Radiotipps für die Woche vom 3. bis 9. Oktober 2016

Das Geschäft mit den Erlebnisgeschenken
Panzerfahren für Papi

Von Christoph Spittler

Montag, 03.10.2016, 10:05 Uhr, DLF

Im Supermarkt kann man alles kaufen. Seife, Butter, Bier und neuerdings auch: Erlebnisse. An der Kasse hängen sie, die Erlebnispakete von Dienstleistern wie Mydays, Jochen Schweizer oder Smartbox. Was sich die Anbieter unter Erlebnissen so vorstellen, ist selten besonders fantasievoll.

Ein Fallschirmsprung, ein Erotik-Fotoshooting, einen Tag lang Bodyguard sein, einen Song im Studio aufnehmen oder einmal Bagger fahren. Erlebnisse kaufen? Hat man die nicht von alleine? Ist das der Endpunkt der Kommerzialisierung, wenn Leben selbst, in leicht verdauliche Pakete konfektioniert, zur Ware gemacht wird? Welches Ideal von Leben steckt dahinter?

Das Leben als eine Aneinanderreihung von möglichst vielen schönen oder zumindest besonderen Erlebnissen, die man kaufen kann wie ein neues Handy oder ein paar Stiefel? Und was erlebt man eigentlich genau im gekauften Erlebnis? Der Soziologe Gerhard Schulze prägte 1992 das Schlagwort von der “Erlebnisgesellschaft”. Sind wir erst jetzt, im Zeitalter der konsumierbaren Erlebnispakete, richtig dort angekommen?

Kinderhochzeit
Wenn Minderjährige zur Ehe gezwungen werden

Von Katharina Nickoleit

Dienstag, 04.10.2016, 19:15 Uhr, DLF

Jedes Jahr werden 15 Millionen Mädchen unter 18 Jahren verheiratet. In Entwicklungsländern ist damit jedes dritte Mädchen betroffen, viele von ihnen sind sogar unter 15 Jahre alt. Diese Menschenrechtsverletzung kommt straffreiem Kindesmissbrauch gleich.

Verheiratete Mädchen, die etwa bei Geburten Leib und Leben riskieren, waren bislang nur aus dem fernen Ausland bekannt, zum Beispiel aus Nepal. Doch mit den Flüchtlingen gelangen Frühverheiratete auch nach Deutschland. In den Flüchtlingslagern rund um Syrien übergeben besonders viele Eltern ihre Töchter an ältere Ehemänner, in der Hoffnung, sie dadurch zu schützen.

In den Niederlanden sind Frühehen seit Anfang 2016 verboten, Deutschland hat bislang kein Konzept zum Umgang mit diesen minderjährigen Ehefrauen. Wie können sie wirksam geschützt werden?

Reihe: Geld und WutStart-up
Phasen einer Unternehmensgründung

Von Jean-Claude Kuner

Mittwoch 05.10.2106, 00:05 Uhr, DR Kultur

2009 wollen vier junge Programmierer mit ihrer Musik-Software “Bitwig” ein Unternehmen gründen. Von der Geschäftswelt haben sie keine Ahnung, und schon bald kommt es zu unvorhergesehen Hürden.

Die Entwicklung dauert länger als geplant und das Geld droht auszugehen, während auf den internationalen Musikmessen bereits der Vertrieb angekurbelt wird. Auch privat gibt es Veränderungen. Vier Kinder werden geboren, und die finanzielle Zukunft ihrer Väter ist weiter ungewiss.

Hier kommt der Genuss!
Was hinter Aromen in unseren Lebensmitteln steckt

Von Hannelore Hippe

Mittwoch, 05.10.2106, 22:03 Uhr, SWR2

Die Produktion von Aromen ist ein unverzichtbarer Teil der Nahrungsmittelindustrie. Es handelt sich um eine sehr diskrete Branche, die von zahlreichen modernen Mythen umrankt ist: Erdbeerjoghurt aus sagenhaften Sägespänen oder das legendäre Trockenhuhn. Warum dürfen die Produzenten verheimlichen, was in ihren Aromen steckt und wollen wir Konsumenten es wirklich so genau wissen?
Die Autorin fragt Bundes- und EU Behörden, Experten und Kritiker, untersucht die Lobbyarbeit der Branche, trifft einen Flavoristen beim größten deutschen Aromaproduzenten und schaut einem echten Koch bei traditioneller Aromenherstellung über die Schulter.

Vier Schüsse in Missoula
Der Tod des Schülers Diren D.

Von Tom Schimmeck

Samstag, 08.10.2016, 13:05 Uhr, BR2, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Am 27. April 2014 feuert Markus K., 29, aus Missoula, Montana, in seiner Garage vier Schüsse auf den 17-jährigen Diren D. aus Hamburg. Der Schütze hatte auf der Lauer gelegen. Er war sehr wütend. Stellte eine Falle. Er wollte die Räuber schnappen, die ihn Tage zuvor bestohlen hatten. Diren D. stirbt in der Garage von Markus K. „Deutscher Austauschschüler in den USA erschossen“ titeln die Zeitungen. Typisch Amerika? Manches ist typisch: Montanas schießfreudige Gesetze, die Waffenkultur. Die Stadt Missoula aber schämt sich zutiefst. Nachbarn und Mitschüler trauern, organisieren Mahnwachen. Rufen: “Das sind nicht wir!” Eine Jury verurteilt Markus K. wegen vorsätzlichen Mordes. Der Richter verhängt 70 Jahre Haft.
Tom Schimmeck, 27.10.1959 in Hamburg geboren, arbeitet als freier Feature-Autor für den NDR, DLF u. a. und schreibt für verschiedene deutsche Tages-und Wochenzeitungen. Zuletzt wurde er für sein Feature “Koma-Kicks – Erkundungen unter jungen Kampftrinkern” (NDR 2008) mit dem Deutschen Sozialpreis 2009 ausgezeichnet. Mit “Spin – Oder: Die Industrialisierung der Meinungsproduktion” war er 2010 für den Prix Italia nominiert. Im selben Jahr erschien sein Buch “Am besten nichts Neues”.

Der Krieg im Fokus
Die Fotografin Herlinde Koelbl spricht mit Soldaten über das Handwerk des Tötens

Von Heike Tauch

Samstag, 08.10.2016, 18:05 Uhr, DR Kultur

Über sechs Jahre reiste die Fotografin Herlinde Koelbl in fast 30 Länder, um an militärischen Ausbildungsorten landestypische Schießziele zu dokumentieren. Aus diesen fotografischen Aufnahmen entstand ihr Kunstprojekt TARGETS.

Darüber hinaus sprach Koelbl mit Soldaten und Scharfschützen. Unter Zusicherung der Anonymität erzählen sie von den moralischen Herausforderungen, von ihrer Motivation und Ausbildung, von Führung und Gehorsam, von Schuld und Fehlentscheidungen. Und immer fragt Herlinde Koelbl nach dem ersten Schuss: “Wie war es, als Sie das erste Mal auf einen Menschen zielten und abdrückten? Können Sie sich daran erinnern?”

Überdies berichtet die Fotografin, was sie bewegte, sich dem Thema und damit den Menschen zu nähern, die trainieren, gut zu schießen, um den Feind zu töten.

Irtijal heißt Improvisation
Die Erfindung des Free Jazz im Libanon

Von Tobias Lehmkuhl

Sonntag, 09.10.2016, 14:05 Uhr, SWR2

Beirut ist eine Stadt, wie es Berlin einmal war: Vom Krieg versehrt, von Narben überzogen. Dennoch hält die Aufbruchstimmung nach Ende des Bürgerkriegs ebenso an wie die Bauwut. Beirut ist laut. Der Lärm von Hupen und Presslufthämmern ertönt aller Orten. Und wenn man den Trompeter Mazen Kerbaj hört, meint man in seinem Spiel noch das Echo von Maschinengewehrsalven und Granateinschlägen zu vernehmen. Im Jahr 2000 gründete Kerbaj mit Freunden das erste und bislang einzige Festival für improvisierte Musik im Nahen Osten: “Irtijal”. Zur 16. Ausgabe waren in diesem Jahr auch zahlreiche deutsche Musiker angereist. Keine zwei Stunden Autofahrt vom syrischen Bürgerkrieg entfernt traten sie in einen musikalischen Dialog mit den Musikern vor Ort – und mit den Klängen der Stadt.

 

Radiotipps für die Woche vom 26. September bis 2. Oktober 2016

Anonyme Bestattungen von Flüchtlingen in Griechenland
“Sterbe ich in Eurem Land”

Von Marianthi Milona

Dienstag, 27.09.2016, 19:15 Uhr, DLF

Noch nie zuvor sind in Griechenland so viele Flüchtlinge beim Versuch, Europa zu erreichen, ums Leben gekommen wie in den vergangenen fünf Jahren. Wohin mit den namenlosen Toten? Die griechischen Behörden sind offenbar mit dieser Situation überfordert. Es ist aber nicht nur die Frage wo, auch das Wie ist ungeklärt.

Die Flüchtlinge haben vermutlich verschiedenen Glaubensgemeinschaften angehört, die unterschiedliche Bestattungsriten pflegen. Welche Chancen haben die Angehörigen, je vom Tod und vom Grab ihres Verwandten zu erfahren?

Prekäre Fragen in einem Europa, das sich viel auf die Menschenwürde zugutehält. Die Autorin ging in Griechenland auf Spurensuche, wollte wissen, was mit Flüchtlingen ohne Papiere passiert, wenn ihnen ihr Weg in ein besseres Leben und in die Freiheit nichts brachte als den Tod. Marianthi Milona hat für dieses Feature den Civis Preis 2016 gewonnen.

Reihe: Geld und Wut
Dr. C’s Conversationslexikon

S wie Schulden

Von Armin Chodzinski und Nis Kötting

Mittwoch, 28.09.2016 um 00:05 Uhr, DR Kultur

Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass man Schulden zurückzahlen muss? Eine saubere Bilanz! Selbst der Finanzminister hält Schulden für notwendig und findet absurd, sie nicht machen zu wollen, in bestimmten Grenzen, versteht sich!

Die Mafia basiert auf Schulden oder auf Schuld und die ganze Existenz sowieso. Dr. C. referiert, die Bühne ist die Versuchsanordnung, auf der mit dem Denken begonnen wird.

Quoten, Zahlen, Traumata
Jesidische Flüchtlinge in Deutschland

Von Bettina Rühl

Mittwoch, 28.09.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Im Jahr 2015 beschloss die baden-württembergische Landesregierung 1000 schwer traumatisierte jesidische Flüchtlinge aus dem Nordirak aufzunehmen. Hunderttausende waren von der Terrormiliz IS aus ihren Dörfern und Städten vertrieben worden, die zu Schauplätzen von Massenvergewaltigungen und Massenmorden geworden waren. Rund 5000 Frauen wurden zum Teil mit ihren Kindern verschleppt, viele von ihnen schwer missbraucht. In der Region selbst konnte ihnen kaum jemand helfen, weil es zu wenige ausgebildete Psychotherapeuten gibt. Deshalb kamen sie nach Deutschland. Aber war den traumatisierten Frauen wirklich klar, was das Leben ohne ihre Familie im fremden Deutschland für sie bedeuten würde? Und waren die deutschen Helfer dem Ansturm gewachsen?
Das Feature begleitet einige Jesiden auf ihrer Reise vom Nordirak nach Deutschland und beobachtet sie beim Versuch eines Neuanfangs.

Der Fall Debra Milke
23 Jahre in der Todeszelle

Von Rosvita Krausz

Freitag, 30.09.2016, 20:10 Uhr, DLF

Am 3.12.1989 wird in der Wüste von Arizona die Leiche eines kleinen Jungen entdeckt, Christopher Milke, vier Jahre alt. Seine Mörder: Jim Styers, Vietnamveteran, und Roger Scott, debil und schizophren. Doch Detective Armando Saldate nimmt auch Christophers Mutter, Debra Milke, fest.

Er verhört sie ohne Zeugen oder Tonbandaufnahmen, fertigt drei Tage später ein Geständnis aus dem Gedächtnis an, das Debbie nie gesehen oder unterschrieben hat. Ein Prozess folgt, bei dem alle rechtsstaatlichen Grundsätze außer Kraft gesetzt werden. In Arizona zählt das Wort des Sheriffs – Debbie wird zum Tode verurteilt. Erst neun Jahre später finden sich Fürsprecher, die den Justizirrtum auf einer Website “Freiheit für Debbie Milke” ins Netz stellen und eine Kampagne starten. Nach insgesamt 24 Jahren Haft, 23 davon in der Todeszelle, wird Debra Milke 2015 endlich freigesprochen.

Schwer behindert
Ein Feature über hoch qualifizierte Menschen

Von Charly Kowalczyk

Samstag, 29.10.2016, 13:05 Uhr, Bayern 2, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Die Arbeitslosigkeit von Schwerbehinderten bleibt hoch, obwohl sich die Lage am Arbeitsmarkt insgesamt verbessert und Unternehmen über Fachkräftemangel klagen. Doch ein Viertel aller beschäftigungspflichtigen Betriebe weigert sich, Menschen mit Behinderungen einzustellen und zahlt stattdessen lieber die vom Gesetzgeber verordneten Ausgleichabgaben. In Bewerbungsverfahren, besonders für Stellen in Leitungsfunktionen, werden Behinderte häufig ausgebremst. Immer wieder vermitteln Arbeitsagenturen und Jobcenter hoch qualifizierte Schwerbehinderte allenfalls an Behinderteneinrichtungen oder in Computerkurse, nicht jedoch auf Stellen, die ihren Fähigkeiten entsprechen. Und dies obwohl Deutschland 2007 als einer der ersten Staaten die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet hat, die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen, auch im Arbeitsleben, verbietet.

Flucht
Im Fadenkreuz

Von Gabriele Knetsch

Samstag, 01.10.2016 um 18:05 Uhr

Für die DDR waren sie “Menschenhändler”, für den Westen anfänglich idealisierte Helden, später Störfaktoren im deutsch-deutschen Dialog und Spielball ideologischer Ränke.

Nicht offiziell, aber heimlich wurden Fluchthelfer unterstützt: Sie profitierten von Geheimfonds des Gesamtdeutschen Ministeriums, kassierten Honorare von der Presse, bekamen Gasmasken von der Berliner Polizei oder wurden vom Verfassungsschutz gewarnt.

Der Oligarchenlehrling

Von Michael Stauffer

Sonntag, 02.10.2016, 14.05 Uhr, SWR2

“Wenn ich Oligarch wäre, würde ich versuchen, meine politische Konkurrenz zu behindern und die Bevölkerung auszunehmen”, erklärt der Schweizer Ökonomieprofessor Reiner Eichenberger. Das klingt interessant, findet der Schweizer Autor und Künstler Michael Stauffer. Also beschließt er, Oligarch zu werden – einflussreich, gut vernetzt, bestechungsfreudig und skrupellos. Aber wo bieten sich noch Möglichkeiten für Nachwuchs-Oligarchen? In Russland ist es schwierig. In der Ukraine ist es gefährlich. Aber in Armenien geht vielleicht noch was – wenn man sich an einen charismatischen Politiker hängt, wenn man ins Geschäft mit Strom, Gas, Transport oder Telekommunikation einsteigt und wenn man wen findet, der einem bei der Oligarchenkarriere hilft. Michael Stauffer versucht es. Und er kommt bei seinem Versuch erstaunlich weit …

Vor dem Gesetz – Justizskandale in New York

Von Simone Hamm

Sonntag, 2. Oktober 2016, 18:05 Uhr

Ein 16-Jähriger Taschendieb wird drei Jahre lang in einem New Yorker Gefängnis festgehalten – ohne Anklage. Über 70 Personen, vor Jahren und Jahrzehnten wegen Mordes verurteilt, beteuern ihre Unschuld.

Ihre Fälle werden neu aufgerollt. New York war in den 1980er-Jahren die Hauptstadt der Kriminalität. Drogenhändler beherrschten die Straße, Morde waren an der Tagesordnung. Die Polizei brauchte Erfolge. Strafen, selbst für kleine Delikte, wurden drastisch erhöht. Das ist bis heute so. Ein einziger Detektiv brachte die Mörder gleich dutzendweise auf die Anklagebank.

Inzwischen sind die ersten der Männer, die aufgrund falscher Aussagen verurteilt wurden, wieder freigelassen worden. Sie erzählen, wie das ist, wenn niemand mehr da ist, der ihnen glaubt. Sie erzählen vom Leben im Gefängnis, von Prügeleien, Folter, Rassismus. Ihre Anwälte berichten vom hartnäckigen Bemühen, Klienten freizubekommen. Bürgerrechtler und Politiker erklären, wie es überhaupt zu Fehlurteilen in diesem Ausmaß kommen konnte. Nicht ein einzelner übereifriger Cop steckt dahinter, sondern ein System. Jetzt steht das New Yorker Justizsystem auf dem Prüfstand.

 

Radiotipps für die Woche vom 19. bis 25. September 2016

Ethnopsychoanalytiker Paul Parin
Über das “Eigene” und das “Fremde”

Von Ursula Rütten

Dienstag, 20.09.2016, 19:15 Uhr, DLF

Seit den 1960er-Jahren hat ein neuer Forschungsansatz die Völkerkunde im damaligen Kontext von Kolonialherrschaft und Eurozentrismus aufgemischt: die Ethnopsychoanalyse des Schweizer Teams Paul Parin, seiner Frau Goldy Parin-Matthèy und Fritz Morgenthaler. Welche Erkenntnisse können wir heute – aus postkolonialer Perspektive – aus diesem Forschungsansatz ziehen?

Die drei Analytiker hatten bei den Dogon und Agni in Westafrika nachgewiesen, dass sich Freuds Analyse auch dazu eignet, Menschen einer uns fremden Kultur zu verstehen. “Die Weißen denken zu viel” hieß das Buch Paul Parins über die Dogon.

Begleiter und Kollegen Paul Parins geben Auskunft angesichts vieler konkreter Probleme von Staaten und Gesellschaften im Umgang mit “dem Eigenen” und “dem Fremden”.

Reihe: Geld und Wut
Dr. C’s Conversationslexikon
G wie Geld

Von Armin Chodzinski und Nis Kötting

Mittwoch, 21.09.2016, 00:05 Uhr, DR Kultur

Früher gab es Konversationslexika. Damit man wusste, worüber man redete. Jetzt gibt es Dr. C. Der referiert, theoretisiert, exemplifiziert: diesmal über Geld. Geld ist schön und demokratisch, eine grandiose Erfindung, aber auch ein Problem – nur was für eins?

Zwischen den Opfer-Ritualen der Vorzeit, der Gewissheit, dass Geld ein Band des Vertrauens ist und dem steten Verschwinden des Geldes gibt es viele Fragezeichen.

Abschied vom Faktor Mensch
Ein Feature über selbstfahrende Autos und die Moral der Algorithmen

Von Jörn Klare

Mittwoch, 21.09.2016, 22:03 Uhr, SWR2

Glaubt man den Ingenieuren von Daimler oder Google, werden selbstfahrende Autos unser Straßenbild in wenigen Jahren radikal verändern. Gesteuert durch einen Computer, werden diese Automobile selbstständig das Tempo erhöhen oder auf die Bremse steigen, staufreie Wege oder Parkplätze ansteuern und die Unfallgefahr deutlich verringern: Delikte wie Alkohol am Steuer oder Ablenkung durch Mobiltelefone wird es im Straßenverkehr der Zukunft nicht mehr geben. Der menschliche Faktor wird abgeschaltet. Aber nach welchen Kriterien wird die Software des Bordcomputers entwickelt? Wie entscheidet eine Maschine, ob das Auto in einen Menschen hineinrast oder lieber an den Laternenmast? Wie weit lassen sich Konzerne und politische Entscheidungsträger in die Karten blicken? Erst kürzlich ist ein Mensch durch sein Vertrauen in diese Technik ums Leben gekommen.

Schriftsteller Arnon Grünberg
Belohnung ist eine verkleidete Strafe

Von Thomas Böhm

Freitag, 23.09.2106, 20:10 Uhr, DLF

Selbst unter den ungewöhnlichsten Autoren der Gegenwart ragt der 1971 in Amsterdam geborene Arnon Grünberg heraus. So gewann er Preise unter Pseudonym, arbeitete undercover als Masseur in Rumänien und als Zimmermädchen in Bayern, begleitete die Bundeswehr bei ihrem Einsatz in Afghanistan.

Auch seine in über 30 Sprachen übersetzten Romane gehen mit ihrem bizarren Humor dahin, wo es (fast nicht mehr) wehtut, erzählen von einem “Jüdischen Messias” oder von einem “Mann, der nie krank war”, bis er in den Arabischen Emiraten zu Tode verurteilt wird, weil er ein Spion sein soll.

Thomas Böhm begleitet Arnon Grünberg durch seine Bücher bis an die Haustür seiner Mutter. Als dort ein Unbekannter einmal einen Strauß Rosen ablegte, animierte das Grünberg zu dem Bonmot: “Belohnung ist eine verkleidete Strafe”.

Eine Jugend am Rande der Großstadt
Kevin

Von Massimo Maio

Samstag, 24.09.2016, 18:05 Uhr, DR Kultur

Ein Portrait vom östlichen Rand der Hauptstadt. Von da, wo die Migrantenquote niedrig und die Arbeitslosenquote hoch ist. Dort in den Plattenbauten lebt Kevin. Hier ist er aufgewachsen und hier geht er zur Schule.

Das Feature begleitet ihn durch seine Pubertät, in Jugendclubs, auf Fußballplätzen und bei Hip-Hop-Battles. Er liebt große Hamburger und schwarze Lederjacken, macht ein Praktikum als Hausmeister und wird sentimental, als er seinen Vater nach zwölf Jahren wieder trifft. Kevin – eine Jugend in Berlin-Hellersdorf.

80 mal Watschlaff
Ein Heldenspektakel für Václav Havel

Von Martin Becker und Tabea Soergel

Sonntag, 25.09.2016, 14:05 Uhr, SWR2

Ein Schauspieler steht auf der Bühne und gibt zum 80. Mal den Watschlaff. Er ist eingesperrt in der Sauna und schwitzt um sein Leben. Er sehnt sich nach seinen Frauen, seinen Zigaretten, seinen Hunden. Und das an seinem Geburtstag. Ein Heldenepos über Václav Havel. Tschechischer Schriftsteller, notorischer Frauenheld, ewiger Zweifler. Und irgendwann auch Staatspräsident, obwohl er für die große Politik eigentlich immer zu freundlich war. Am 5. Oktober wäre er 80 geworden. Das Heldenspektakel mischt Fiktives mit Realem, Dokumentarisches mit Absurdem. Echte Freunde und Weggefährten erzählen. Falsche Watschlaffs fallen ihnen ins Wort. Wann ist ein Held ein Held? Wie spricht man Václav denn nun richtig aus? Warum weiß das nicht mal der Schauspieler, der ihn angeblich schon 80 Mal gespielt hat? Und was will die Sekretärin des Herrn Präsidenten eigentlich schon wieder in der Badewanne?