiter gekommen, Jugoslawen, wie es damals hieß.
Dass sie Roma und Muslime waren (aus Mazedonien, dem Kosovo, Serbien), haben sie lange verborgen. Erst mit dem Jugoslawienkrieg, der einen großen Exodus nach Westeuropa auslöste, war die Vergangenheit wieder da: Plötzlich standen muslimische Roma aus ihren Heimatorten vor der Tür, Nachbarn von einst, Verwandte. Nach und nach fanden sie in der neuen Heimat Deutschland zusammen.
Das Feature erzählt, wie diese Minderheit ihren Weg fand – den Glauben zu leben und Nachbarschaft mit den Christen nebenan, von ihrem Stolz, ohne Staatsgelder auszukommen, vom Alltag im Fastenmonat Ramadan und den aktuellen Debatten über den Islam.

UdK Berlin – Sound Studies
Kurzstrecke 40
Feature, Hörspiel, Klangkunst

Mittwoch, 19.08.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Zusammenstellung: Barbara Gerland, Ingo Kottkamp, Marcus Gammel

In der aktuellen Ausgabe der Kurzstrecke präsentieren wir fünf Hörstücke über das Taxifahren von Studenten der Sound Studies (UdK Berlin):

Olhando pela janela
Von Giacomo Gianetta

Ein Schwank
Von Lukas Leonhard, Johannes Reich, Jan Fraune

The 1:1 Map
Von Edoardo Calgary, Chelsea Leventhal, Michael Tuttle

Mimeticardisaurowrum
Von Vera Buhß, Laura Aragoneses, Matteo Spanò

Kurz Kammer Quartett
Von Ilya Selikhov, Joen Szmidt, Weiju Shen

Willkommen in der Gegenwart
Frauen und Migranten retten das Theater

Von Jenny Hoch

Freitag, 21.08.2015, 20:10 Uhr, DR Kultur

Das deutsche Staats- und Stadttheater hat es sich zu lange in der Mehrheitsgesellschaft bequem gemacht. Es wird von Großregisseuren dominiert, meistens Männer über 50, die wie mittelständische Unternehmer agieren und von Subventionen leben. Die Folge: große Theatermüdigkeit, beginnende Musealisierung. Abhilfe soll nun die Öffnung schaffen.
Öffnung nach unten, zu theaterfernen Milieus; nach außen, zu ausländischen Theatermachern und Ästhetiken; nach innen, zu einer weiteren, am deutschsprachigen Theater bisher ebenfalls unterrepräsentierten Personengruppe, den Frauen. Es ist chic geworden, seinen Spielplan mit einem Stadt-, Flüchtlings- Migrationsprojekt aufzupolieren – aber kann das funktionieren?
Wir machen den Praxistest, besuchen unter anderem ein zukünftiges Flüchtlingshaus in München, das den Kammerspielen Realität beibringen soll, kochen persisch am Theater des Jahres in Berlin, messen den Rassismus-Level eines typischen Theatergängers und erfahren, warum Karin Beier, Intendantin des Hamburger Schauspielhauses, politisch korrekte Samthandschuhe im Umgang mit heiklen Themen ablehnt.

Scherentango
Die Friseurmeisterin Peggy Pohlers und ihr Seniorensalon

Samstag, 22.08.2015 um 18:05 Uhr, DR Kultur

Von Johanna Fricke

“Wenn ich könnte, würde ich nur noch Haare schneiden”, sagt Peggy Pohlers. Sie betreibt zwei Friseursalons in Leipziger Seniorenheimen: im Stadtteil Volkmarsdorf (bei den weniger Bemittelten) und in Gohlis (bei den besser Bemittelten). In beiden Salons hängt ein Schild: “Ich habe zu wenig Zeit, um mich zu beeilen.”
Peggy Pohlers braucht die Zeit, um Geschichten zu hören. Die Geschichte von der alten Dame, die süchtig nach Knackwürsten ist und sie unter ihrem Bett versteckt. Oder die Geschichte von der Tschechin, die ihre Nationalhymne gegen einen Topf Knoblauchsuppe tauschte. Und Peggy Pohlers hat auch selbst viel zu erzählen. Immerhin ist ihre Schwester Fußballweltmeisterin und ihr Mann, der Spediteur, ein verhinderter Künstler.

Teslanauten
Eine Reise auf den Gehirnströmen des Mannes, der das Licht eingeschaltet hat

Von Mithu Sanyal und Christian Ahlborn

Sonntag, 23.08.2015, 14.05 Uhr, SWR2

Wechselstrom, Generatoren und Transformatoren, Oszillatoren, Turbinen, Spulen und Ventile, drahtlose Energie und Nachrichtenübertragung. 112 Patente hat der Physiker, Ingenieur und Erfinder Nikola Tesla (1856 – 1943) angemeldet. Einige davon waren genial und epochal, andere eher verrückt und fantastisch. Doch was immer Tesla plante, stets umgab ihn eine magisch-mysteriös britzelnde Aura. Anfang des 20. Jahrhunderts war Tesla eine Art High-Tech-Popstar und Magnetfeld-Magier. Hatte er nicht auch eine Zeitmaschine entwickelt und behauptet, Kontakte zu Außerirdischen zu haben? Auf jeden Fall hat Tesla bis heute Fans und Anhänger, die von ihm elektrisiert sind.

Max Frisch

Orchideen und Aasgeier
Erlebnisse und Begegnungen in Mexiko

Sonntag, 23.08.2015, 18.05 Uhr, hr2 (hr 1953)

Nach den Träumen, die sich mit der Kriegsvergangenheit beschäftigten, gab es auch die Träume nach der fernen Welt, die sich einige wenige in den 1950er Jahren erfüllen konnten. Zu diesen gehörte der Schriftsteller Max Frisch, der in diesen Jahren zu den Autoren des Abendstudios zählte. In diesem Hörbild erzählt er von seiner Reise durch Mexiko. Neben persönlichen Erlebnissen gibt er tiefe Einblicke in die Vergangenheit des Landes, die geprägt ist von der Eroberung und Unterwerfung der Azteken. Darin verwoben sind zeitgenössische Musikstücke, die sowohl spanischen als auch indianischen Ursprungs sind.