Radiotipps für die Woche vom 1. bis 7. Februar 2016

Im Gegenwind
Der weltweite Kampf um Lohn und bessere Arbeitsbedingungen

Von Caspar Dohmen

Dienstag, 2. Februar 2016, 19.15 Uhr, DLF

Gewerkschaften, die historisch eine wichtige Rolle bei der Einführung fundamentaler Sozial- und Arbeitsrechte spielten, sind heute fast überall schwach. Der Internationale Währungsfonds sieht eine zentrale Ursache der zunehmenden sozialen Ungleichheit in der Schwäche der Gewerkschaften. Was sind die Ursachen des Niedergangs?

Auf der Suche nach Antworten hat der Autor drei überzeugte Gewerkschafter getroffen: in Pakistan, El Salvador und in Deutschland. Ihre Geschichten zeigen, wie und warum der Kampf um Arbeitnehmerrechte weltweit immer schwieriger wird. Wer sich organisiert, verliert mancherorts seine Arbeit, landet auf schwarzen Listen oder riskiert sogar sein Leben.

Selbst in Europa gibt es Rückschritte. Ohne starke Gewerkschaften bleiben bessere Arbeitsbedingungen in der globalen Arbeitsteilung jedoch eine Illusion.

Pelle oder Panzer
Robert und Robert suchen einen Anzug

Von Beate Berger

Mittwoch, 3. Februar 2016, 00.05 Uhr, DR Kultur

Robert singt. Robert hat bald seinen ersten Auftritt. Robert braucht einen Anzug. Robert kennt sich mit Anzügen nicht aus. Deshalb fragt Robert Robert.

Robert ist der ehemalige Tanzlehrer von Robert. Robert und Robert ziehen los. Durch Kaufhäuser, Fachgeschäfte, Boutiquen. Robert und Robert sind nicht allein. Beate Berger geht mit. Und guckt und hört zu. Und macht sich mit anderen Frauen Gedanken. Was ist das für ein Kleidungsstück, ohne das der Mann nicht kann? Ist der Anzug Pelle oder Panzer? Ist er Bekleidung oder Verkleidung? Macht er den Mann erst zum Mann? Und wenn ja zu welchem?

Mein Essen bau ich selbst an
Das Modell Solidarische Landwirtschaft

Von Jan Schilling

Mittwoch, 3. Februar 2016, 22.03 Uhr, SWR2

Die Biolandwirtschaft steckt in der Krise. Allein in Mecklenburg-Vorpommern hat die Ökolandbau-Fläche 2014 um 6.000 Hektar abgenommen, obwohl der Umsatz bei Biolebensmitteln bundesweit gestiegen ist. Auch Biokonsumenten sind anspruchsvoller geworden, haben sich an gerade gewachsene Möhren gewöhnt. Großbetriebe können die liefern, Kleinbauern aber oft nicht. Sie setzen auf alternative Vermarktungsmodelle wie die Gemüsekiste oder den Hofladen. Die erwiesen sich als wenig erfolgreich: zu hohe Auflagen, zu wenig Abnehmer. Das Modell einer Solidarischen Landwirtschaft soll jetzt Abhilfe schaffen. Es entstand in den späten 80er-Jahren und gilt mittlerweile weltweit als Erfolgsmodell. In Deutschland gibt es rund 100 Höfe, die entsprechend wirtschaften. Meistens übernehmen von Kunden getragene Kooperativen die Verantwortung und die Finanzierung für mehrere Höfe. Sie ernten, holen die Lebensmittel ab und verteilen sie an die beteiligten Familien, die dafür einen regelmäßigen Beitrag zahlen. Ein kleiner Nebeneffekt: weniger Gemüse landet im Müll, weil auch krumme Möhren beim Kunden ankommen. Jan Schilling geht der Frage nach, ob Solidarische Landwirtschaft eine mögliche Antwort auf die Krise der Biolandwirtschaft und die Lebensmittelverschwendung ist oder doch nur ein Nischenmodell.

Bella Fromm
Von der Gesellschaftsreporterin in Berlin zur politischen Exilantin in New York

Von Nea Matzen und Jan Ehlert

Freitag, 5. Februar 2016, 20.10 Uhr, DLF

Zwar lebte die jüdische Journalistin Bella Fromm bis 1938 in Berlin, viel bekannter wurde sie allerdings in den USA. Als Exilantin verfasste sie ein Tagebuch, in dem sie den Aufstieg der Nationalsozialisten schilderte.

“Blood and Banquets. A Berlin Social Diary” avancierte 1943 zum “New York Times”-Bestseller und war ein wichtiger Bestandteil der Anti-Nazi-Propaganda der Roosevelt-Regierung, die die Bevölkerung vom Kriegseintritt gegen Deutschland überzeugen sollte. Die Entstehungsgeschichte dieses Buchs wirft zugleich ein völlig neues Licht auf die politische Arbeit der Exilanten in den 40er-Jahren. Schon in Deutschland war Fromm eine bestens vernetzte Gesellschaftsreporterin, hatte im Berlin der Zwischenkriegszeit enge Beziehungen in Diplomaten- und Nazi-Kreise.

Das Feature erzählt eine Lebensgeschichte voller überraschender Wenden und liefert ungewöhnliche Einblicke in die jüngere Pressegeschichte. Unveröffentlichte Originaltexte aus dem Archiv in Boston, in dem ihr Nachlass aufbewahrt wird, und Radiointerviews mit US-Sendern aus den 40er-Jahren lassen das Bild einer deutsch-amerikanischen Karriere entstehen.

Unendlicher Spaß e. V.
Aufzeichnungen einer verhinderten Faschingsprinzessin

Von Elisabeth Veh

Samstag, 6. Februar 2014, 13.05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Wenn jedes Jahr am 11.11. die Faschingssaison offiziell eröffnet wird, laufen Training und Vorbereitungen in den bayerischen Faschingsvereinen schon längst auf Hochtouren. Die verzeichnen seit Jahren einen hohen Zulauf an aktiven Mitgliedern und Veranstaltungsbesuchern. Lustig sein hat Hochkonjunktur, auch oder gerade in Krisenjahren, und die Faschingsgesellschaft rangiert vor allem in den ländlichen Gegenden auf einer Ebene mit Freiwilliger Feuerwehr oder Fußballclub. Und macht dabei viel mehr als nur: Spaß. Vielmehr erinnert dieser Hofstaat um Prinzenpaar, Garde und Hofnarren, wie er jedes Jahr wieder in Dörfern und Kleinstädten vom Allgäu bis ins Fichtelgebirge ausgerufen wird, an die Idee von einer perfekten Gemeinschaft: Ernsthaftes Engagement ist ebenso gefordert wie Fleiß und Durchhaltevermögen, wenn Lustig-Sein ein Breitensport ist. Jeder kann etwas erreichen, hat sogar Aufstiegschancen, wenn er nur lang genug dabei ist. Und jeder zählt etwas, auch der, der in monatelanger Kleinstarbeit Umhänge-Orden anfertigt. Der Hofstaat im bayerischen Fasching funktioniert hierarchisch – und er funktioniert. Vielleicht ist er ja die Miniatur einer viel besseren Gesellschaft?

Weil ich Luft zum Atmen brauche
Arabische Filmemacherinnen als Spiegel ihrer Gesellschaften

Von Rebecca Hillauer

Samstag, 6. Februar 2016, 18.05 Uhr, DR Kultur

Filmemacherinnen gehören seit jeher zu den Vorreiterinnen für Frauen- und Menschenrechte in der arabischen Welt. Sie sind auch Dokumentaristen des Arabischen Frühlings und seiner Nachwirkungen.

In Ägypten, wo inzwischen wieder das Militär regiert, hat die koptische Regisseurin Amal Ramsis ein Internationales Frauenfilmfestival initiiert. Ihre franko-tunesische Kollegin Nadia El Fani lebt offen lesbisch – nicht nur in Paris. Seitdem sie sich in einem ihrer Filme zudem als Atheistin outete, steht sie auf der Todesliste von Islamisten.

“Sei selber die Laterne”
Das schillernde, konsequente Leben und Werk des Widerstandskünstlers Fred Denger

Von Hannelore Hippe

Sonntag, 7. Februar 2016, 14.05 Uhr, SWR2

Niemand kennt Fred Denger, dabei hat er ein umfangreiches Lebenswerk hinterlassen. Als junger Mann kämpfte er in einer skurrilen Widerstandsgruppe gegen die Nazis, verfasste danach engagierte Dramen und schrieb zahlreiche Romane. Sein bekanntestes Theaterstück ist “Langusten”, das mit der großen Tilla Durieux Erfolge feierte. Dann machte er Karriere als Drehbuchautor: “Der Ölprinz” und “Der unheimliche Mönch”, Filme nach Karl May und Edgar Wallace. Bis er schließlich ins Wendland zog und zu einer Lichtgestalt der Anti-Atommüllbewegung wurde. Da hatte er bereits das Alte Testament in den Jargon des späten 20. Jahrhunderts übertragen. Den Erfolg seines “Großen Boss” erlebte er nicht mehr. Denn er fiel vorher besoffen die Treppe runter. Der Tod erlöste ihn auch von der Suche nach der richtigen Frau – nach zwölf Ehen.

Heinz Erhardt – ein Porträt

Von Karin Köbernick

Sonntag, 7. Februar 2016, 18:05 Uhr, hr2

An diesem Karnevalssonntag möchten wir an einen Komödianten erinnern, der fern allen Karnevalsklamauks als Komiker, Musiker, Komponist und Kabarettist die Menschen bis heute begeistert.

Aber die Autorin wirft auch einen Blick hinter die Kulissen des Komödianten mit der Hornbrille: Sie erzählt von Erhardts Jugend, dem Beginn seiner Karriere, seinen größten Erfolgen auf der Bühne, auf der er immer “noch´n Gedicht” wusste, und von den raren Momenten, in denen er ganz privat war.