Radiotipps für die Woche vom 11. bis 17. April 2016

Der Wandel geht vom Süden aus
Podemos und der Geist politischer Veränderung in Valencia

Von Joachim Palutzki

Dienstag, 12.04.2016, 19:15 Uhr, DLF

Spanien hat ein historisches Wahljahr hinter sich. Es scheint, als haben die Wählerbewegung Podemos und die regionalen alternativen Parteigruppierungen zumindest einen Teil ihrer Ziele erreicht: die Einleitung eines grundlegenden Wandels des Zweiparteiensystems und die Abkehr von der ausschließlichen Ausrichtung der Politik auf die Sparvorgaben der EU.

Wie in Madrid und Barcelona, regiert auch in Valencia seit Mai 2015 ein linksalternatives Bündnis. Die sich auf basisdemokratische Prinzipien berufene Wählerbewegung Podemos versteht sich dabei als “Motor” der Bewegung, vor allem aber als “Werkzeug” zur Durchsetzung einer Politik von unten, die aus den Bürgerversammlungen der Stadtteile und Gemeinden kommen soll.

Hightech-Popstar und Magnetfeld-Magier
Teslanauten

Von Mithu Sanyal und Christian Ahlborn

Mittwoch, 13.04.2016, 00:05 Uhr, DR Kultur

Wechselstrom, Generatoren und Transformatoren, Oszillatoren, Spulen, drahtlose Energie und Nachrichtenübertragung. 112 Patente hat der Physiker, Ingenieur und Erfinder Nikola Tesla (1856-1943) angemeldet. Einige davon waren genial und epochal, andere eher verrückt und fantastisch.

Doch was immer Tesla plante, stets umgab ihn eine magisch-mysteriöse Aura. Er war eine Art High-Tech-Popstar des 20. Jahrhunderts, ein Strom-Schamane und Magnetfeld-Magier, dessen Leben nicht weniger bizarr war als seine Erfindungen.

Der Krieg im Fokus
Die Fotografin Herlinde Koelbl spricht mit Soldaten

Von Heike Tauch

Mittwoch, 13.04.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Über sechs Jahre reiste die Fotografin Herlinde Koelbl in fast 30 Länder, um an militärischen Ausbildungsorten landestypische Schießziele zu dokumentieren. Aus diesen fotografischen Aufnahmen entstand ihr Kunstprojekt TARGETS. Darüber hinaus sprach Koelbl mit Soldaten und Scharfschützen. Unter Zusicherung der Anonymität erzählen sie von den moralischen Herausforderungen, von ihrer Motivation und Ausbildung, von Führung und Gehorsam, von Schuld und Fehlentscheidungen. Und immer fragt Herlinde Koelbl nach dem ersten Schuss: “Wie war es, als Sie das erste Mal auf einen Menschen zielten und abdrückten? Können Sie sich daran erinnern?” Überdies berichtet die Fotografin, was sie bewegte, sich dem Thema und damit den Menschen zu nähern, die trainieren, gut zu schießen, um den Feind zu töten.

Madgermanes
Die Dauerdemo von Maputo

Von Kai-Uwe Kohlschmidt

Freitag, 15.04.2016, 20:10 Uhr, DLF

Pedro ist der freundliche Schwarze von Müllrose, Brandenburg. Er hatte Glück: Das erste Mal durfte er als Vertragsarbeiter aus Mosambik in die DDR kommen, das zweite Mal durfte er bleiben. Kosca hatte hingegen Pech – und deshalb führt er jetzt die “Madgermanes” an. So heißen sie in Maputo: “diese Deutschen”.

Woche für Woche demonstrieren sie in der mosambikanischen Hauptstadt, seit 25 Jahren. 1991, als in Hoyerswerda die Rechten Jagd auf Schwarze machten,  kehrten die meisten der fast 20.000 in der DDR angeheuerten Mosambikaner nach Hause zurück. Und kippten ins Leere. Die Volksrepublik Mosambik war im Bürgerkrieg zerfallen. Das Geld, das sie in der DDR verdient hatten, war nicht, wie vereinbart, auf einem Konto gelandet, sondern versickert.

Seitdem stören die Madgermanes ihre Landsleute. Sie pochen auf Ansprüche, die keiner versteht. Irgendwie Deutsch.

Mein Schneck ist mir Bedürfnis
Zur ökonomischen und ethischen Relevanz unserer Tierliebe

Von Gesche Piening

Samstag, 16.04.2016, 13:05 Uhr, Bayern2, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Unser Umgang mit Haustieren hat sich gewandelt, fundamental. Ob Katze oder Hund, Kanarienvogel, Flusskrebs oder Assel, als beste Freunde und treuste Begleiter mit einer Vielzahl menschlicher Errungenschaften und Privilegien sind unsere Haustiere längst zur ernst zu nehmenden Konsumentengruppe geworden. Und der Markt stellt ihnen eine umfangreiche Produkt- und Dienstleistungspalette bereit: Von der Wohnungseinrichtung im tierischen Möbeldesign und dem Traumurlaub im Tierhotel über Vorsorge-Möglichkeiten für schlechtere Zeiten bis hin zur letzten Ruhe auf dem Tierfriedhof. Es ist für alles gesorgt.
Die Angebote unserer Wohlstandsgesellschaft schließen die Tiere mehr und mehr mit ein und gestalten ihre Biographien ganz nach unserem Vorbild.
Unterdessen wer den Haustiere auch für die Tierhalter dank innovativer Forschung und breiter Angebotspaletten immer attraktiver. Für jedes Geld-, Zeit- und Platzbudget findet sich das passende Tier: Von den versorgungs-intensiven Haustierklassikern mit stetig steigender Lebenserwartung bis hin zu pflegeleichten und kurzlebigen Käfern – niemand muss mehr darauf verzichten, sein Fürsorge-Bedürfnis nach Belieben auszuleben. Haustiere sind hoch im Kurs.
Doch auf welchen politischen Grundannahmen basiert die ökonomisch geprägte Verhaltensweise gegenüber unseren Haustieren? Und an welchem Punkt geraten sie mit unserer Tierliebe in Widerspruch? Welche ethischen Fragen wirft unsere Tierliebe auf? “Mein Schneck ist mir Bedürfnis” begibt sich auf die Suche nach dem ökonomischen und ethischen Status Quo. Ist ein Haustier einfach nur das, was der Einzelne draus macht?

Ein Gutshof in Schlesien
Guten Tag auf Polnisch

Von Lisbeth Jessen

Samstag, 16.04.2016, 18:05 Uhr, DR Kultur

Park Avenue in Manhattan – wer hier lebt, hat es geschafft. Ann Elizabeth wohnt in einem ehemaligen Aparthotel im 24. Stock. Ihre Großmutter war 1936 mit zwei Söhnen aus Deutschland emigriert, und die Söhne haben sich in den USA neu erfunden.

Seit dem Zweiten Weltkrieg aber sprach keiner in der Familie mehr von dem Gut in Oberschlesien, von dem sie eigentlich stammten.

Nach dem Tod der Großmutter wird ein Koffer mit alten Familienfotos geöffnet und bringt die Familiengeheimnisse zum Vorschein. Ann wird sich ihrer jüdischen Ursprünge bewusst und reist nach Dobrodzien, das früher Guttentag hieß. Das frühere Familiengut steht jetzt zum Verkauf.

Deutsches Wintermärchen Marokko

Von Rosie Füglein

Sonntag, 17.04.2016, 14:05 Uhr, SWR2

“Bis vor kurzem ging die landläufige Meinung dahin, Kolonien seien ein überwundener Standpunkt. Erst in neuer Zeit haben sich andere Stimmen erhoben.” Es ist lange her, dass diese Sätze in einer Zeitung erschienen. Inzwischen haben sich Lutz und Evelyne, Peter, Brigitte und tausende andere an der Küste von Marokko mit ihren Wohnmobilen angesiedelt. Sie leben in einer Hochsicherheitsanlage, bewacht von modernster Elektronik und altbewährten deutschen Schäferhunden. Und sie genießen ihre Freiheit. Währenddessen versuchen junge Afrikaner vergeblich, von Marokko nach Europa zu gelangen. Ein Vor-Ort-Bericht zur gegenwärtigen Lage.

Libyen – Eine Reise in den Abgrund

Von Bettina Rühl

Sonntag, 17. April 2016, 18:05 Uhr

In Libyen verhalfen die NATO und einige arabische Staaten vor vier Jahren bewaffneten Milizen zu einem Sieg über den langjährigen Diktator Muammar al-Gaddafi. Doch was ein Systemwechsel werden sollte, führte zu permanentem Bürgerkrieg und zum Kollaps von Gesellschaft, Staat und Wirtschaft.

Das Land ist zerfallen, zwei Regierungen ringen um die Vorherrschaft. Konkurrierende Milizen, darunter der ‘Islamische Staat’, kämpfen um Einflussgebiete. Ökonomische, ethnische und ideologische Interessen sind dabei kaum unterscheidbar. Für die Bevölkerung wird das Leben immer schwieriger, Lebensmittel und Benzin werden in dem ölreichen Land immer knapper, Medikamente und medizinische Behandlungen zum Luxus. Was ein Kampf für Demokratie werden sollte, stellt sich heute für viele als Kampf ums pure Überleben dar. Wie bewältigen sie überhaupt noch ihren Alltag in einem kollabierten Staat, einer kollabierten Wirtschaft? Wen machen sie für das Chaos verantwortlich, von wem erhoffen sie sich Hilfe?