Radiotipps für die Woche vom 2. bis 8. Juni 2014

 

Großvaters Doppelleben
Dunkle Seiten des Familienlebens

 

Von Anna Thaulow

Mittwoch,  04.06.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

Eine junge Frau entdeckt, dass die Vergangenheit ihrer Familie ganz anders ist, als sie immer angenommen hat. In Erinnerungen, Tonbandaufzeichnungen und Stimmen von Familienangehörigen zeigt sich das doppelte Leben ihres Großvaters, der nach seinem Tod zwei Familien zurücklässt, die nichts voneinander wissen. Aus dem reichhaltigen Archivmaterial entsteht eine sehr persönliche Reise zu den dunklen Seiten des Familienlebens und, in Verbindung mit Reflexionen über das Schattendasein einiger  Familienmitglieder, eine aufregende Geschichte über das Leben, die Liebe, den Tod und andere Geheimnisse.

Sanfte Siedler
Israels kreativer Wahnsinn in der Westbank

 

Von Jochanan Shelliem

Mittwoch, 04.06. 2014, 22.03 Uhr, SWR2

Sie siedeln in Judäa und in Samaria – die einen mit biblischer Mission, andere mit Häkelkäppi und Gewehr. Immer häufiger aber finden säkulare Zuwanderer auf Suche nach günstigem Wohnraum ein Zuhause in den jüdischen Siedlungen. “Wir kommen”, steht auf vielen Autostickern. Heiliger Boden wird konfisziert, kniehoch ist bloß der Zaun. Mehr als die Hälfte der Neuankömmlinge sind inzwischen arme, kinderreiche Familien, die auf den Rückzug des israelischen Wohlfahrtstaates reagieren. Denn im Westjordanland gibt es staatliche Subventionen, sowohl um einen Beruf zu erlernen, als auch um Häuser zu kaufen. Andere kommen als Aussteiger: Lyriker, Intellektuelle, Biobauern. Sanfte Siedler, die arabische Besitzdokumente ignorieren und romantische Gedichte schreiben, die biblischen Festungsruinen immer im Blick.

 

Die Nokia-Karawane
Oder: Das Prinzip des Wanderkapitalismus

 

Von Andreas Maus und Karmen Frankl

Samstag, 07.06.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

Durch Steppen, Wüsten und Gebirge sind Mensch und Tier unterwegs auf abenteuerlicher Reise: so der Mythos “Karawane”. Die Karawanen heute sind weniger pittoresk. Konzerne ziehen als Herstellungskarawanen rund um den Globus, immer dorthin, wo Lohnkosten sinken, wo Steuergeschenke und Subventionen locken, wo ein Markt kurzfristig interessant ist. Der finnische Mobilfunkgeräte-Hersteller Nokia machte 2008 sein Werk in Bochum dicht und verlagerte die Produktion nach Rumänien. Um auch da im Frühjahr 2012 die Zelte wieder abzubrechen und weiter nach Südostasien zu ziehen.

 

Der Duft der weiten Welt
Gewürzhandel gestern und heute

Von Michael Marek und Sven Weniger

Sonntag, 08.06.2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

In der Antike waren sie wertvoller als Gold. Abenteurer wie Marco Polo und Christoph Kolumbus suchten nach ihnen auf ihren Entdeckungsreisen. Handelsrouten wurden für sie errichtet, Kriege um sie geführt. Gewürze haben sich bis heute den Duft unbekannter Welten bewahrt.

Hamburg ist die Gewürzmetropole Deutschlands. 80 000 Tonnen werden hier jährlich umgeschlagen. Die Hafenstadt hat das einzige Gewürzmuseum der Welt. Die Autoren haben sich auf Spurensuche begeben. Sie trafen Händler und Verkäufer, besuchten Manufakturen und Geschäfte, spürten in Büchern und Kochtöpfen den Geheimnissen der exotischen Zutaten nach.

 

 

 

Radiotipps in der Woche vom 26. Mai bis Sonntag, 1. Juni 2014

Gekommen, um zu bleiben
Die neuen Einwanderer aus Bulgarien und Rumänien

 

Von Achim Nuhr

 

Mittwoch, 28.5.2014, 22.03 Uhr, SWR2

 

Seit Januar gilt in Deutschland die “volle Arbeitnehmerfreizügigkeit” auch für EU-Ausländer aus Bulgarien und Rumänien: Sie können jetzt ohne Erlaubnis kommen und hier arbeiten. Deshalb rechnet die Bundesagentur für Arbeit mit jährlich bis zu 180.000 Einwanderern aus beiden Ländern. Diese Immigranten sind sehr verschieden ausgebildet: Der Anteil der “Geringqualifizierten” wuchs zuletzt auf 35 Prozent, aber beachtliche 25 Prozent sind Akademiker.

 

„Der Augenblick ist Ewigkeit“
Über unser Verhältnis zur Zeit

 

Von Sabine Appel

 

Donnerstag, 29.5.2014, 14:05 Uhr, hr2

 

 

 

Da die Zeit unser Leben wie nichts sonst determiniert, beschäftigt sie uns auch sehr häufig in unserer Alltagserfahrung. Die objektiv messbare Größe der Zeit unterscheidet sich mitunter beträchtlich vom subjektiven Zeitbewusstsein des Menschen.

 

Die Erfindung der Uhr, eines mechanischen Zeitmessers, hat unser Verhältnis zur Zeit grundlegend geändert. Seit Einstein wissen wir: Sie ist abhängig vom Bezugskörper. Untrennbar mit unserem Zeitbewusstsein verbunden ist unser Todesbewusstsein, das Wissen darum, dass unsere Wegstrecke endlich ist. Zeit als Möglichkeit, als Entwurf, Zeit in der Geistesgeschichte und in der Naturwissenschaft, Zeit in den Religionen und Zeit in der Kunst, Zeit als Alltagserfahrung oder im Rückblick des Lebens. Ein Sammelsurium möglicher Antworten soll in diesem Feature auf die Frage erteilt werden: Was ist, wie erleben wir Zeit?

 

Die geheime Moral der Waffenindustrie

 

Von Johannes Nichelmann

 

Samstag, 31.05.2014, 13:05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

 

Die Maus schwankt, ihre Atmung wird immer schwerer, das Herz langsamer. Unkontrollierte Bewegungen, Atemstillstand, dann der Tod. In einem wissenschaftlichen Experiment handelten durchschnittliche Bürger in Deutschland mit dem Leben von Mäusen. Wer die gesunden Tiere zur Tötung bestimmte, verdiente damit einige Euro. Die Versuchsleiterin ist schockiert, in welcher Deutlichkeit ihr Experiment belegt, dass der Markt die Moral zerstört.
Zeitgleich berichtet der Vertreter der deutschen Rüstungsindustrie, dass sich seine Branche keinen moralischen Fragen zu stellen brauche. Das Denken müsste die demokratisch legitimierte Politik übernehmen. Diese sei schließlich für alles verantwortlich, was an Bomben, Drohnen, Gewehren und U-Booten ins Ausland verkauft werde.
Das Feature unterzieht dies einer praktisch-philosophischen Betrachtung, erzählt vom Kreislauf der Abhängigkeiten und dem unbedingten Glauben an die Endverbleibskontrolle.

 

 

 

Vater zieht in den Krieg
Eine Reise durch Frankreich in 6 Bildern

 

Von Christiane Seiler

 

Samstag, 31.05.2014, 18:05 Uhr

 

Jahrzehntelang lag das Album in einer Ecke des Bücherregals, gelegentlich zog die Autorin es hervor und blätterte darin. Als Kind bewunderte sie die Soldaten und Pferde, später begriff sie, was es dokumentiert: Fotos, handgezeichnete Karten und Texte beschreiben den Frankreichfeldzug ihres Vaters im Mai und Juni 1940.

 

Mehr als 70 Jahre danach bricht sie auf, um seinen Weg nachzuvollziehen, in Begleitung des Fotografen Pierre Bourdis. Sie entdeckt die französische Seite der Geschichte. Hört von Pierres Vater, der als Reaktion auf den deutschen Einmarsch in den Untergrund ging. Und macht nebenbei Bekanntschaft mit ihrem Großvater, den im Oktober 1914 eine englische Kugel ins Herz traf.

 

Timothy Moores
Regisseur bei Loriot, Butler in hohen Häusern, Kumpel im Bergbau

 

Sonntag, 1.6.2014, 14.05 Uhr, SWR2

 

Von Richard Klug

 

Ein Brite mit einem Lebenslauf wie eine Achterbahn – ganz hoch oben, aber in Windeseile auch wieder ganz tief unten.  Timothy Moores, 71 Jahre alt, geboren in Wales, wohnhaft in Kiel, hat mehr Karrierehöhen und -tiefen durchlebt als ein Leopard Flecken hat. Regisseur und Mitautor von Loriot, Butler in hohen Häusern, aber auch Kohle fördernder Kumpel in England. Absolvent englischer Eliteschulen und fasziniert vom deutschen Volk. 1961 kommt er zum ersten Mal nach Deutschland, danach immer wieder, auch für längere Zeit. Und hier ist er hängen geblieben, der Liebe wegen. Er kennt die deutsche und die englische Seele wie kaum ein anderer. Sein Fazit: “In England leben wir mit dem Chaos. Deutsche haben einen Plan.”

 

Arbeitsplatz Deutschland –
Die  neuen Einwanderer aus Bulgarien und Rumänien

 

Von Achim Nuhr

 

Sonntag, 1. Juni 2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

 

Seit Januar 2014 gilt in Deutschland die “volle Arbeitnehmerfreizügigkeit” auch für die EU-Bürger Bulgariens und Rumäniens. Schon im Vorfeld gab es hitzige Debatten über mögliche Folgen: Wer wird davon Gebrauch machen, wie wird der Arbeitsmarkt beeinflusst?

 

Wie viel werden die Einwanderer aus Europas ärmster Region zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands, zur Stabilisierung der Sozialkassen beitragen? Wie steht es um die Qualifikation dieser Immigranten? Die Bundesagentur für Arbeit rechnet mit jährlich bis zu 180 000 Einwanderern aus diesen beiden Ländern. Von rechten Kräften werden Ängste geschürt vor einer massenhaften Einwanderung von Roma, die in ihrer Heimat verfolgt und geächtet sind. Der Autor hat mit Einwanderern und Einheimischen gesprochen.

 

 

Radiotipps für die Woche vom 19. bis 25. Mai 2014

Kurzstrecke 25
Feature, Hörspiel, Klangkunst

Zusammenstellung: Barbara Gerland, Ingo Kottkamp, Jan Rohlf

Mittwoch, 21.05.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

Kurz, ungewöhnlich und nicht länger als 20 Minuten: Innovative, zeitgemäße, radiophone Hörstücke aus den Genres Feature, Hörspiel und Klangkunst können an uns geschickt werden. Wir wählen die interessantesten aus und stellen sie in dieser monatlichen Sendung vor. In der aktuellen Ausgabe der Kurzstrecke präsentieren wir unter anderem:
Birdless
Von Irvic d‘Olivier
Vögel, Insekten und Brüllaffen: Willkommen in Costa Rica.Heike
Von Markus Riexinger
Girl meets Boy. Wenn es nur so einfach wäre…

Ein Kontingent sucht Asyl

Von Thilo Guschas

Mittwoch, 21.05.2014,  22.03 Uhr, SWR2

Das Ehepaar R. ist mit seinen fünf Kindern aus dem syrischen Aleppo geflohen. Ein Jahr verbrachte die Familie im Libanon, bevor sie nach Deutschland reisen durfte. 10.000 Syrer will Deutschland aufnehmen. Viel zu wenig, klagt die evangelische Kirche und fordert 100.000. Viel zu viel, klagen schon jetzt Kommunen und Gemeinden, wo die Syrer unterkommen sollen. Im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen erhalten syrische “Kontingent”-Flüchtlinge sofort Asyl und auch eine Arbeitserlaubnis. Kritiker sprechen bereits von Flüchtlingen erster Klasse. Nach welchen Kriterien werden sie ausgewählt?

 

Mimis Muff
Die Entstehung einer Oper in vier Akten

Von Jens Schellhass

Samstag, 24.05.2014, 18:05 Uhr DR Kultur

Es ist die “Stunde Null”, vor der sich Benedikt von Peter immer wieder fürchtet, die Zeit, in der er zum ersten Mal über eine Inszenierung nachdenkt. Jens Schellhass hat den Opernregisseur über neun Monate begleitet und die Entstehung der Oper “La Bohème” am Bremer Theater dokumentiert. Wir erleben, wie Benedikt von Peter mit dem Libretto ringt. Geht es wirklich um die wahre Liebe? Scheitern. Weitere Hürden bauen sich auf: Die Herren sollen in Frauenkleidern Ballettunterricht nehmen. Das Theater erwartet einen Erfolg, das Publikum soll strömen, auch des Geldes wegen, und um die Politik nicht zu enttäuschen. Der Druck wächst, bis zum Premierenabend. Im Anschluss an das Feature senden wir einen Mitschnitt der Bremer Inszenierung.

Wir Middle-Ager
Lebensentwürfe der Generation 50plus

Von Jochen Rack

Sonntag, 25.05.2014, 14.05 Uhr, SWR2

“Die menschliche Seele hat ihre Lebensalter wie der Körper”, schrieb Johann Gottfried Herder und bestätigte dem Mann mittleren Alters, der seine jugendlichen Leidenschaften hinter sich gelassen hat, “Bonsens, Weisheit zu Geschäften, Weisheit und Erfahrung”. Weniger optimistisch sah es Hermann Hesse: “Man vertrottelt, man versauert, / man verwahrlost, man verbauert / und zum Teufel gehen die Haare. / Auch die Zähne gehen flöten …” – Wer 50 wird, hat die “Hälfte des Lebens” und vielleicht die Midlifecrisis schon hinter sich, aber was hat er noch vor sich, was bleibt zu tun und wünschen übrig?
Wer jetzt keine Karriere hat, macht keine mehr. Wer jetzt nicht riestert, braucht damit nicht mehr beginnen. Und wer kinderlos ist, wird es vermutlich bleiben. Keine Frage, in der postmodernen Kultur haben sich die Lebensalter nach hinten verschoben, “Forever Young” verspricht die Schönheitsindustrie und Mick Jagger führt sich auch mit 65 noch auf wie ein Teenager. Aber welche Kleider, welche Gesten, welche Werte, welche Ideen und welcher Partner passen zu einem Menschen mittleren Alters? Und wie unterscheidet sich die Erfahrung des Alterns zwischen Mann und Frau? Das mittlere Alter: Chance für Gelassenheit und Reife oder Anlass zur Torschlusspanik?

Radiotipps für die Woche bim 5. bis 11. Mai 2014

 

Illegal

 

Von Björn Bicker

 

Mittwoch, 7.5.2014, 18.05 Uhr, DR Kultur

 

Geh nach der Arbeit sofort nach Hause. Beschwere dich nicht über laute Nachbarn. Meide den Hauptbahnhof mit seinen Zivilstreifen. Geh nicht bei Rot über die Straße. Fahre nie schwarz. Halte im Kaufhaus immer alle Quittungen bereit.

 

Öffne nie die Tür, wenn es überraschend klingelt. Zahle immer Cash. – So lauten einige Regeln, die man einhalten muss, wenn man eigentlich nicht dort sein darf, wo man lebt. Illegalisierte Menschen arbeiten in der Gastronomie oder als Pflege- und Haushaltshilfen.

Der Autor hat anderthalb Jahre recherchiert und mit Betroffenen Interviews geführt. Das dokumentarische Hörspiel entstand parallel zu einem Theaterprojekt.

 

Wohin das Wasser fließt.
Junge deutsche Wissenschaftler forschen für Südafrika

 

Von Nora Bauer

 

Mittwoch, 7.5.2014, 22.03 Uhr

 

Wasser ist ein Grundnahrungsmittel, der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung zählt zu den Menschenrechten. Südafrika hat das Recht auf Wasser 1994 sogar in seine Verfassung aufgenommen. Dennoch sind 10 Prozent der Menschen in diesem Land immer noch von der Wasser-Versorgung und der Kanalisation abgeschnitten.Sie sind schwarz und leben in sogenannten Informal Settelments, Elendsvierteln, die sich überall neben ehemaligen Townships ausbreiten.

 

An der Bauhaus-Universität Weimar wird zu diesem Thema geforscht und so fuhren deutsche Doktoranden nach Potchefstroom, um mit ihren südafrikanischen Kollegen nach Lösungen für die mangelhafte Wasser-Versorgung in den Elendsvierteln zu suchen. Vielleicht wird man sie auch im reichen Norden eines Tages gut gebrauchen können.

 

Neun Tage – zwei Zehennägel – nach Hause gehen
Ein Fußweg von Wien nach Graz

 

Von Anna Katharina Laggner

 

Samstag, 10.05.2014, 13.05 Uhr, Bayern 2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

 

“Ich werde einfach gehen, hab ich mir gedacht. Gehen gegen den Frust.  Ich werde einfach gehen, weil alle immer fahren, weil ich immer fahre. Unzählige Male von Wien nach Graz, mit dem Zug, mit dem Auto. Ich werde einfach gehen. Da ist die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass jemand aufsteht und sagt, das geht nicht. In Graz wohnen meine Eltern, zwei meiner Schwestern, meine Großmutter. Von dort bin ich aufgebrochen in die Welt. Es gibt keine Zimmerreservierungen, dafür Jause und einen kleinen Rucksack. Es gibt ein Aufnahmegerät, einen Pfefferspray und eine Abneigung gegen Hunde. Es gibt einen Weg, der ungefähr querfeldein Richtung Süden führt. Und es gibt den ersten Schritt, der der schwerste ist.
Ich werde am Hochwechsel im dichten Nebel fast verloren gehen, in Pöllau wird man mir auf einer Orgel Lieder spielen, auf der Hohen Wand werde ich den Yeti treffen, ich werde belästigt werden, zwei Aufnahmegeräte werden eingehen, ich werde mich verirren und das Ende wird sehr unspektakulär sein.”
“The Personal diary of an author, who walked from Vienna to her native town Graz. A journey back to the roots and her inner self. An acoustical road movie full of curious encounters and strange coincidences. With a flavor of Bunuel.” – so urteilte die Jury beim internationalen Wettbewerb Prix Bohemia 2013 und zeichnete die Autorin für ihr Feature aus.
Die Sendung ist im Rahmen der internationalen EBU Master School on Radio Features entstanden. 

 

Grandhotel für Alle!
Flüchtlinge, Künstler und Hotelgäste unter einem Dach

 

Von Marianne Weil

 

Samstag, 10.05.2014, 18:05 Uhr, DR Kultur

 

So etwas gab es noch nie. Im Augsburger “Grandhotel Cosmopolis” gilt das Motto: Wir sind alle Reisende auf dieser Erde, jeder ist willkommen, ganz gleich woher er kommt. Eine basisdemokratisch organisierte, ziemlich bunte Gruppe hat diese Utopie in die Welt gesetzt.

 

Nicht in einer Inszenierung auf dem Theater, sondern in einem realen Experiment: Im Augsburger Springergässchen treffen sich Asylbewerber und Hotelgäste auf den Fluren und an der Bar, als wären alle frei und gleich.
Das Projekt ist inzwischen berühmt geworden und wird mit Preisen überhäuft. Doch es findet nicht im luftleeren Raum statt. Das öffentliche Schulterklopfen fängt die Aktivisten an zu schmerzen, denn ihre Idee stößt an die Mauern der europäischen Flüchtlingspolitik.
Die Autorin hat sich mehrfach im Grandhotel einquartiert, erst auf der Baustelle, dann in einem realen Hotelzimmer.

 

Rotkäppchen Breaking Bad.
Wie aus Heinz-Otto Hermann ein Bankräuber wurde

 

Von Ben Hänchen

 

Sonntag, 11.5.2014, 14.05 Uhr, SWR2

 

27 Banken hatte er ausgeraubt. Bis er bei der 28. geschnappt wurde. Die Ermittler nannten ihn “Rotkäppchen”, weil er eine rote Maske trug und immer höflich bei seinen Überfällen war. “Sie wissen von mir nicht viel, aber ich bin froh, dass es vorbei ist”, sagte er bei seiner Verhaftung. Was trieb den ehemaligen Volksarmisten der DDR zu seinen Verbrechen? Wie gelang es ihm, jedes Mal zu Fuß zu fliehen, selbst wenn Polizeihubschrauber hinter ihm her waren? Wie konnte er seine Taten sogar vor seiner Frau verheimlichen? Und warum war ihm am Ende niemand richtig böse – nicht einmal die, die er überfallen hat? Autor Ben Hänchen hat sich von Heinz-Otto Hermann seine Rotkäppchen-Geschichte erzählen lassen. Eine komplizierte Geschichte, aber keine Räuberpistole – und alles andere als ein Märchen.

 

Die rote Baronesse – Das extreme Leben der Jenny Marx

 

Von Ulrich Teusch

 

Sonntag, 11. Mai 2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

 

 

An männlichen Verehrern hat es Jenny von Westphalen nie gemangelt, ihr, der schönen, anmutigen, intelligenten Baronesse, der “Ballkönigin von Trier”.

 

Doch trotz aller Avancen entschied sie sich früh – und gegen alle Konvention – für einen vier Jahre jüngeren Bürgersohn jüdischer Herkunft, den sie schon aus Kindertagen kannte: Karl Marx. Dass dieser ihr fürs erste kein standesgemäßes Leben würde bieten können, war ihr klar. Doch was sie dann in den folgenden Jahren und Jahrzehnten unter den harten Bedingungen des Londoner Exils erlebte, übertraf wohl selbst ihre schlimmsten Befürchtungen. Unterkriegen ließ sich Jenny Marx darum noch lange nicht. Trotz aller Not wusste sie Momente des Glücks zu genießen. Etliche Jahre lebte sie ein permanentes „carpe diem“ am Rande des Abgrunds. Erst der Herbst ihres Lebens entschädigte sie für so manches Leid der frühen Jahre. Über ihr “extremes Leben” hat sich Jenny immer wieder in Briefen an vertraute Menschen ausgesprochen. Ihre Texte zählen zum Schönsten, was die Briefliteratur des 19. Jahrhunderts zu bieten hat. Aus ihnen formt sich das Bild einer der außergewöhnlichsten Frauengestalten ihrer Zeit.