Radiotipps für die Woche vom 13. bis 20. September 2015

Die Grenzgänger – Logbuch einer Notrettungsstation

Von Helmut Kopetzky

Sonntag, 13.09.2015, 18:05 Uhr, hr2

“Als Notarzt hat mein Nachbar Joachim fast täglich mit der Nachtseite des Lebens zu tun: Herzinfarkte, Verletzungen am Arbeitsplatz, Verkehrsunfälle. Mit Hubschrauber und Notarztwagen ist er oft länger als 24 Stunden unterwegs.”

“Von Beruf ist er ein Grenzgänger, sein Alltag ist die Zone zwischen Leben und Tod. Diesen Ausnahmezustand überlassen wir heute so gern den ‘Einsatzkräften’, den Fachleuten. Das Feature schildert ihren Alltag, begleitet Notärzte zum Einsatzort und Patienten bis in den Operationssaal und fragt auch nach, was aus Überlebenden geworden ist.”

Im September 2015 feiert der vielfach preisgekrönte Feature-Autor Helmut Kopetzky seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass wiederholen wir diese eindrucksvolle Dokumentation, die den schwierigen Arbeitsalltag in der Notfallmedizin beschreibt.

Angola – Schnäppchenjagd im ehemaligen Mutterland

Von Tilo Wagner

Freitag, 15.09.2015, 19:15 Uhr, DLF

Angola war bis 1975 portugiesische Kolonie. Im vergangenen Jahrzehnt hat das südwestafrikanische Land einen beispiellosen Wirtschaftsaufschwung erlebt, vor allem durch den Ölexport. Eine Führungsclique um Staatspräsident José Eduardo dos Santos bestimmt die angolanische Politik und hat gelernt, sich selbst zu bereichern. Das teils aus dubiosen Quellen stammende Kapital fließt auch nach Europa. Mit der Finanzkrise und dem Spardiktat der EU hat die angolanische Elite ihren Einfluss zum Beispiel in portugiesischen Banken, Medien und der Landwirtschaft ausgebaut. Zum ersten Mal in der Geschichte europäischer Kolonialmächte mischt eine ehemalige Kolonie in Wirtschaft, Finanzen und Politik seiner ehemaligen Herren mit. Teile der portugiesischen Führung scheinen dabei den kritischen Blick auf das angolanische Regime verloren zu haben. Angolanische Bürgerrechtler, die im Exil in Portugal leben, bekommen das zu spüren.

Der italienische Schriftsteller Cesare Pavese

Von Maike Albath

Freitag, 18.09.2015, 20.10 Uhr, DLF

Schnurgerade Straßen, rechtwinkelige Plätze, barocke Fassaden, am Horizont Fabrikschlote und die modernste Autofabrik Europas – das ist Turin Anfang der 30er-Jahre. Während Fiat neue Kleinwagen produzierte und Mussolini über die widerständige Arbeiterschaft der Industriestadt klagte, schrieb der 1908 geborene Student der Anglistik Cesare Pavese Gedichte über Alltagsgeschehnisse und machte Turin zu einem literarischen Ort.

Seine Schulfreunde Giulio Einaudi und Leone Ginzburg gründeten unterdessen einen Verlag. Ab 1934 verantworteten sie zwei Zeitschriften. Pavese wurde zum Entdecker Amerikas und steuerte Artikel über Dos Passos, Steinbeck und Sinclair Lewis bei. Der Einaudi-Verlag geriet bald in Konflikt mit dem Regime, Ginzburg und Pavese kamen ins Gefängnis. Die drei Freunde hielten an ihrem ehrgeizigen Programm fest, und nach dem Krieg schrieb Einaudi Kulturgeschichte. Der Verlag wurde zu einem Sammelbecken der literarischen und politischen Avantgarde.

Ein Land macht Picknick
Eritreas taumelnder Weg zu sich selbst

Von Kristine Kretschmer und Beatrice Möller

Samstag, 19.09.2015, 13:05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

In den ersten Jahren der Unabhängigkeit galt Eritrea als afrikanisches Musterland auf dem Weg in eine demokratische Zukunft. Davon ist nichts übrig geblieben. Heute ist das Land in Lethargie versunken und stellt mit Abstand die größte Gruppe unter den Flüchtlingen aus Afrika. Dabei herrschen in Eritrea weder Krieg noch Hungersnöte, sondern ein gefürchteter Diktator: Der gefeierte einstige Revolutionsführer Isayas Afewerki ist noch immer Regierungschef, ohne jemals gewählt worden zu sein. Die Verfassung ruht, ausländische Hilfsorganisationen wurden des Landes verwiesen, die Pressefreiheit abgeschafft, Regierungskritiker sitzen im Gefängnis. Wer kann, flieht Richtung Europa oder Israel. In der Diaspora herrschen massive Konflikte innerhalb der eritreischen Gemeinde.

Die einen, vor über 20 Jahren während des Befreiungskrieges nach Deutschland gekommen, haben sich hier längst etabliert und schwärmen von der alten ostafrikanischen Heimat. Die neuen Flüchtlinge haben ihr Leben riskiert, um einer Diktatur zu entkommen und fordern einen politischen Umschwung. Wo die beiden Gruppen aufeinander treffen, kommt es zu Streit und gewalttätigen Protesten. Zekarias Kebraeb, Oppositioneller der neuen Generation, Flüchtling, Blogger und erster Stipendiat der Deutschlandstiftung Integration führt durch ein Kaleidoskop der Erfahrungen, Stimmen und Stimmungen von Menschen, die in Eritrea gelebt haben oder heute noch dort leben.

Meth – die Droge zum Selbermachen
Keine Anleitung

Von Christian Lerch

Samstag, 19.09.2015, 18.05 Uhr, DR Kultur

Crystal Meth ist das Drogenproblem Nummer 1 in den USA – aber auch in Deutschland ist die Droge auf dem Vormarsch. Spätestens seit “Breaking Bad” weiß jedes Kind, dass sich die Droge aus handelsüblichen Erkältungsmitteln, Nagellack oder Blumendünger leicht selbst herstellen lässt.

Der Autor betrachtet dieses Phänomen und taucht ein in die Welt der Abhängigen. Zum Beispiel die von Roman in Brünn, Tschechien, der sich bei seinem ersten Versuch Meth herzustellen alle Haare verbrannt hat. Oder in die Welt Melissas in Seattle, USA. Sie hat gerade ihren Job in einem Antiquitätenladen verloren. Mit der Droge hat das nichts zu tun. Meint Melissa. Sie hat die Droge im Griff. Denkt sie.

Dr. C’s Conversationslexikon (1/4)

Eine ökonomische Radiofeature-Reihe mit und ohne Publikum
Teil 1: G wie Geld

Von Armin Chodzinski und Nis Kötting

Sonntag, 20.09.2015, 14.05 Uhr, SWR2

E wie Effizienz, G wie Geld, S wie Schulden, W wie Wachstum. Vier Buchstaben. Vier Begriffe. Über die sich reden ließe. Wenn man wüsste, was sie bedeuten. Dafür gab es früher Konversationslexika. Damit man wusste, worüber man redete. Jetzt gibt es Dr. C.

Dr. C. referiert, theoretisiert, exemplifiziert: Zitate, Thesen, Verweise, Quellen und Dokumente. Dr. C. denkt laut und live. Manchmal mag er verkrampft wirken, aber das kommt nur, weil er unbedingt verstanden werden will. Deshalb tanzt er manchmal sogar. Sogar so, dass man es hört.

Teil 1: Geld ist schön und demokratisch und eine grandiose Erfindung, aber eben auch ein Problem – nur was für eins? Wie so vieles scheint auch das Geld seine Deckung verloren zu haben und übrig bleiben allein Glaube oder Hoffnung … oder nichts.