Radiotipps für die Woche vom 31. März bis 6. April 2014

 

Stecker raus.   Menschen ohne Strom

 

Von Dieter Jandt

 

Mittwoch, 2.4.2014, 22.03 Uhr, SWR2

 

Jährlich sind bundesweit mehr als 300.000 Haushalte von Stromsperrungen betroffen, Tendenz steigend. Auch der vermehrte “Stromklau” ist ein Indiz dafür, dass vielen Menschen Energie zu teuer geworden ist. Verbraucherverbände fordern ein Grundrecht auf Strom und die EU stärkeren Schutz vor Energiearmut. Die Realität aber sieht düster aus. Manche Menschen bleiben über Monate ohne Strom, verbringen den Abend bei Kerzenlicht oder kommen nur noch zum Schlafen nach Hause. Was wäre zu tun, damit Strom für alle bezahlbar ist? Sozial schwache Familien können sich keine energiesparenden Geräte leisten, nicht einmal Sparlampen. Die Stadtwerke einiger Kommunen bieten Pre-Paid-Zähler an und Automaten, an denen man sich kurzfristig nach Bedarf mit Strom versorgen kann. Aber wenn kein Geld da ist? – Ein Ausflug zu Menschen, die ohne Strom leben müssen.

 

Das Land in meinem Kopf
Eine Reise von Ostpreußen nach Polen

 

Von Rainer Schildberger

 

Freitag, 04.04.2014, 20:10 Uhr, DR Kultur

 

Im Februar 1945 sind Millionen Deutsche auf der Flucht vor der näher rückenden Roten Armee, auch Monikas S., die damals 16-jährige Mutter des Autors. Halbverhungert landet sie bei Berlin. Hier beginnt das neue Leben, später dann das persönliche Wirtschaftswunder.
Die ostpreußische Heimat ist kein Thema mehr. An den Vertriebenentreffen nimmt Monika S. nicht teil. Das Land ist für sie verloren und jeder Versuch, es zurückzugewinnen, verfehlt.  Erst 1996 sieht sie es zum ersten Mal wieder. Sie bereut die Reise bis heute. Denn das Land ihrer Kindheit existiert nicht mehr. Mit der polnischen Realität kann sie nichts anfangen. Nur die Landschaft macht sie anscheinend noch einmal glücklich. Der Autor unternimmt eine Reise zu den ererbten Erinnerungen, in das Land im Kopf. Die immer wieder gehörten Geschichten der Mutter im Gepäck. Und den alten Stadtplan von Braunsberg, einer Stadt nahe der russischen Grenze. Doch seine Mutter warnt ihn: Da ist nichts mehr. Aber der Autor möchte das Land in seinem Kopf endlich verändern.

 

Der Genozid in Ruanda
Die Deutschen und der Genozid in Ruanda

 

Von Arndt Peltner

 

Samstag, 05.04.2014 , 13.05 Uhr, Bayern2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

 

Ruanda gilt als der schwärzeste Punkt in der Geschichte der Vereinten Nationen. Beinahe eine Millionen Menschen wurden in rund 100 Tagen ermordet, aber die UN verhinderte das Morden nicht. Als in den Abendstunden des 6. April 1994 die Maschine des ruandischen Präsidenten im Anflug auf Kigali abgeschossen wurde, war das der Auslöser für einen Massenmord an der Tutsi-Minderheit im Land. Die westlichen Nationen zeigten sich überrascht, griffen nicht ein und weigerten sich lange Zeit, von einem Genozid zu sprechen. Die Tragödie in ihrem ganzen Ausmaß wurde möglich, weil die Vereinten Nationen, die USA, Frankreich und Belgien frühe Warnungen nicht ernst nahmen. Mehr noch: Die UN zogen die meisten ihrer Soldaten ab, als der Genozid gerade begonnen hatte. Warum schaute die Weltöffentlichkeit weg? Auch die verschiedenen staatlichen Einrichtungen Deutschlands vor Ort in Ruanda reagierten nicht, obwohl sie sehr wohl mit bekamen, dass gezielt auf einen Massenmord hingearbeitet wurde. So machte sich Deutschland mitschuldig an der Eskalation der Gewalt. Wie es dazu kam, versucht das Feature zu klären.

 

Das Rätsel vom Kloster Lorsch
oder Warum das Frühmittelalter eigentlich gar nicht so düster war, wie man immer gedacht hat.

 

Von Gabi Schlag

 

Sonntag, 6.4.2014,  14.05 Uhr,  SWR2

 

Das Weltkulturerbe Reichskloster Lorsch wird instandgesetzt. Ein Kloster, von dem oberirdisch nicht mehr übrig ist als die Königshalle, ein Teil der Basilika und die Klostermauer. Ein Bauwerk, das Rätsel aufgibt. Gegründet im achten Jahrhundert, in einem Zeitalter, das gemeinhin als das finstere Mittelalter bezeichnet wird. Was kaum jemand weiß, ist, dass in diesem Jahrhundert eine Renaissance des Wissens der Antike stattfand und der Weg in die europäische Zivilisation begann. Der Grundstein für die Wissenskultur des Abendlandes gelegt wurde, der noch heute hilft, die Welt zu verstehen und zu ordnen. Das Kloster Lorsch und seine Geschichte sind der Beweis: Das achte Jahrhundert brachte Licht ins Dunkel des Mittelalters.
Das Feature begleitet die Historiker beim Lösen der Rätsel von Lorsch und bei ihrem Versuch, die Geschichte des achten Jahrhunderts in einem neu angelegten Weltkulturerbepark adäquat zu erzählen.

 

 

Sternenkind – Das kurze Leben der Lilli Lion

 

Von Karla Kraus

 

Sonntag, 6. April 2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

 

Kathrin freut sich auf ihr Kind. Doch wenig später der Schock: das Baby hat schwerste genetische Schäden, wird die Schwangerschaft nicht überstehen. Was tun?
Was tun? Das Kind im Bauch beherbergen, bis es sich von selbst verabschiedet? Die aussichtslose Schwangerschaft schnell beenden? Und wenn das Kind doch zur Welt kommt, schwerst behindert? Das Feature folgt den dramatischen Monaten einer Schwangerschaft mit einem behinderten Kind und verdeutlicht das Dilemma einer pränatalen Medizin, die immer genauer diagnostizieren, aber nicht alles therapieren kann. Das Feature wurde mit dem DRK-Medienpreis und dem Hörfunkpreis der Theodor-Springmann-Stiftung ausgezeichnet.

 

Radiotipps für die Woche vom 24. bis 30. März 2014

 

Seitensprünge im Glockenturm.
Die Kunst des „change ringing“

 

Von Regina Leßner

 

Mittwoch, 26.3.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

 

“Der Seitensprung ist ein Schritt entgegen dem normalen Lauf beim einfachen Jagen”, so lautet einer der vielen nur dem Kenner zugänglichen Sätze im historischen Lehrbuch über die Kunst des Wechselläutens (changeringing). Diese 600-jährige englische Tradition, Kirchengeläute von Hand zum Klingen zu bringen, findet bis heute begeisterte Akteure in mehr als 5000 Gotteshäusern auf der Insel. Und Ringing Societies bilden immer neue Glöckner aus. In den Läutestuben der Stadt York ist die Autorin dabei, wenn mit Rad und Seil nach dem überlieferten und bis ins bizarre Detail ausgetüftelten Regelwerk geläutet wird. Sie versucht sich selbst als Glöcknerin und bekommt einen Hinweis auf den legendären Krimi “The Nine Tailors” (Der Glocken Schlag) von Dorothy L. Sayers. Von Anfang bis zum Ende ist er rätselhaft mit dem Wechselläuten verknüpft. Und tödlich.

 

Die Sportschützer

 

Von Benjamin Best

 

Mittwoch, 26. März 2014, 22.03 Uhr SWR2

 

Große Sport-Events gelten wegen ihrer weltweiten Aufmerksamkeit als potentielle Anschlagsziele für Terroristen. Für die Sicherheit während der Fußball-WM 2014 investiert Brasiliens Regierung über 700 Millionen Euro. In Katar, dem Austragungsort der WM 2022, finanziert der Emir sogar ein Zentrum für Sport und Sicherheit, ICSS. Mit eingekauften Experten aus aller Welt berät die ICSS Veranstalter von Sport-Events in Sicherheitsfragen. Ein riesiger Markt ist entstanden. Auch private Firmen erstellen Gefahrenanalysen und arbeiten teilweise wie Geheimdienste. Doch ihre Arbeit ist umstritten. Experten sprechen von “Fake Security” – von übertriebenen Bedrohungsszenarien, um die Kosten in die Höhe zu treiben.

 

Auf eigene Faust.
Die Boxfabrik von Buenos Aires

 

Von Jakob Weingartner

 

Freitag, 29. März 2014, 18.05 Uhr, DR Kultur

 

Ein Ausweg aus der Dauerkrise? Der junge, arbeitslose Federico trainiert in Buenos Aires für seinen ersten Boxkampf im Scheinwerferlicht.

 

In den verfallenen Lagerhallen unter den Gleisen des Bahnhofs Constitución in Buenos Aires schlagen arbeitslose Jugendliche auf schwere Sandsäcke ein. Sie eint die Hoffnung, irgendwann im Scheinwerferlicht zu stehen. Auch der 18-jährige Federico arbeitet unermüdlich daran, sich als siegreicher Faustkämpfer neu zu entwerfen. Mit seinem Box-Debüt soll sich alles ändern. Die müden Augen seines alten Trainers José haben schon Hunderte wie ihn gesehen. Das Boxen wird zum Sinnbild des Ringens mit der Dauerkrise.

Das Feature entstand aus dem Material einer Filmidee: „Boxeo Constitución“, Weingartners Kino-Debüt, wurde auf zahlreichen Festivals vorgestellt.

 

Hinter den Masken. Eine Reise in die Welt des japanischen Nô-Theaters

 

Von Isabelle Arcucci

 

Sonntag, 30. März 2014, 14.05 Uhr, SWR2

 

Starre Gesichter, eckige Bewegungen, jaulende Gesänge. Für westliche Besucher ist das japanische Nô-Theater bestenfalls ein Rätsel – und meistenfalls eine ästhetische Zumutung. Keine andere Theaterform verschließt sich derart dem Zugang des kulturfremden Laien. Kann ein Nicht-Japaner auch nur annähernd begreifen, was da hinter den holzgeschnitzten Masken geschieht? Isabella Arcucci ist es gelungen, indem sie selbst die Maske aufgesetzt hat. In einer studentischen Nô-Gruppe in Japan hat sie das Theater von innen kennengelernt, seine Kultur, seine Meister und seine Philosophie.

 

 

Radiotipps für die Woche vom 17. bis 23. März 2014

Ur-Geräusch. Eine Reise.

Von Waclaw und Jadwiga Stawny

Mittwoch, 19.3.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

Akustische Reise in das Bergdorf Soglio, wo Rainer Maria Rilke in seinen Aufzeichnungen ein “Ur-Geräusch” imaginierte.

Beim Anblick der Kronennaht in einem menschlichen Schädel fühlte sich Rainer Maria Rilke an ein Experiment erinnert, das der Lehrer im Unterricht anstellte. Dieser erzeugte mit einer Membran, einer starken Borste und Kerzenwachs so etwas wie Schallplattenrillen. Und ähnlich sieht auch die Kronennaht aus. Wenn man ihr Töne entlocken könnte, dann hätte man vielleicht ein Ur-Geräusch.

Diese Gedanken schrieb Rilke 1919 in der italienischen Schweiz nieder, im Dorf Soglio, das die Autoren besucht haben. Wegen seiner Abgeschiedenheit mag es noch so klingen wie zu Rilkes Zeiten.

Das Modell von Érpatak
Wie ein rechtsextremer Bürgermeister Ungarn verändert

Von Keno Verseck

Mittwoch, 19. März 2014, 22.03 Uhr SWR2

Érpatak, ein winziges Dorf im äußersten Nordosten Ungarns, plattes Land, keine Sehenswürdigkeiten, war bis 2005 ziemlich bedeutungslos, bis Mihály Zoltán Orosz zum Bürgermeister gewählt wurde, ein bekennender Rechtsextremer, Ordnungsfanatiker, Antisemit und Romahasser. Er führte im Dorf das “Modell von Érpatak” ein und etablierte es als verbindliches Wertemodell, dessen Regeln lauten: Ordnung, Arbeits- und Gemeinschaftssinn, nationale Brauchtumspflege. Wer die Regeln einhält, gehört zu den “Erbauern”, alle anderen sind “Zerstörer”, ihnen droht Ausgrenzung, sogar Vertreibung aus dem Dorf. Mit dem Modell hat der Bürgermeister seither in Ungarn Geschichte gemacht: Viele Gemeinden setzen es als Instrument zur Disziplinierung vor allem von Roma ein. Auch die Regierung von Viktor Orbán ließ sich davon inspirieren, als sie die gesetzliche Zwangsarbeit für Sozialhilfeempfänger einführte. Das Dorf wurde zu einem Ausgangspunkt für Ungarns autoritär-nationalistische Wende.

Wandlung
Das erste Amtsjahr von Papst Franziskus aus Sicht des Kirchenpflegers Stephan Alof

Von Franziska Storz und Rainer Schaller

Samstag, 22.März 2014, 13.05 Uhr, Bayern 2, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

Am 19. März 2014 feiert Jorge Mario Bergoglio seinen ersten Jahrestag als Papst Franziskus. Ein Mann, der im bescheidenen Gästehaus des Vatikans wohnt und im Hinblick auf die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer die “Globalisierung der Gleichgültigkeit” beklagt. Es herrscht ein anderer Ton in Rom, seit der Argentinier das Pontifikat übernommen hat. Die Musik ist die gleiche geblieben. Sexualmoral, Familienbild, Wiederverheiratung von Geschiedenen, an keinem Dogma, das die katholischen Laien von ihrer Kirche immer weiter abdrängt, wurde bisher wirklich gerüttelt. Doch nie war die Hoffnung größer, dass die katholische Kirche sich wieder mehr auf die Gläubigen zubewegt. So auch in der Münchener Gemeinde St. Maximilian.

Die neoromanische Kirche an der Isar ragt mächtig in den Himmel. In ihrem Schatten liegt das Glockenbachviertel, Heimat der Künstler und homosexuellen Szene sowie der neokonservativen Hipster-Familien, die gerne am Sonntag in lebendig-inszenierte Gottesdienste gehen (inklusive DJ und Bobby-Car-Weihe) und danach ums Eck auf eine traditionelle Weißwurst. Kirchenpfleger Stephan Alof ist – zumindest im katholischen Sinne – alles andere als ein Vorzeigeschaf. Er führt als Gastronom die Großmarktspelunke “Zur Gruam” und eine Table-Dance Bar am Münchener Schlachthof. Aus seiner Homosexualität hat er nie ein Geheimnis gemacht. Gemeinsam mit dem progressiven Gemeindepfarrer Rainer Maria Schießler eckt er mal in Rom und mal im eigenen Gemeinderat an. Denn eine Frage eint die bunte, katholische Truppe, die “Menschenfischer vom Glockenbachviertel”, mit dem Papst: Wie viel Fortschritt verträgt die katholische Kirche? Ein Jahr lang haben wir die ungewöhnlichste Kirchengemeinde Münchens begleitet und u.a. Kirchenpfleger Alofs Fürbitten gesammelt – und forschen jetzt nach: Welchen Einfluss haben das Lächeln und die symbolhaften Gesten des Papstes Franziskus auf den Gemeindealltag? Haben sich die in den Papst gesetzten Hoffnungen erfüllt? Oder wird sich Papst Benedikt in die Schlange der enttarnten Hoffnungsträger einreihen müssen, gleich hinter Barack Obama?

“Da geriet ich in Furcht” – Mächtige Begegnungen

Von Andrea Marggraf

Sonntag, 23. März 2014, 14.05 Uhr, SWR2

Wir sollten einmal die Masken abnehmen. Was würden wir sehen? Den Schafskopf, diesen uralten unverwüstlichen? Vielleicht. Schurke oder Engel, beides ist möglich. Die Weichen werden früh gestellt. Entscheidend ist letztlich, wer herrscht und wer wird beherrscht. So werden einige bereits als Direktor geboren, andere kommen zu Macht wie die Jungfrau zum Kinde. Sagen sie. Was macht den Mächtigen zum Mächtigen? Welche Mechanismen greifen auf dem Weg nach oben? Und was für eine Chance hat die Demokratie, diese Mechanismen zu durchbrechen? Eine Annäherung an ein Phänomen, das die Menschen seit Jahrtausenden beherrscht.

Dunkle Lage, keine Aussicht – wir kaufen trotzdem

Von Caroline Michel

Sonntag, 23. März 2014, 18:05 Uhr, hr2-Kultur

Für das„Traumhaus in Toplage“wurde schon vor zehn Jahren viel Geld hingeblättert. Mittlerweile aber werden in den citynahen Vierteln von München, Berlin und Köln selbst marode Dachböden zum Selbstausbau als „Rohdiamanten“ angeboten.

Und nach wenigen Tagen ist das Betongold verkauft. Lärm, unattraktive Lage, Baumängel … alles kein Problem mehr. Woher kommt die plötzlich aufkeimende Lust der Deutschen am Eigenheim? Liegt es wirklich an den niedrigen Kreditzinsen? An den Versprechungen, nur mit dem Kauf einer Immobilie könne man der drohenden Inflation trotzen und den Euro-Skeptikern, die den großen Zusammenbruch prophezeien, ein Schnippchen schlagen? Oder werden wir zu Zockern, die einfach darauf hoffen, dass sich die Preise noch einmal verdoppeln, wie in einigen Straßen in Berlin-Kreuzberg schon geschehen?

Shoppen in China
Afrikanische Händler in Guangzhou

Von Lorenz Rollhäuser

Sonntag, 23. März 2014, 18.05 Uhr, DR Kultur

Die Handelsachsen verschieben sich: Europa war gestern. Heute kaufen afrikanische Händler containerweise in China, sie leben dort in stetig wachsenden Kolonien.

Jules ist Kongolese. Seit 20 Jahren lebt er in Guangzhou und fühlt sich längst wie ein schwarzer Chinese. Nice dagegen will nicht in China leben. Sie fliegt nur viermal pro Jahr zum Einkaufen ein. Seit etwa zehn Jahren hat sich in der südchinesischen Industriemetropole eine stetig wachsende Kolonie afrikanischer Händler gebildet. Hinzu kommen Zigtausende Handelsreisende, die hin und her jetten, um containerweise Waren einzukaufen.

Denn es gibt hier alles, was in Afrika gebraucht wird: Baumaterialien und Autoersatzteile, Kleidung und Computer. Die Handelsreisenden sind aus dem Kongo, aus Mali oder Nigeria. Die einen werden reich, bei den anderen reicht es gerade zum Überleben. Doch in einem sind sie sich einig: China ist gut für sie und gut für Afrika.

Radiotipps für die Woche vom 10. bis 16. März 2014

Vom ewigen Augenblick der Stille

 

Annäherungen an ein Phänomen

Von Susanne Burkhardt und Robert Brammer

 

Mittwoch, 12.03.2014, 00:05 Uhr, DR Kultur

 

Was ist Stille? Und wann ist Stille? Stille als Voraussetzung von Musik, von Einsamkeit, von Kreativität, von Selbstfindung. Stille als Bestandteil von besonderen Augenblicken des Lebens, als Teil von Glück oder als Beginn von etwas Großem. Stille als eine Grenzerfahrung, Stille als Ausdruck für etwas, das nicht in Worte zu fassen ist. In ihrem Feature versammeln die Autoren Gespräche, Gedanken, akustische Reflexionen und Assoziationen zum Thema. 

 

96 Tage

Der Zentrale Runde Tisch im letzten Jahr der DDR

Von Barbara Felsmann

 

Sa, 15.03.2014, 18.05 Uhr, DR Kultur

 

Dezember 1989, die DDR im Umbruch. Am Zentralen Runden Tisch ringen die Bürgerbewegung und die SED um die Zukunft. Ein Rückblick.

 

“Es waren gut drei Monate einer intensiven Arbeit in bewegter und bewegender Zeit. Und wir haben in dieser Zeit nicht nur miteinander gearbeitet am Wandel zum Besseren, wir haben auch selbst Wandlungen durchgemacht.” Mit diesen Worten schließt Oberkirchenrat Martin Ziegler am 12. März 1990 die letzte Sitzung des Zentralen Runden Tisches in der DDR. Von der Bürgerbewegung ins Leben gerufen, tagt er im Dezember 1989 zum ersten Mal. Die Lage ist ernst. Die Gefahr von blutigen Auseinandersetzungen groß. Es muss gehandelt werden.

 

In insgesamt 16 Sitzungen streiten Vertreter der Opposition sowie der “alten” Parteien um demokratische Erneuerung in der DDR. Eine Erinnerung an diese bewegte und bewegende Zeit.

 

 

Stimme der Stimmlosen

Community Radios in Indonesien

Von Mandy Fox

 

Mittwoch, 12.03.2014, 22.03 Uhr, SWR2

 

Sie warnen vor Vulkanausbrüchen, gründen Schulen, machen auf Krankenversicherungen aufmerksam, organisieren Krankenbesuche, geben Tipps für die Ernte. Lokalradios sind in Indonesien ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. Schließlich verteilt sich das Land auf über 17.000 Inseln. Gesendet wird aus Hinterzimmern oder von unterwegs, die Sender sind mobil. Gehört wird zu Hause, manche nehmen ihr Radio mit zur Arbeit aufs Feld und hängen es an ein Büffelhorn. Warum? Weil es das einzige Medium für Bildung und Information in den oft abgelegenen Siedlungen ist. Der Regierung sind sie allerdings häufig ein Dorn im Auge, weil sie zu selbstständig, zu selbstbewusst agieren. Dabei könnten sie die Demokratisierung des Landes vorantreiben.

 

Deutschland in Kleinanzeigen

Von Martina Schulte

 

Sonntag, 16.3., 14.05 Uhr, SWR2

 

Sie erscheinen täglich, auf schwarzen Brettern, an Laternenpfählen, im Internet, in überregionalen Blättern oder Stadtmagazinen: Annoncen, in denen Tod und Geburt verkündet, Arbeit und Glück gesucht, Karriere, Liebe, Erleuchtung und Zugehörigkeit verheißen wird. Ob demografischer Wandel oder Wertewandel, der Kleinanzeigenteil einer Zeitung verrät mehr über den sozialen und emotionalen Zustand des Landes als die Politik- und Wirtschaftsseiten. Die Autorin Martina Schulte ist den Geschichten hinter den Annoncen nachgegangen. Von Uelzen bis München, von Frankfurt/Oder bis Krefeld hat sie mit allein erziehenden Müttern, Sinn suchenden Jugendlichen, einsamen Managern, Schönheitschirurgen, einer Engelheilerin, einem Callboy und einem Hospiz-Clown gesprochen.

 

Brotlose Kunst – Das Hartz-IV Orchester

Von Inge Kurtz

 

Sonntag, 16. März 2014, 18:05 Uhr, hr2-kultur

 

Viele Kreative leben unterhalb der Armutsgrenze und sind auf staatliche Hilfe angewiesen, weil sie zu wenig mit ihrer Kunst verdienen oder kein Engagement mehr finden.

Wie sich das Leben mit Hartz-IV anfühlt, musste auch Manfred Hampel erfahren. Der ehemalige Innenarchitekt und leidenschaftliche Hobby-Musiker war vor Jahren in einer Holzproduktionsfirma beschäftigt, die pleiteging. „Gestern haben uns die Banken noch hofiert, einen Tag später haben dieselben Leute nicht mehr mit uns geredet“, erzählt der 55-Jährige.
Inzwischen hat er es geschafft, sich eine neue Karriere zu zimmern. Doch die Erinnerung blieb wach, und so gründete er im Jahre 2008 ein Projekt „Das Hartz-IV Orchester“, um arbeitslosen Künstlern zu mehr Selbstvertrauen und besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verhelfen. Innerhalb kürzester Zeit kamen 30 Mitglieder zusammen: Profis unter ihnen und Amateure. Hundert Auftritte hat das Ensemble bereits absolviert. Die meisten Musiker hoffen auf ein neues gut bezahltes Engagement, damit sie nicht mehr sagen müssen: Ich lebe von der Stütze.

 

 

 

Geschichte wird gemacht
Die Erfindung der ukrainischen Nation

Von Uli Hufen

 

Samstag, 15.03.2014, 13.05 Uhr, BR2
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

 

Gehört die Ukraine zu Europa? Gehört sie zu Russland? Oder ist das Land hoffnungslos gespalten? Wenn über die Ukraine geredet wird, geht es früher oder später immer um diese Frage. Das war so, als die Ukraine unabhängig wurde, es war so zur Zeit der Orangenen Revolution 2004 und auch während der “Gaskriege” mit Russland. Auch hinter dem fragwürdigen Referendum, bei dem die Bürger der Krim am 16. März 2014 über die Zugehörigkeit zu Russland oder zur Ukraine entscheiden sollen, steht letztlich diese Frage.
Doch hinter dem Streit um die politische Ausrichtung der Ukraine verbergen sich uralte Bruchlinien. Das Wort “Ukraine” bedeutet Grenzland: Hier leben seit jeher Russen, Ukrainer, Polen und viele andere Völker zusammen, hier verläuft die Grenze zwischen Imperien und Religionen. Wie aber formt man aus einem sprichwörtlichen Grenzland einen modernen Nationalstaat? Uli Hufen ist durch die Ukraine gereist und spürt ihr nach: Der Erfindung der ukrainischen Nation.

 

Radiotipps für die Woche vom 3. bis 9. März 2014

Wirtschaft „You are not a loan!“ Oder: Kapitalismus als Schuldenökonomie

Von Barbara Eisenmann

Dienstag, 04.03.2014, 19:15 Uhr, DLF Feature

Als im September 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach, wurde der Gesamtwert aller Schulden weltweit mit 160 Billionen Dollar beziffert. Ein Wert, der das globale Bruttoinlandsprodukt um das Dreieinhalbfache überstieg.

Viele Ökonomen sehen in dieser gigantischen Schuldenexplosion bloß einen spekulativen Exzess und plädieren für die Regulierung des gegen die Realwirtschaft gerichteten aufgeblähten Finanzsektors und die Rückkehr zur Güter und Dienstleistungen produzierenden Wirtschaft. Kapitalismuskritische Theoretiker schauen sich dagegen an, inwiefern der Kapitalismus sich von Grund auf verändert hat, und analysieren seine neoliberale Phase als die einer Schuldenökonomie neuen Typs, in der die Finanz- mit der Realwirtschaft eng verzahnt ist.

Wie hat die Schuldner-Gläubiger-Beziehung das Feld des Wirtschaftlichen, aber auch das des Sozialen und Politischen transformiert?

Chronik einer blutigen Flucht. Der Fall Sandweg und Velte

Von Claus Lüpkes

Mittwoch 05.03.2014, 22.03 Uhr, SWR2 Feature

Die Geschichte hat sich tief ins Gedächtnis der Stadt Basel eingegraben, sorgte jahrelang für Gesprächsstoff und wurde zur Vorlage für Filme, Theaterinszenierungen und den Roman von Alex Capus “Fast ein bisschen Frühling”. Sie handelt von zwei jungen Deutschen aus Wuppertal, die 1933 eigentlich nur auf dem Landweg nach Indien reisen wollten, dann aber in Stuttgart bei einem Überfall einen Mann erschießen. Auf der Flucht aus Nazi-Deutschland stranden sie auf Umwegen in Basel, und bleiben dort der Liebe wegen. Nach einem weiteren Banküberfall und der anschließenden Großfahndung ziehen sie eine blutige Spur durchs Land, bevor sie sich in einem Park in Basel – eingekesselt von fast 200 Polizisten – im Januar 1934 gegenseitig die Kugel geben. Die Freunde werden 23 Jahre alt, acht Menschen haben sie innerhalb weniger Monate getötet.

Lebensgeschichten: Bleib bei mir, denn es will Abend werde

Lieben im Altenheim

Von Paula Schneider

Freitag, 07.03.2014, 20:10 Uhr DLF Feature

Alt sein ist schlimm, und am schlimmsten im Heim. So heißt es doch. Oma sagte noch mit 65: Bevor ich zu alt werde oder zu krank, bringe ich mich um. Sind Altenheime trübe, überfüllte Orte der Dumpfheit, der Einsamkeit? Traurige letzte Häuser? Möglich, doch auch: Häuser, in denen Menschen wohnen und mit ihnen gute und schlechte Gefühle.

Freundschaften entstehen, gelegentlich und mitunter sogar Liebe. Das Feature folgt ihr durch die hellen Flure eines Pflegeheims in Weimar. Es begegnet dabei fünf Paaren aus ganz Deutschland. Zweien, die ihre jahrzehntelang gewohnte Ehe nicht nur mit Krankheiten, sondern auch mit Heimregeln teilen müssen. Ist das einfacher, wenn einer der Partner noch in der alten Wohnung wohnt und täglich kommt?

Ein anderes Paar geht die letzten Lebensschritte plötzlich ganz getrennt. Und wenige Zimmer weiter trifft man dafür auf Herzen, die sich hier neu gefunden haben. Sanft und dement und über 90. Oder polternd, als “junge Wilde”.

So verschieden sie sind: Die Paare im Heim bieten sich Halt oder Schutz oder Nähe zwischen den vielen Einsamen. Und eine der traumverloren Liebenden ist meine Oma. Sie wohnt hier seit inzwischen drei Jahren.

Stanley Kubrick. Ein Leben für den Film

Von Rainer Praetorius

Samstag, 08.03.2014,  13:05 Uhr, Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr Bayern 2

“Ich habe Angst, Dave. …”
“Das hier bin ich, Alex, und meine drei Droogs.”
Zwei Sätze – und schon startet in vielen Köpfen das Kino des Regisseurs Stanley Kubrick. Der erste Satz stammt von einem Computer, der um sein Leben fürchtet. Die andere zitierte Filmfigur ist ein jugendlicher Schläger, der erst Täter und dann Opfer wird. Doch es sind nicht in erster Linie Dialoge und Sprache, die Kubricks Kinowelt ausmachen. Kaum einem anderen Regisseur ist es so oft gelungen Bild und Musik zu einer vollständigen Einheit zu verschmelzen. “2001 – Odyssee im Weltraum” revolutionierte 1968 das Kino. Lediglich sieben Filme verschafften dem Regisseur einen festen Platz in der Ruhmeshalle des Films. Wie hat das System des Stanley Kubrick in der Praxis funktioniert? Autor Rainer Praetorius lässt in seinem Feature Menschen erzählen, die Kubrick sehr unterschiedlich nahe gekommen sind: u.a. Jan Harlan, 30 Jahre “ausführender Produzent” von Stanley Kubrick, Edgar Reitz, deutscher Filmregisseur – den Kubrick bewunderte und der erstmals ausführlich von seiner Zusammenarbeit mit ihm erzählt und Sky du Mont, deutscher Schauspieler – er spielte eine lange Szene mit Nicole Kidman in “Eyes Wide Shut”, dem letzten Film von Stanley Kubrick.
Wohl einzigartige Privilegien gaben dem Regisseur die künstlerische Freiheit, die er für seine Meisterwerke benötigte. Ohne Zeitdruck und mit viel Liebe zum Detail arbeitete er Jahre an seinen Filmen. Denn selbst die Hollywood-Bosse erkannten: “Es macht keinen Sinn, einem solchen Perfektionisten reinzureden.”
Am 7. März 2014 jährt sich Kubricks Todestag (der im vergangenen Jahr 85 geworden wäre) zum 15. Mal – und immer noch gibt es – so wie in dieser intensiven Kubrick-Lehrstunde – Neues zu seiner Arbeitsweise zu entdecken.

Take a walk an the wild side.

Athen – eine Stadt zwischen Depression und Hoffnung

Von Barbara Spengler-Axiopoulos

Sonntag, 9.3.2014,  14.05 Uhr,  SWR2 Feature am Sonntag

Die Königin von Attika ist tief gefallen. Seit Beginn der Krise vor fünf Jahren gehören gewalttätige Proteste und Streiks zum Alltag der griechischen Hauptstadt. Über ein Drittel der Geschäfte der Athener Innenstadt stehen leer, ganze Straßenzüge sind verwüstet. Früher gut bürgerliche Viertel wurden zu No-Go-Areas und die Besitzer können ihre Immobilien nicht mehr verkaufen. Viele Viertel der einst toleranten und weltoffenen Stadt werden von Angst und Kriminalität beherrscht wie die Gegend um den Omoniaplatz. Die rechtsextreme Partei “Goldene Morgenröte” jagt Migranten. Aber es gibt auch Zeichen der Hoffnung: Immer mehr Athener versuchen, durch Bürgerinitiativen und andere Aktivitäten das öffentliche Leben in der gequälten Metropole zu beeinflussen und die Lebensqualität zu verbessern.