Radiotipps für die Woche vom 12. bis 18. Oktober 2015

Blind in einer Welt der Zeichen
Ein Analphabet auf Jobsuche

Dienstag, 13.10.2015, 19.15 Uhr, DLF

Von Dominik Bretsch

Kay ist Mitte 30 und funktionaler Analphabet, einer von 7,5 Millionen Menschen in Deutschland, die nicht lesen und schreiben können. Zeitungen, Behördentexte, Bücher, das Internet – undurchdringliche semantische Dschungel. Irgendwann haben Menschen wie er aufgegeben und sich in einer Nische versteckt. Kay aber will kämpfen.
Für sich und für seine vier Kinder. Ihnen will er eine gute Zukunft ermöglichen, ein Vorbild sein. Zwei Jahre lang macht Kay einen Grundbildungskurs bei einem Berliner Förderverein. Er wird selbstbewusster, gründet eine Selbsthilfegruppe, lernt mit Rückschlägen umzugehen. Doch Kay will mehr: einen Job, um seine Familie durchzubringen.
Aber reichen seine Fähigkeiten, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen? Welche Chancen bietet unsere Gesellschaft einem Menschen wie ihm?

Talo-maalla – Ein Haus auf dem Land

Von Harri Huhtamäki

Mittwoch, 14.10.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen viele Finnen auf der Suche nach Arbeit in die Städte, andere – in ihren Sommerferien – aufs Land. Die Tradition der Landhauskultur in den Ländern des Nordens ist lang. Sie spiegelt Geschichte und die Werte unserer modernen Gesellschaft wider.
Ein Sommerhaus auf dem Land zu besitzen bedeutet: Rückkehr in die Kindheit, Urlaubsstimmung und Nähe zur Natur. Die Sendung, original für ”Radio Atelier” des finnischen Rundfunks produziert, arbeitet mit Soundscapes und Stimmen. Sie stehen gleichwertig nebeneinander.

Mit Kohle in die Zukunft?
Südafrika, der Klimawandel und die Rolle Deutschlands

Von Birgit Morgenrath

Mittwoch, 14.10.2015, 22.03 Uhr, SWR2

Tausende Menschen ziehen jährlich nach Witbank und hoffen dort auf Arbeit. Sie leben in provisorischen Siedlungen inmitten der Halden – wo jedes Lebewesen die schmutzig graue Farbe der Kohle annimmt. Die Umgebung ist verwüstet. Saure Abwässer gelangen ins Grundwasser und in die Flüsse des ohnehin wasserarmen Südafrika. Seit Jahren protestieren Bürgerinitiativen und NGOs gegen diese Zustände.
Aber die Regierung beschließt lediglich umweltfreundliche Programme und bleibt ansonsten untätig. Auch Deutschland bezieht Steinkohle aus Südafrika. Darum fordern hierzulande umweltbewusste Bürger von den Stromkonzernen mehr Transparenz im Rohstoff-Sektor und “saubere” Lieferketten.

Ich roll mit meinem Besten
Der lange Weg zur Disko oder 60 Kilometer Landstraße

Von Sammy Khamis

Samstag, 17.10.2015,13:05 Uhr, BR2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Der “krass idyllische” Dorfplatz im niederbayerischen Dorfen: Eine Kirche, zwei Springbrunnen, zwei Bänke. Hier trifft sich die Landjugend, um Ladys anzuschauen und per Benz ins Wochenende zu starten. Für eine Diskonacht fahren Pascal, Ender, Safer, Atakan und der Rest ihrer Clique oft meilenweit.
Dort, wo die A94 noch Bundesstraße ist, nennen die Menschen sie nur “die Todesstrecke”. Es gibt Straßenabschnitte, an denen die Polizei verbietet, Gedenkkreuze aufzustellen. Der Grund: es gäbe dann mehr Kreuze als Begrenzungspfosten.
Und dann gibt es da die Diskothek. Ein paar Minuten abseits der B12 treffen sich freitags und samstags Jugendliche aus der ganzen Region. Einlass ist ab 21 Uhr, ab 22:30 gesellen sich Wodka-Bull und Technobeats zur aufgekratzten Wochenendstimmung. In der Rauchpause wird das Männerbild der aufgeklärten Frau genauso diskutiert wie Tanzen ohne Anfassen oder das Konzept Treue.
Doch bevor es zu philosophisch wird, setzen meist Euphorie und Rausch ein. Und irgendwann die Erkenntnis, dass es jetzt auch schon zu spät ist, nüchtern nach Hause zu fahren. Vielleicht ja nächstes Wochenende.

Selbstmord in der Öffentlichkeit
Der brennt!
Das Fanal des Kaveh Yazdani

Von Egon Koch

Samstag, 17.10.2015, 18:05 Uhr, DR Kultur

Im Februar 2014 steht mitten in Tübingen ein Mann in Flammen und stirbt an den Folgen seiner Verletzungen. Wer ist er gewesen? Weshalb hat sich der Exil-Iraner derart qualvoll getötet? Wollte er mit seiner Selbstverbrennung ein politisches Zeichen setzen?
Wenn ja, weshalb dann ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er nach 10 Jahren als Flüchtling in Deutschland endlich eine Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis bekommt? Seine Freunde, sein Mitbewohner, sein Anwalt und vor allem der Mann, der Kaveh Yazdani brennen sah, sie alle suchen nach Antworten.