Radiotipps für die Woche vom 28. März bis 3. April 2016

Ältestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefasstes Neu
Von Tradition und Wandel

Von Hans-Joachim Simm

Montag, 28. März 2016, 18:05 Uhr, hr2

Experiment mit einem Vogel und einer Luftpumpe, Joseph Wright of Derby, 1768

Das “Neue” als das Nie-Dagewesene oder Fremde soll, so Goethe, “freundlich” in eine Wechselwirkung mit dem Alten als dem Bekannten und zu Erhaltenden treten. Wie aber begegnen sich Altes und Neues tatsächlich, auf dem Gebiet der Religion, der Wissenschaft, der Literatur, der Künste, der Gesellschaft?

Das Themenspektrum, dem sich das Feature widmet, reicht vom Traum der Rückkehr zum Ursprung über die Vorstellung der “ewigen Wiederkehr” des Gleichen, in dem Altes und Neues verschwinden, bis zur Idee des historischen Fortschritts und der Hoffnung auf goldene Zeiten.

Die Brüder Edgar und Manfred Hilsenrath
Zwei Seiten der Erinnerung

Von Volker Dittrich

Dienstag, 29.03.2016, 19:15 Uhr, DLF

Edgar und Manfred Hilsenrath, geboren 1926 und 1929, aufgewachsen in Halle a. d. Saale, mit der Mutter 1938 zum Großvater in die Bukowina emigriert. 1941 deportiert ins Ghetto Moghilev-Podolsk und 1944 von der Sowjetarmee befreit. Nach dem Krieg führen Edgars und Manfreds Wege auseinander und zusammen: zwei Lebenserinnerungen.

Edgar schlägt sich nach Palästina durch, Manfred gelangt 1946 mit der Mutter nach Lyon zum Vater, der in Frankreich überlebt hat. Auch Edgar trifft Ende 1947 dort ein. Manfred Hilsenrath will studieren und Ingenieur werden. Edgar, der schon mit 15 seinen ersten Roman geschrieben hat, fühlt sich als Schriftsteller. Der Vater zwingt beide Söhne, eine Kürschnerlehre zu absolvieren und in diesem Beruf zu arbeiten.

1950 wandert Manfred in die USA aus. Edgar folgt ihm ein Jahr später. Manfred arbeitet bei Lockheed in einem Forscherstab für die amerikanische Raumforschung. Edgar, der am 2. April 2016 seinen 90. Geburtstag feiert, lebt vor allem in der Vergangenheit, die er in seinen Romanen bearbeitet. Edgar Hilsenraths Wohnsitz ist seit 1975 Berlin, Manfred Hilsenrath lebt seit 15 Jahren in Arkansas.

Die Entstehung einer Oper in vier Akten
Mimìs Muff

Von Jens Schellhass

Mittwoch, 30.03.2016, 00:05 Uhr, DR Kultur

Jens Schellhass begleitet den Opernregisseur Benedikt von Peter über neun Monate und dokumentiert die Entstehung der Oper “La Bohème” am Bremer Theater.

Wir erleben den Regisseur in der sogenannten ›Stunde Null‹, vor der er sich immer wieder fürchtet, die Zeit, in der er zum ersten Mal über eine Inszenierung nachdenkt. Wie er mit dem Libretto ringt.

Geht es wirklich um die wahre Liebe? Hürden bauen sich auf: Die Herren sollen in Frauenkleidern Ballettunterricht nehmen. Das Theater erwartet einen Erfolg, das Publikum soll strömen, auch des Geldes wegen, und um die Politik nicht zu enttäuschen.

Der Druck wächst, bis zum Premierenabend.

Gefährliches Erbe
Landminen in Kambodscha

Von Karin Hutzler

Mittwoch, 30.03.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Obwohl Antipersonenminen seit dem Inkrafttreten des Ottawa-Vertrags 1999 weltweit geächtet sind und ihr Einsatz, Verkauf und Lagerung verboten, werden sie auch heute noch in Kriegen und Bürgerkriegen eingesetzt. Denn über 30 Länder haben diesen Vertrag nicht ratifiziert. Nach dem Ende eines bewaffneten Konflikts ist vor allem die Zivilbevölkerung einer Gefahr ausgesetzt, die noch Jahrzehnte lang von Minen ausgeht. Menschen, die einen Minenunfall überleben, tragen meist schwerste Verletzungen davon und sind ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen. Kaum ein anderes Land wurde so sehr vermint wie Kambodscha. Seit Jahren wird dort versucht, das gefährliche Kriegserbe loszuwerden. Die Minenräumung leistet dabei neben der unmittelbaren Gefahrenbeseitigung auch einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung, da dekontaminiertes Land wieder bewirtschaftet werden kann.

Psychologie eines Sehnsuchtsortes
Die Tauben vom Hauptbahnhof

Von Rainer Schildberger

Freitag, 01.04.2016, 20:10 Uhr, DLF

Bettler und Obdachlose, die Hast der Berufstätigen und die Träume der Wartenden. Der Bahnhof ist Sinnbild für das Etappenhafte, das Bruchstückhafte, das Fragmentarische, die Instabilität, aber auch die Bewegung unseres Lebens. “Die Mysterien finden am Hauptbahnhof statt”. Dieser Satz von Joseph Beuys ist Ausgangspunkt und zentraler Fokus des Features.

Gemeint ist, dass Erkenntnisse über den Sinn des Lebens auf der Straße zu finden sind. Besonders am Hauptbahnhof als Nucleus und exemplarischer Ort des Geheimnisses. Der Autor geht hinein in die ergebnisoffenen Situationen, die der Bahnhof bietet. Er trifft Menschen, die einfach nur sitzen und schauen und andere die herumfahren müssen, weil sie es zuhause nicht aushalten. Und dann ist da noch die Taube hoch oben in der gläsernen Kuppel. Sie kennt jeden, sie sieht alles. Sie erzählt von den Banalitäten und Besonderheiten eines Sehnsuchtsortes.

Culture Clash im Königreich?
Die Frauenband Zwirbeldirn in Saudi Arabien

Von Christine Auerbach

Samstag, 02.04.2016,13:05 Uhr, Bayern 2, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Saudi Arabien ist ein Land ohne Kino, ohne Konzerte, ohne öffentlichen Tanz.

Die Musikgruppe Zwirbeldirn, das sind drei junge Geigerinnen (und ein Bassist), die neue Volksmusik machen und damit an die Ränder bayerischer Tradition gehen – gegen Geschlechterrollen und altbackene Klischees.

Saudi Arabien und Zwirbeldirn – das sind zwei Welten, die nun im Jahr 2016 aufeinander treffen.

Autorin Christine Auerbach begleitet die Band zu ihrem Auftritt auf dem Kulturfestival Al-Jenadriyah in Riad, 2016 ist Deutschland Gastland und das Goethe Institut organisiert Musik- und Kulturveranstaltungen für die eine Million Besucher, mit denen das Festival jährlich rechnen kann.
Drei Konzerte wird Zwirbeldirn auf dem traditionellen Festival spielen – die einzige Auftrittsmöglichkeit in Saudi Arabien, bei der Musik und Tanz unter Auflagen erlaubt sind.
Sprengt der Auftritt den kulturellen Rahmen des Festivals, und wie steht das Publikum, zu den selbstbewussten jungen Frauen, wie die Religionspolizei, die das Festival überwacht? Wie positioniert sich Zwirbeldirn als deutsche Frauenband in einem Land, in dem Frauen nicht einmal den Führerschein machen dürfen? Ist es gerechtfertigt, eine solche Einladung überhaupt anzunehmen oder stellt sich die Band damit zu sehr in den Dienst der deutschen Wirtschaft, die sich auf dem Festival prominent präsentiert?
Das Feature begleitet Zwirbeldirn auf ihrer Reise in ein Land, von dem man wenig weiß und über das viel spekuliert wird. Und stellt dabei die schwierige Frage, was Musik bewirken kann – und wo ihre Grenzen sind.
Christine Auerbach, Jahrgang 1981, ist für den BR immer wieder im Ausland unterwegs. Am liebsten erzählt sie dabei anhand von kleinen Geschichten von großer Politik. Ihre Recherchen haben sie bisher nach Russland, Ägypten, USA und Frankreich geführt. 2012 hat sie dafür den CNN-Journalist Award erhalten.

Wüstenblumen
Oder: Die Beschneidung von Mädchen

Von Heike Tauch

Samstag, 02.04.2016, 18.05 Uhr, DR Kultur

Nach Schätzungen der WHO leben heute auf der Welt rund 150 Millionen Frauen mit Genitalverstümmelung – in Deutschland um die 50.000. Millionen Mädchen droht jedes Jahr dieses Schicksal. Wie lässt sich dieses grauenvolle Ritual beenden?

Diese vor allem in Afrika angewendete Praxis, ist durch die Migration nach Europa längst auch bei uns ein Thema.

Was ist erforderlich, damit diese archaische Tradition zumindest hierzulande endet und nicht in den Nischen sich ausbreitender Parallelgesellschaften fortgeführt wird?

Tod und Frühling (2): La Mattanza
Eine sizilianische Trilogie der genreübergreifenden radiophonen Erzählformen

Hörstück von Werner Cee

Sonntag, 03.04.2016, 14.05 Uhr, SWR2

Jedes Frühjahr führt die Route der Thunfische direkt an Favignana vorbei. Im Laufe von 900 Jahren entstand dort eine rituelle Form der Thunfischjagd. Die letzte Mattanza ereignete sich 2007. Im Mai gibt es in Favignana keine Fische mehr, dafür Touristen. Von der Mattanza gibt es aber noch alte Aufnahmen, es erzählen von ihr noch Gesänge und es leben noch Zeitzeugen.

Die Wand erzählt mir alles
Der blinde Bergsteiger Andy Holzer

Von Juliane Möcklinghoff

Sonntag, 3. April 2016, 18:05 Uhr, hr2

Sechs der höchsten Berge aller Kontinente hat er bereits bestiegen, nur einer fehlt noch: der Mount Everest. Doch sehen wird er ihn niemals, genauso wenig wie all die anderen Gebirgszüge. Denn Andy Holzer ist von Geburt an blind.

In einem österreichischen 800-Seelen-Dorf wächst er auf. Die Eltern wollen ein normales Leben für ihren blinden Sohn, nehmen ihn im Alter von neun Jahren mit zu einer Klettertour. Sein Schlüsselerlebnis: Nicht nur, dass er sich, je steiler es wird, vorwärts tastend auf allen Vieren besser zurecht findet als Sehende, am Gipfel des Spitzkofels erfährt er zum ersten Mal seine spätere Leidenschaft: “Über mir war nur noch Himmel – das war ein ergreifendes Gefühl”, sagt Holzer 40 Jahre später.
Seitdem hat er unzählige Bergtouren hinter sich – auch alleine. Andy Holzer ertastet sich die Berge, hört mögliche Hindernisse am Hall seiner Schritte. In seiner Philosophie ist Unabhängigkeit “der größte Schwachsinn, den die Menschheit erfunden hat”.

 

Radiotipps für die Woche vom 21. bis 27. März 2016

Diese Wunde Sizilien
Drei Frauen und ihre Insel

Von Heike Brunkhorst und Roman Herzog

Dienstag, 22.03.2016, 19:15 Uhr, DLF

Drei Frauen, drei Generationen, ein Gefühl: eine Ambivalenz zu ihrer Heimat Sizilien. Sie alle wollen versuchen, eine andere Realität der Insel zum Vorschein zu bringen. Eine Realität, die die tiefen Wunden Siziliens zeigt und die Schönheit neben der Brutalität entdeckt.

Sizilien: Himmel und Hölle zugleich. Für viele Bewohnerinnen ist das Lebensgefühl durch eine Hassliebe geprägt. Sie sprechen von ihrer Arbeit und ihrem Leben, dem, was Sizilien so anziehend wie abstoßend macht. Und sie entwerfen so ein Porträt einer Insel, die vielleicht ganz anders ist, als das Klischee es behauptet.

Durch Tattoo- und Piercingstudios
Bodies Under Attack

Von Elodie Pascal

Mittwoch, 23.03.2015, 00:05 Uhr, DR Kultur

Seit Urzeiten verändern Menschen ihr Äußeres durch Haare schneiden, Nägel lackieren oder Ohren durchstechen. Die einen gehen zum Schönheitschirurgen, um sich die Brüste oder Lippen vergrößern zu lassen, die anderen mögen Tätowierungen, Piercings, Implantate.

Ein junges Mädchen, von Neugier getrieben, begibt sich auf eine Abenteuerreise durch Tattoo- und Piercingstudios. Wie wird es nach Gesprächen mit Ärzten, Psychologen und Body-Artists den eigenen Körper modifizieren?

Tatort Textilfabrik
Über die Klage pakistatischer Brandopfer gegen KiK

Von Caspar Dohmen

Mittwoch, 22.03.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Der Textildiscounter Kik war einer der Hauptabnehmer von Ali Enterprises in Pakistan. 2012 starben bei einem Brand in der Textilfabrik 260 Arbeiter, auch weil viele Fenster vergittert und Fluchtwege versperrt waren. Muhammad Hanif hat das Unglück überlebt. Er organisierte sich mit anderen Betroffenen und fordert Entschädigung. Engagierte Anwälte, Gewerkschaftsvertreter und Aktivisten von NGOs halfen ihnen und wurden deswegen scharf angegriffen, bis hin zu Todesdrohungen. Hanif und drei weitere Betroffene reichten schließlich im Frühjahr 2015 vor dem Landgericht Dortmund Klage auf Schmerzensgeld gegen KiK ein. Der Fall ist für deutsche Gerichte ein Novum. Es gilt zu klären, ob ein inländisches Unternehmen für Produktionsbedingungen bei einem Zulieferer im Ausland haften muss. Wie immer die Klage am Ende ausgeht, sie dürfte erhebliche Konsequenzen haben für den Umgang mit der Verantwortung in den globalen Lieferketten der Industrie.

Näher zu Gott – Frömmigkeit im Wandel der Zeit

Von Kai Lückemeier

Freitag, 25. März 2016, 12:05 Uhr, hr2

Frömmigkeit, verstanden als “gelebter Glaube”, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft, ist keine Erfindung des Christentums. Wer der Frömmigkeit nachspürt, wird ihre Spuren in unterschiedlichsten Kulturen finden, von den prähistorischen Epochen bis heute.

In der Geschichte des Christentums hatte der “gelebte Glaube” so unendlich viele Gesichter, dass es unmöglich scheint, sie in all ihren historischen Facetten aufzuzeigen. Aber es ist möglich, den Blick auf historische Wendepunkte zu lenken, in denen sich die Frömmigkeitspraxis grundlegend veränderte. Solche Phasen eines gesellschaftlichen Frömmigkeitswandels gab es mehrfach.

Alle Glaubensspaltungen, die das Christentum seit der frühchristlichen Antike erschütterten, waren Aufstände einer neuen Frömmigkeit gegen die durch Routine abgestumpften Glaubenskonventionen. Die Reformer – von der etablierten Kirche stets diskreditiert und oft verfolgt wie die Häretiker des Mittelalters – haben sich dabei immer auf eine höhere Wahrheit berufen: auf die reinere Lehre, den stärkeren Glauben, auf die größere Nähe zu Gott und der Heiligen Schrift.

Zu diesen bedeutenden Umbruchphasen zählen, wie in diesem Feature zu zeigen versucht wird, das Hoch- und das Spätmittelalter, die Reformationszeit, das Zeitalter der Aufklärung und unsere Gegenwart, in der die Frömmigkeit eine bemerkenswerte Renaissance erlebt.

Zukunft TV
Was kommt nach der Glotze?

Von Oliver Buschek

Freitag, 25.03.2016, 20:05 Uhr, DLF

In den Achtzigern erreichten große Unterhaltungsshows wie “Wetten, dass…?” 20 Millionen Zuschauer. Mit dem Aufkommen der Privatsender bröckelten zwar die Quoten, doch das TV-Angebot blieb überschaubar. Selbst wer das schlüpfrige “Tutti Frutti” nicht sehen wollte, wusste doch zumindest, dass es existierte. Und heute?

Das Dickicht an Digitalkanälen ist kaum noch zu durchdringen. Daneben erreichen auch Selfmade-Stars wie der Psychologiestudent Florian Mundt alias “LeFLoid” mit ihren Eigenproduktionen auf Youtube eine Million Zuschauer, vor allem jüngere. Und manche Fernsehproduktion zielt schon gar nicht mehr auf die TV-Quote ab, sondern auf den Klick-Erfolg im Internet.

So verliert das einstige Lagerfeuer der Nation an Relevanz, das Publikum zersplittert in immer mehr und immer kleinere Zielgruppen. Welche Zukunft hat das Fernsehen da noch? Und wie stellen sich Programmmacher und Moderatoren auf die neue Zeit ein?

Erzählt wird das Feature anhand der Porträts dreier sowohl ehemaliger wie künftiger Fernsehmacher, die wir bei ihrer täglichen Arbeit begleiten – und deren Wege sich vermutlich genauso selten kreuzen wie die ihres Publikums.

Nächste Etage: Erlösung
Eine religiöse Weltreise in sechs Stockwerken

Von Matthias Leitner

Samstag, 26.03.2016, 13:05 Uhr, BR2

“München ist die City of God”, ruft Joe Danqua, Pastor der versammelten Gläubigen aus Afrika. Wenige Sekunden zuvor hat er den heiligen Geist beschworen, jetzt weint vor ihm eine junge Frau und betet in Ekstase zu Jesus. Ein Stockwerk darüber beenden zeitgleich indische Sikh gerade ihr Sonntagsmahl, gemeinsames Essen ist essentieller Teil der Zeremonie. Egal welcher Religion man angehört, egal ob arm oder reich, ob Mann oder Frau, für jeden Gast haben die Sikh einen warmen Chai-Tee und würziges Daal.
Die Mitglieder von sieben verschiedenen Religionen beten in den sechs Stockwerken der Machtlfinger Straße 10 in München. Neben der afrikanischen Pfingstgemeinde und den Sikh bereiten sich auch afghanischen Sunniten, irakische Schiiten, Muslime aus dem Togo und Indonesien, sowie Engelsgläubige aus Südamerika zum Gebet vor. Begonnen hat alles damit, dass der ehemalige Imam der afghanischen Gemeinde, Sidigullah Fadai, einen Ort schaffen wollte, in dem verschiedene Religionen zusammenkommen, sich austauschen und friedlich koexistieren. Mittlerweile hat er das Haus wieder verlassen, nicht ganz freiwillig und enttäuscht über die Engstirnigkeit seiner eigenen Gemeinde.
Das Feature “Nächste Etage: Erlösung” ist eine Weltreise in gerade einmal sechs Stockwerke, eine Reise von Indien bis Ghana, vom Irak bis nach Afghanistan, eine Reise ins religiöse Herzen Münchens, das Portrait eines chaotischen Mikrokosmos, vor allem aber der Menschen die täglich darin aus und eingehen.
Matthias Leitner, Jahrgang 1983, ist ein vielfach ausgezeichneter Autor und Regisseur für Hörfunk, Fernsehen und Film. Er schreibt über Wissenschaft, Popkultur und das alltägliche Leben. Seit 2012 ist er Kurator für “Interactive Media” auf dem DOK.fest München.

New Yorker und ihre Haustiere
Pets & the City

Von Lisbeth Jessen

Samstag, 26.03.2016, 18:05 Uhr, DR Kultur

Jedes Jahr im Herbst werden in der St.-Johns Kathedrale in New York Haustiere gesegnet – am Tag des Heiligen Franz von Assisi. Dieses Jahr ist auch Hund Lily mit dabei.

Seine Besitzerin Janice lebt allein, Lily ist ihre einzige Gefährtin. Nach den Anschlägen des 11. September diagnostizierten die Ärzte eine Angststörung bei Janice.

Dadurch konnte sie Lily als “emotional support animal” (ESA) registrieren lassen. Nun kann Lily überallhin mitkommen, wo Tiere sonst nicht erwünscht sind – vom Restaurant bis ins Museum.

 

Radiotipps für die Woche vom 11. bis 19. März 2016

Schriftsteller auf dem Balkan
“Wir sind Profis für Versöhnung und Verständigung”

Von Volker Dittrich

Dienstag, 15.03.2016, 19:15 Uhr, DLF

Auf dem Balkan entstehen seit einigen Jahren viele Initiativen von Autoren, um den Austausch zwischen den ehemals verfeindeten Balkan-Nationen zu fördern. Die erste “verbotene Balkan-Liebe” begannen der albanische Intendant und Stückeschreiber Jeton Neziraj aus Priština im Kosovo und der serbische Autor Saša Ilić, beide geboren 1972.

Seit 2011 organisieren die beiden Autoren das Internationale Literaturfestival Polip in Priština im Kosovo, zu dem sie Autorinnen und Autoren aus allen Balkanländern einladen. 2010 wurde in Split ein Writer in Residence-Programm aufgelegt, zu dem als erster Stipendiat ein serbischer Autor nach Kroatien eingeladen wurde.

Es bedurfte beharrlicher Überzeugungsarbeit, die Finanzierung für eine Schriftstellerwohnung zu ermöglichen. Inzwischen gibt es solche Austauschprogramme auch in Sarajewo, Belgrad, Priština und Tirana.

Atheisten im Predigerseminar
Pfarrer

Nach dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Stefan Kolbe und Chris Wright

Mittwoch, 16.03.2016, 00.05 Uhr, DR Kultur

Was passiert, wenn zwei atheistische Autoren Zugang zu einem Predigerseminar bekommen? Und das in Wittenberg, der Lutherstadt, einst Hochburg der deutschen Reformation, heute gelegen in einer der ungläubigsten Ecken Europas.

Ein Jahr lang begleiten die Autoren eine Gruppe Männer und Frauen in ihrer Ausbildung zum Pfarrer. Anfangs geht es noch um das Erlernen religiösen Handwerks. Aber im Laufe der Zeit sehen sich Protagonisten wie Filmemacher zunehmend mit den grundlegendsten menschlichen Fragen konfrontiert. Grenzen verschwimmen – zwischen Glauben und Unglauben, Trost und Verzweiflung. Es entsteht ein intimer Dialog über unsere fundamentalen Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit und Sinn.

“Dass es knallte, bekam man mit”
Die Deutschen und der Genozid in Ruanda

Von Arndt Peltner

Mittwoch, 16.03.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Als in den Abendstunden des 6. April 1994 die Maschine des ruandischen Präsidenten im Anflug auf Kigali abgeschossen wurde, war das der Auslöser für einen Massenmord an der Tutsi-Minderheit im Land. In rund 100 Tagen wurden fast eine Million Menschen ermordet. Die westlichen Nationen zeigten sich überrascht, griffen nicht ein und weigerten sich lange Zeit, von einem Genozid zu sprechen. – Warum schaute die Weltöffentlichkeit weg? Auch die verschiedenen staatlichen Einrichtungen Deutschlands vor Ort in Ruanda reagierten nicht, obwohl sie sehr wohl mitbekamen, dass gezielt auf einen Massenmord hingearbeitet wurde. So machte sich Deutschland mitschuldig an der Eskalation der Gewalt. Wie es dazu kam, versucht das Feature zu klären.

Schriftsteller und ihre Lebensentwürfe
Federball, der durch den blassblauen Himmel fliegt

Von Roland Koch

Freitag, 18.03.2016, 20:10 Uhr, DLF

Wolfgang Utschick wurde nach seinem Suhrkamp-Debüt 1979 Logenschließer am Theater. Dort hat er eine Überlebensecke gefunden – und fühlt sich endlich frei. Wie beginnt eigentlich eine Schriftstellerbiographie, und wie endet sie: So wie man einen Text anfängt und beendet. Fünf Autoren berichten über ihre persönlichen Lebens- und Schreibentwürfe. Welche Sehnsüchte und Phantasien sind mit dem Autorendasein verbunden? Was verändert sich durch äußere Einflüsse und Misserfolge?

Tatort Textilfabrik
Ein Feature über die Klage pakistanischer Brandopfer gegen KiK

Von Caspar Dohmen

Samstag, 19.03.2016, 13:05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Der Textildiscounter Kik war einer der Hauptabnehmer von Ali Enterprises in Pakistan. 2012 starben bei einem Brand in der Textilfabrik 260 Arbeiter, auch weil viele Fenster vergittert und Fluchtwege versperrt waren. Muhammad Hanif hat das Unglück überlebt. Er organisierte sich mit anderen Betroffenen und fordert Entschädigung. Engagierte Anwälte, Gewerkschaftsvertreter und Aktivisten von NGOs halfen ihnen und wurden deswegen scharf angegriffen, bis hin zu Todesdrohungen. Hanif und drei weitere Betroffene reichten schließlich im Frühjahr 2015 vor dem Landgericht Dortmund Klage auf Schmerzensgeld gegen KiK ein. Der Fall ist für deutsche Gerichte ein Novum. Es gilt zu klären, ob ein inländisches Unternehmen für Produktionsbedingungen bei einem Zulieferer im Ausland haften muss. Wie immer die Klage am Ende ausgeht, sie dürfte erhebliche Konsequenzen haben für den Umgang mit der Verantwortung in den globalen Lieferketten der Industrie.

Geliehene Wörter
Von Büchern, die wandern

Von Mareike Maage und Sebastian Peter

Samstag, 19.03.2016, 18.05 Uhr

Im Feature erzählen Menschen ihre Geschichten über verliehene und geliehene Bücher. Die Episoden beinhalten Freundschafts- und Liebesgeschichten und solche, die mit den geliehenen Wörtern beendet waren.

In jedem Bücherschrank finden sich Bücher, die ihr Besitzer sich ausgeliehen hat. Es finden sich aber auch die Lücken. Von Büchern verursacht, die man selbst verliehen hat, obwohl sie einem viel bedeuteten.

Munition Gedicht

Von Helgard Haug und Thilo Guschas

Sonntag, 20.03, 2016, 14.05 Uhr, SWR2

Die ägyptische Militärdiktatur ist zurück. Medien werden zensiert, Demonstrationen verboten. Aber die Verse sind noch auf der Straße. Poeten lesen ihre Gedichte im Internet und werden von Fernsehshows wie Popstars gefeiert. 2011 beflügelten Strophen des Hippiedichters Ahmed Fouad Negm den friedlichen Protest. Entstanden in politischer Haft in den sechziger Jahren. Eine Flaschenpost durch Jahrzehnte. Heute sitzen wieder zehntausende politische Gefangene ein, Islamisten wie Linke. Schmieden sie neue lyrische Munition, die durch Mauern geht? Über Kassiber korrespondiert das Autorenduo Helgard Haug und Thilo Guschas mit dem Dichter Omar Hazek, der einst vor Millionenpublikum die panarabische Castingshow “Prince of Poets” gewann. Eben noch saß er in Haft. Nun kommt er frei. Was beschwören aktuelle arabische Verse? Gehen sie neuen Taten voran – wie der Blitz dem Donner?

Zwischen historischer Normalität und gesellschaftlicher Herausforderung

Von Astrid Nettling

Sonntag, 20. März 2016, 18:05 Uhr, hr2

Seit vergangenem Jahr bewegt das Thema Migration, Fremdheit und Integration die bundesdeutschen Gemüter.

Zum einen wird zum einen die schiere Menge von Zuwanderern von einigen als bedrohlich empfunden, zum anderen ist es deren Fremdheit, die bei manchen Angst auslöst. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund des islamistischen Fundamentalismus. Auch wenn Migration, wie die Migrationsforschung betont, einen historischen Normalfall darstellt, stellt der neuerliche Strom von Zuwanderern eine enorme gesellschaftliche Herausforderung dar.
Wieviel Fremdheit verträgt eine Gesellschaft? Wie kann sie fruchtbar damit umgehen, jenseits von Ausgrenzung, Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit? Und was erfordert es wiederum von Seiten der Zuwanderer, die hier in unserem Land heimisch werden wollen? Diesen Fragen geht Astrid Nettling in ihrem Feature nach.

 

Radiotipps für die Woche vom 7. bis 13. März 2016

Szenen einer russisch-deutschen Ehe
Die Geschichte ist nicht zu Ende

Von Tita Gaehme

Dienstag, 08.03.2016, 18.15 Uhr, DLF

Im hohen Alter reist der deutsche Architekt Reimar K. mit Freunden nach Russland, sie bauen in Pskow ein Kinderheim. Ein Geschenk an die Stadt. Er betrachtet es als Wiedergutmachung, als Aktion der Versöhnung.

Er wollte als Freund in das Land zurückkommen, in das er als 18-Jähriger mit der Wehrmacht einmarschiert war, in dem er sowjetische Kriegsgefangenschaft erlebte. Aus der Arbeitsbeziehung mit der Dolmetscherin Swetlana F. entwickelte sich eine Liebe, eine Ehe. Swetlana, die nie ausreisen wollte, entschloss sich 2008, in Deutschland zu leben. Seitdem wächst ihre Abneigung gegen “das Deutsche”.

Dabei geht es weniger um die alltägliche Abnutzung eines individuellen Gefühls, ihre Ressentiments sind fundamentale Kategorien ihres Denkens. Sie besteht auf ihrer Wahrnehmung des Missverhältnisses zwischen der russisch erlittenen Gewalt und der deutschen Akzeptanz von eigener Schuld. Das Politische überlagert das Private. Reimar K. hofft auf die Rückkehr ihres Vertrauens.

Japan nach der Dreifachkatastrophe Souteigai – Jenseits der Vorstellung

Von Malte Jaspersen

Mittwoch, 09.03.2016, 00:05 Uhr, DR Kultur

Malte Jaspersen lebt seit über zwanzig Jahren in Kyoto. Wie hat die Katastrophe im März 2011 das Leben seiner Familie und seiner Bekannten beeinflusst?

Nach der Dreifachkatastrophe von Erdbeben, Tsunami und Kernschmelze reiste er durchs Land. Er sprach mit Helfern, die Unvorstellbares gesehen haben, mit Eltern aus Fukushima, die versuchen, ihre Kinder vor Radioaktivität zu schützen, mit Anti-AKW-Aktivisten, Priestern und Wiederaufbauspezialisten.

Seit Kurzem gehört zu seinem Hausrat ein Geigerzähler.

Auf Leben oder Tod
Die Konkurrenz der Transplanteure um Organe

Von Martina Keller

Mittwoch, 09.03.2016, 22.03 Uhr, SWR2

Wartelisten todkranker Patienten wurden manipuliert und Regeln zur Vergabe der raren Spenderorgane vielfach gebrochen. Die Ursachen: falsche Anreize, lasche Kontrollen und die erbitterte Konkurrenz der Transplanteure um die Organe. Der ehemalige Chef der Transplantationschirurgie der Universitätsklinik Göttingen musste sich über 2 Jahre vor dem Landgericht Göttingen für sein Verhalten verantworten, wurde aber letztlich wegen unklarer Rechtslage freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Falls Revision eingelegt. Denn nicht nur in Göttingen, auch in München, Berlin und Leipzig soll systematisch getäuscht und manipuliert worden sein. Der größte Skandal in der Geschichte der deutschen Transplantationsmedizin ist noch nicht ausgestanden.

Grass’ letzte Besuche in Gdańsk
Oskar und Günter auf der Parkbank

Von Małgorzata Żerwe

Samstag, 11.03.2016, 20.10 Uhr, DLF

Plac Wybickiego, einst Neumarkt, ist ein stiller Platz in einem Wohnviertel von Gdańsk. Am Rand steht eine Bronzebank, auf der sitzt Oskar Matzerath, der Blechtrommler. Lange hat er vergeblich auf seinen Meister gewartet. Zuerst wollte Grass nicht in Bronze gegossen werden.

Dann, als seine SS-Zugehörigkeit bekannt geworden war, wollten die Gdañsker Grass nicht mehr – am liebsten nirgendwo in der Stadt. Obwohl – die deutschen Touristen kommen auch wegen Grass nach Danzig. Im Oktober 2015 nimmt er tatsächlich neben Oskar Platz, in Bronze.

Die Autorin Małgorzata Żerwe ist gespannt, was dann passiert. Sie beobachtet die Bronzebank seit Jahren aus ihrem Küchenfenster und begleitete Günter Grass als Reporterin von Radio Gdañsk, wann immer er in den letzten 15 Jahren vor seinem Tod in seiner Geburtsstadt auftauchte.

Die Ergebnisse hören sich an, wie die Geschichte um die Bank, wie die deutsch-polnischen Beziehungen: Höflich, aber leicht angespannt.

Psychotrauma Flucht – Die Zeit heilt nicht alle Wunden
Ein Feature über junge Geflüchtete damals und heute

Von Gabriele Knetsch

Samstag, 12.03.2016, 13:05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Wie Masees Vater von den Taliban getötet wurde, will er niemandem sagen. Auf jeden Fall raubt die Erinnerung an seine Familie dem 17-Jährigen den Schlaf, lässt ihn in Panik ausbrechen – und lenkt den ehrgeizigen Jungen von seinem derzeit wichtigsten Ziel ab: den Hauptschulabschluss in Deutschland zu schaffen.

Auf seiner zweieinhalb Jahre dauernden Flucht ging Mohammed, 17 Jahre alt, aus Kabul viele Tausend Kilometer zu Fuß, fuhr mit Bussen und Lastwagen. Mehrere Monate verbrachte der Jugendliche in Gefängnissen; er überlebte einen Schiffbruch und Folter.

“Ich kann jeden einzelnen Schritt dieser Menschen nachvollziehen”, sagt Richard Sucker, der vor 71 Jahren als “minderjähriger Flüchtling” aus Breslau floh. Aber auch: “Ich bin neidisch auf die Flüchtlinge von heute, denn uns hat damals niemand geholfen.”

Ulrike Gräf, heute 82, aus Feldafing sieht in ihren Träumen noch immer die Brandleichen aus dem bombardierten Dresden: “Ich möchte helfen, weil die Flüchtlinge heute das gleiche durchmachen wie wir damals”.

Neu ist der Umgang mit Fluchttraumatisierten nicht. Viele deutsche Familien haben selbst Fluchtgeschichten erlebt. Die einstigen Vertriebenen haben ihre Erinnerungen jahrelang verdrängt – um im Alltag zu funktionieren. Die heutigen Bilder von Menschen auf der Flucht erwecken die Erinnerungen jedoch zu neuem Leben.

Über eine Million Flüchtlinge kamen 2015 nach Deutschland, darunter zahlreiche minderjährige Flüchtlinge. Wie viele von ihnen schwer traumatisiert sind wie Maseeh oder Mohammed, weiß man bislang noch nicht. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass jeder zweite Flüchtling im Heimatland und auf der Flucht so Schlimmes erlebt hat, dass er als seelisch schwer belastet gilt. Wie aber wird es gelingen, hunderttausende traumatisierte Menschen in die deutsche Gesellschaft zu integrieren? Welche Gemeinsamkeiten gibt es mit den Flüchtlingen unserer eigenen Geschichte? Kann man heute aus den Erfahrungen von früher lernen? Und wie beeinflussen die eigenen Fluchterfahrungen der Deutschen ihre Einstellung zu den Flüchtlingen von heute?

Der mittelamerikanische Exodus
Wenn Kinder nur noch weg wollen

Von Erika Harzer

Samstag, 12.03.2016, 18:05 Uhr, DR Kultur

Sie kommen aus Guatemala, El Salvador und Honduras. Sie sind Kinder oder Jugendliche und durchqueren Mexiko. Eine mörderische Route, bei der sie viel Glück brauchen, um nicht in die Hände von Drogenkartellen, Entführern, Menschenhändlern oder der Migrationspolizei zu fallen.

Zu Hunderten sitzen sie dicht gedrängt auf Dächern von Güterzügen und hoffen ihr Ziel zu erreichen: Die USA. Doch Präsident Obama erwägt angesichts des Ansturms Minderjähriger eine Gesetzesänderung, um diese Kinder schneller abschieben zu können. Die Geschichte einer humanitären Katastrophe.

Jozi-Stories
Das Johannesburg der Künstler

Von Gaby Mayr und Günter Beyer

Sonntag, 13.03.2016, 14.05 Uhr, SWR2

“Die Stadt ist meine Muse”, sagt Billie Zangewa, die aus Malawi nach Johannesburg kam und mit ihrer Textilkunst international Erfolg hat. Jo’burg, Kosename Jozi, ist allerdings eine herbe Göttin der Kunst. Die einst radikale Trennung der Gesellschaft und des öffentlichen Raums ist immer noch Hintergrund und Gegenstand künstlerischer Reflexion. Der Schriftsteller Ivan Vladislavic, aus einer irisch-kroatischen Familie stammend, siedelt seine Geschichten unter den kleinen weißen Leuten im Johannesburger Stadtteil Troyeville an. Niq Mhlongo schreibt über den Ort, an dem er aufgewachsen ist: Soweto. Die Fotografin Lebohang Kganye erzählen in ihren Collagen Geschichten von apartheidgeschädigten Familien. Ihr Kollege Muntu Vilakazi porträtiert die Glitzerwelt der schwarzen Aufsteiger. Und William Kentridge, der wohl bekannteste Künstler in Johannesburg? Versteht sich als überzeugter Bürger der Stadt, ist aber selten dort anzutreffen …

Elefantenjagd – Waffen gegen Elfenbein

Von Bettina Rühl

Sonntag, 13. März 2016, 18:05 Uhr, hr2

Der Schmuggel von Elfenbein ist hoch lukrativ. Wilderer erlegen in Afrika Zehntausende von Elefanten. Zu ihren “Geschäftspartnern” gehören auch afrikanische Milizen und Terrorgruppen.

In China kostet Roh-Elfenbein bis zu 1800 Dollar pro Kilo. 2002 waren es nur 100 Dollar. Eine Geldquelle auch für islamistische Terrorgruppen wie die somalische Shabaab-Miliz, die Al Qaida nahe steht. Die Elefantenjagd ist brutal effektiv: Die Wilderer sind gut organisiert, benutzen oft militärische Waffen, manchmal sogar Kampfhubschrauber. In Gefahr sind nicht nur die Tiere. Die massive Präsenz internationaler Kartelle destabilisiert auch die ohnehin schwachen Staaten der Region, warnen die Vereinten Nationen.